V&C versuchen der Kälte zu entkommen; ein Winter in 5 Teilen

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Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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BER
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P.S.: Valentyna hatte am Morgen eine sehr wahre Folgerung zum Essen: wenn in Asien (Ausnahme: Philippinen) das Essen schlecht ist, dann ist es 'essbar'. Wenn in Afrika das Essen gut ist, dann ist es 'essbar'.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Hab in Afrika schon vielerorts (Kamerun, Sao Tome e Principe, Eritrea, Äthiopien sowieso) geradezu spektakulär (und ob der jeweiligen Orte überraschend) gut gesessen, während ich auch in Thailand, Vietnam oder Singapur die eine oder andere Enttäuschung erlebt habe. Wenn dort sicher auch mehr Einzelfälle dabei waren:)

PS: Der Mocambique-Teil interessiert mich persönlich am meisten. Steht auch auf meiner Bucket List noch recht weit oben und ich freue mich da auf eure (weiteren) Bewertungen...
 
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HON/UA

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28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
38. Tag; 3. Winterreise 2017/18

Da wir bereits wussten, dass das Wetter regnerisch werden würde konnten wir den Tag geruhsam angehen, etwas länger schlafen.

Das Frühstück wird im Hotel nur bis 09:30 serviert, etwas ungünstig für ein reines Urlaubshotel. So erschienen wir um 09:25 – und waren nicht die Letzten.

Wir bekamen ein Stück Ananas, Brot, Butter und Marmelade. Joghurt & Granola wurden nur auf Nachfrage serviert. Auch bekamen wir statt zwei nur ein einziges Spiegelei, dafür heute mal mit Bacon. Ich fragte ob das Huhn heute nur ein Ei gelegt hätte – worauf ich ein zweites bekam. Auch der Kaffee hatte nichts mit dem des Vortags gemeinsam, war dünn wie Spülwasser. Inkonsistenz at its best, welcome to Africa!

Das Wetter war für die Erkundung der Stadt ideal: bewölkt, 28 Grad, nur ab und zu leichter Nieselregen. So starteten wir, nachdem wir uns frischgemacht hatten, unsere Erkundung gegen 11 Uhr, zu Fuß.

Schon nach ein paar Metern erreichten wir einen kleinen Platz, mit Blick aufs Postamt


und das ‚Maritim Museum’


Weiter durch Arkaden, wo sich auch eine Apotheke befindet,


zum Inselmuseum.

Hier konnten wir den Eintritt für das Museum und das Fort bezahlen, zusammen ca. US$ 5 pro Person. Die ‚Eintrittskarte’ war typisch sowjetisch, ein dünnes Papier, händisch ausgefüllt – nur der rote Stempel fehlte.


Der Ticketverkäufer schnappte sich einen großen Schlüsselbund und forderte uns auf ihm zu folgen. Nun verstanden wir, der Museumsbesuch war eine Einzelführung – andere Touristen gab es nämlich nicht.

Die Treppen nach oben


zum Eingang des Museums, dem ehemaligen Gouverneurspalast aus dem beginnenden 17. Jahrhundert. Nach der Verlegung der Hauptstadt nach Maputo wurde das Gebäude ein Gästehaus für hochgestellte Besucher, seit der Unabhängigkeit 1975 ein Museum. Ein lustiger Fakt ist, dass der Palast extra ein Gästezimmer für den portugiesischen König hatte, mit extrahohen Betten und kleiner Leiter. In diesem Zimmer hatte aber nie jemand geschlafen, bis 1975 der Präsident der unabhängigen Republik Mozambique darin weilte.

Das Innere des Palasts war riesig & eindrucksvoll, wenn auch ziemlich heruntergekommen. Die Möbel kamen meist aus Goa, die Leuchter aus Murano, die Wandteppiche aus Portugal. Nichts durfte man anfassen, nirgends sich hinsetzen.

Valentyna fielen an einigen Möbelstücken und Gegenständen im Museum kleine Schildchen auf. Der Museumswärter erklärte uns, dass dies die Preise für die jeweiligen Gegenstände seien. Aha!

Uns wurde noch angeboten das Maritim- und das Kunstmuseum anzuschauen, lehnten aber dankend ab, liefen weiter in Richtung Fort.

Knapp 50% der Gebäude auf der Insel sehen übrigens so oder schlimmer aus:


Am öffentlichen Strand vorbei,


immer wieder Bettler und Guides abwimmelnd, erreichten wir das Fortaleza Sao Sebastiao.




Auch hier wurde wieder ein großes Holzgatter geöffnet und wir durften hinein in die heiligen Hallen.

Durch das Tor


hinein ins Innere.


Erinnerte uns irgendwie an die Kuhställe einer zerfallenden Kolchose in der tiefsten ukrainischen Provinz – nennt uns Banausen.

Irgendwo stand auch ein Modell des Forts herum


– wir fragten uns was älter war, das Fort oder das Modell.

Nach oben auf die Befestigungsanlage, wir waren geschockt über den Zustand.


Hier kümmert sich wirklich niemand um das Kulturerbe. Irgendwie ist dies eine Schande, denn das Fort ist eines der ältesten der südlichen Welthalbkugel, im 16. Jahrhundert errichtet, mit Steinen, welche nummeriert aus Portugal angeliefert wurden.

Auf dem Wall befinden sich unzählige Kanonen aus dem 19. Jahrhundert, auch hat man einen netten Blick zurück auf die Stadt.


Ein weiteres Highlight ist die Capella de Nossa Senhora do Baluarte, dem ältesten erhaltenen Bauwerk der südlichen Hemisphäre.


1996 wurde diese restauriert – wovon man leider nicht mehr viel sieht.

Noch ein Blick hinunter in die Anlage


und es wurde Zeit diesen verfallenen Ort zu verlassen.

Durch einen kleinen Park mit eindrucksvollen Bäumen


entlang der Ostküste der Insel,


an einem Kino


und der Statue von Vasco da Gama (1469 – 1524) vorbei.


Noch ein kurzer Blick aus der Ferne auf die Kirche Santo Antonio


und wir liefen nach 2 ½ Stunden zurück zum Hotel.

Im Hotelrestaurant war einiges los, wir bekamen den letzten Tisch zugewiesen, bestellten Garlic Shrimps, Rissoles mit Shrimps


und als Hauptgericht einen gegrillten Tintenfisch mit Kokosreis.


Die Prawns waren leider ziemlich sandig, der Rest ganz gut.

Leider wurde das Wetter schlechter, es regnete wieder mehr. So entschieden wir uns, nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, den Rest der Insel mit dem Auto zu erkunden.

Wir kamen am neo-klassischen Krankenhaus (1877) vorbei, einem riesigen Komplex, ehemals das Größte südlich der Sahara.






Dies muss damals wirklich eindrucksvoll gewesen sein, mit Brunne & Statuen ausgestattet – nur ist von der ehemaligen Pracht kaum mehr etwas übrig. Ein Wunder, dass es angeblich renoviert wurde, noch heute in Betrieb ist.

An der Iglesia de Saude vorbei


in Richtung Süden, wo die ärmere Bevölkerung der Stadt lebt.


Hier liegt auch die Kirche Santo Antonio, welche wir vor dem Mittagessen aus der Ferne gesehen hatten.


Ganz im Süden der Insel der Friedhof,


selbst dieser eine Ruine.

Mit Blick auf die Brücke zum Festland


nach Norden, vorbei an einer weiteren Kirche


durch die Straßen


wo alle möglichen waren, inklusive Fisch verkauft wurden.


Da es immer stärker regnete entschieden wir uns im Zimmer bei sehr gutem Internet einen Film zu schauen, mehr Möglichkeiten des Entertainments gab es nämlich nicht.

Am Abend entschieden wir uns die 500 Meter zum Restaurant ‚Ancora d’Ouro mit dem Auto zurückzulegen, wir hatten keine Lust durchnässt anzukommen.

Das Lokal war hübsch gemacht,


es waren bereits 4 Tische besetzt – ein gutes Zeichen.

Aus der Speisekarte wählten wir ‚Grilled Shrimps’ mit Salat, Reis und flüssiger Knoblauchbutter


und, obwohl ich wirklich kein großer Pizzaesser bin, eine Pizza mit scharfer Wurst.


Wow, die Prawns waren im Vergleich zum Vortag riesig, ganz ordentlich gegrillt. Das Wunder war aber die Pizza, ein hauchdünner Boden, nicht von Käse erschlagen, mit leckerer Wurst, gut gewürzt, im Holzfeuer gebacken. Damit hätte ich auf der Ihla do Mocambique beim besten Willen nicht gerechnet.

Als Dessert eine Tiramisu,


gefroren, geschmacklos, nicht essbar – leider.

Inklusive Trinkgeld US$ 30 bezahlt und durch die nächtliche Stadt zurück zum Hotel.
 
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Hene

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27.03.2013
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BER
Die tropische Witterung in Verbindung mit der salzigen Luft tun in solchen Orten ihren Dienst.
 
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28.02.2011
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Die tropische Witterung in Verbindung mit der salzigen Luft tun in solchen Orten ihren Dienst.
Sicher! Heute sah man z.B. an den Kirchen wegen fehlender Wasserspeier, wie bei starkem Regen das Wasser an der Fassade herunterlief. Auch die fehlenden Dachrinnen sind natürlich ein Problem.

Aber daran liegt es nicht nur. Selbst wenn man kein Geld für Farbe oder ähnliches hat, man könnte sein eigenes Territorium wenigstens von Abfällen sauber halten. Aber die Leute dösen lieber irgendwo im Schatten oder springen ins Meer und lassen den Müll einfach Müll sein.
 

flyglobal

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25.12.2009
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Ihr spracht vom vollen Speisesaal.

Dazu die Frage zum Resort:
1) Wie würdest du denn die Auslastung schätzen?
2) Da die Straßen wenig Betrieb zeigen und ihr auch die einzigen Touristen da zu sein scheint: Bleiben die anderen Gäste eher an Strand und pool? also so ne art reine Relax/ Strandoase?


Flyglobal
 
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HAJfb

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22.10.2016
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HAJ
Vielen Dank für den Bericht über Mosambik!

Wir waren vor 3 Jahren für eine Woche in Tofo, in der Nähe von Inhambane. Einer der besten Spots um mit Walhaien und Manta Rochen zu tauchen/schnorcheln (wenn gerade Saison ist) und sehr schicken, gut gepflegten B&Bs, mit toller Aussicht auf den Strand.
09CDDE11-FF5C-4880-9A81-442BF28412D5.jpg
 

pepone100

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06.12.2011
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die Krabben legen ja ein enormes Fluchttempo hin. Was habt ihr gemacht damit diese Beschleunigen wie ein 911er Turbo ?
:LOL:
 
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28.02.2011
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Ihr spracht vom vollen Speisesaal.

Dazu die Frage zum Resort:
1) Wie würdest du denn die Auslastung schätzen?
2) Da die Straßen wenig Betrieb zeigen und ihr auch die einzigen Touristen da zu sein scheint: Bleiben die anderen Gäste eher an Strand und pool? also so ne art reine Relax/ Strandoase?

Auslastung? Am Wochenende bei maximal 20%, jetzt gegen 5%. Uns ist unverständlich, dass hier so viele Ausländer in Hotels, B&B und Unterkünfte für AirBnB investieren. Ich würde die Anzahl der Touristen auf der ganzen Insel, denn man sieht sich immer wieder, auf maximal 100 Schätzen, und Valentyna meint, dass das hoch gegriffen wäre. Eigentlich kannten wir am zweiten Tag schon alle, man begrüßte sich freundlich.

Bei den Restaurants ist die Auswahl sehr gering, 7 an der Zahl (inklusive der Hotelrestaurants). Normalerweise kann man schon froh sein wenn man nicht alleine im Restaurant sitzt - deshalb waren wir sehr verwundert, als unser Hotelrestaurant voll besetzt war, alle 6 Tische. Es war aber Wochenende und somit lokale Touristen anwesend, komplette Familien, deshalb.

Pool/Strand? Bei dem Regen??? Normalerweise bucht man die Ilja de Mozambique so, dass man einen Tag die Insel anschaut, zwei Tage auf die vorgelagerten Inseln, z.B. Ilha de Goa, fährt, dort sonnt, badet und ein Lunch zu sich nimmt. Leider ist das Wetter genau seit unserer Ankunft schlecht und wird immer schlechter.

Weiterhin möchte ich stark bezweifeln, dass die Ilha de Mocambique einen, trotz ihrer Reize, einen großen Touristenboom erfahren wird. Dazu liegt sie einfach zu weit ab vom nächsten Flughafen (knapp 170 km), die Fahrt ist zu lang (aktuell 3 Stunden), ohne Mietwagen zu teuer (Taxi ca. US$ 200/Strecke - natürlich kann man lokale Minibusse nehmen) und Hotels für das Gebotene zu kostspielig. Für Individualtouristen ist es ganz nett, vor allem wenn man mal etwas 'Kultur' einbauen, was Neues erleben möchte. Wir sind, trotz des miesen Wetters, froh die Insel gesehen zu haben.
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
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GRQ + LID
Hier mal ein kleiner Live-Update vom heutigen Tage.

Wenn's eh regnet, dann eine technische Frage... wie ist das Internet dort so? Scheint alles recht gut zu funktionieren, oder?

Lese wie immer mit Interesse mit. Nochmals vielen Dank für deine Arbeit, wird sehr geschätzt, auch wenn ich nicht jedes Mal auf 'Danke' drücke :)
 
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Bayer59

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18.09.2013
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Ich wünsche euch, dass eure Reise bald weiter geht und das Wetter sich dann wieder bessert! Schlommer kann es nicht mehr werden.
 
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HON/UA

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28.02.2011
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39. Tag; 3. Winterreise 2017/18

Heute hat es nur ein einziges Mal geregnet - und zwar den ganzen Tag ohne Unterbrechung.

Schon beim Frühstücken stand das Hotelrestaurant unter Wasser, was aber niemanden sonderlich störte. Zuerst dachte ich, dass das wohl in Mozambique 'normal' sei, aber der Manager erklärte mir, dass ein solcher Zyklon vielleicht alle 10 Jahre einmal über die Insel fegt.

In der ganzen Stadt gab es schon gegen 10 Uhr keine Elektrizität mehr, zum Glück besitzt unser Hotel einen leistungsstarken Generator mit genügend Spintreserven, zudem ein digitales Internetkabel nach Nampula.

Nach dem Frühstück wurden wir angewiesen das Hotel nicht zu verlassen, Bäume seien umgestützt, Teile der baufälligen Gebäude könnten herumfliegen. Auch die Sonnensegel der Hotelterrasse befanden sich am nachmittag in Auflösung.

So nahmen wir das Mittagessen im Hotelrestaurant ein, verbrachten den Nachmittag im Zimmer, schauten Filme, laßen Bücher, alternativlos.

Gegen 19:30 wurden wir aufgefordert unser Abendessen zu bestellen, die Küche wolle schließen, die Mitarbeiter nach Hause, sich um ihre Häuser und Familien kümmern.

Gegen 21:00 flaute der Regen etwas ab,


der Sturm peitschte noch immer die See.

Da wir wegen des Wetters noch früher als geplant abreisen müssen, packten wir schon unsere Taschen, bezahlten die Rechnung.

Nun heißt es hoffen, dass wir zum Flughafen durchkommen werden, keine Bäume die einzige Straße blockieren.
 
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tarantula

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02.02.2011
2.534
2.342
Löhne
Wünsche euch viel Glück auf eurem Weg zum Flughafen!

Und vielen Dank für euren tollen Bericht, ich lese mit Spannung gerne mit. (y)
 
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28.02.2011
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40/1. Tag; 3. Winterreise 2017/18

Die Nacht war ‚etwas’ unruhig. Nicht nur der Wind pfiff lautstark ohne Unterlass und der Regen trommelte aufs Dach, gegen 2 Uhr hörten wir auch das erste Glas zu Bruch gehen, ein Wunder, dass die riesige Palme vor unserem Zimmer nicht umfiel.

An Schlaf war kaum zu denken, um 4 Uhr gab ich es auf, lief vorsichtig in Richtung Terrasse vor dem Meer. War der Wind schon innerhalb der Anlage sehr stark, war er auf der Terrasse unglaublich, der Regen peitschte einem ins Gesicht wie Sandkörner, die Sonnensegel waren längst verschwunden – die Palme stand zum Glück noch immer.

Wegen des Wetters wurde uns eine frühe Abreise nahegelegt, die Fahrtzeit könne sich wegen umgefallener Bäume, überfluteter Straßen erheblich erhöhen – denn Ausweichrouten gibt es keine. Was für ein Glück, dass wir einen Land Cruiser hatten, keinen KIA Rio.

Um 06:30 verabschiedeten wir uns von der Hotelcrew, welche versuchte die Schäden am Hotel noch in Grenzen zu halten, soweit dies möglich war.

(das rosa Boot war auch verschwunden)



Wir schüttelten nur den Kopf. Denn wir hätten schon am Morgen des Vortags angefangen die Sonnensegel und Gardienen an den Liegen abzunehmen, zerbrechliche Gegenstände in Sicherheit gebracht. Aber die Jungs hatten noch nicht einmal die Sitzkissen der Terrassenmöbel ins Innere gebracht.

Die Insel zu verlassen war die erste Aufgabe, wir mussten passierbare Straßen finden. So ging es mit einem ziemlichen Umweg und entgegen der Fahrtrichtung zur Brücke, welche zum Glück geöffnet war. US$ 0.30 an den Brückenwächter entrichtet und schon ging es aufs Festland.


Hier herrschte allerdings auch Chaos, alle versuchten irgendwohin zu kommen,


wahrscheinlich um Material zu besorgen, um die Häuser in Ordnung zu bringen. Denn was wir sahen war erschreckend: Stroh- und auch Wellblechdächer waren abgedeckt, Lehmwände hatten sich im Regen aufgelöst, viele niedrig gelegene Häuser waren komplett vollgelaufen, unbewohnbar. Aber die Menschen scheinen den Frohsinn dadurch nicht verloren zu haben, badeten im Meer oder benutzten den Regen einfach als Dusche. Noch nie haben wir so viele nackte (ja, komplett nackt!) junge Männer auf der Straße gesehen.

Schon nach wenigen Kilometern wurde unsere Befürchtung wahr, der erste große Baum blockierte die Straße, der Minibus, der versuchte um den Baum herumzufahren, hatte sich im Schlamm festgefahren.


So mussten wir warten bis die Besatzung den Bus aus dem Schlamm herausgeschoben hatte, 4WD, zugeschaltet und problemlos um den Baum herumgefahren.

Nach kurzer Fahrt, das nächste Problem: umgefallene Strommasten lagen auf einer Seite der Straße.


Zum echten Problem wurde dies aber erst, als die Stromleitungen die Straße kreuzten, teilweise ca. 30 cm über der Straße hingen.


Ich wollte jetzt nicht unbedingt aussteigen, um diese herunterzudrücken. Wer weiß ob nicht doch noch Starkstrom drauf ist. So fuhr ich langsam heran und drückte die Kabel mit den Reifen herunter. Ging gut!

Nachdem wir weitere Bäume umfahren hatten




kamen wir kurz vor der Abbiegung auf die Hauptstraße nach Nampula an eine Stelle, an welcher sich auf der einen Seite der Straße so viel Wasser angesammelt hatte, dass dieses die Straße komplett unterspült hatte, so abfloss. Ich dachte nur: nichts wie rüber solang die Straße über der Unterspülung noch hält. Er dann hielten wir an, betrachteten das Szenario.

 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
40/2. Tag; 3. Winterreise 2017/18

Auf der Hauptstraße wurde es besser, denn hier gab es keine Bäume und Stromleitungen nahe der Straße, auch herrschte wenig Verkehr.

Der Bach, den wir 4 Tage vorher überquert hatten, war nun zum reißenden Strom geworden.



Da die Straße recht leer war, der Land Cruiser dank seines Gewichts trotz des sturmartigen Windes stur seine Bahnen zog, kamen wir gut voran. Valentyna schüttelte nur den Kopf als bei mir die Sucht durchkam, ich mich mit einem chinesischen Regenschirm bewaffnet den Naturgewalten stellte.


Unser Frühstück bestand aus dem, was uns das Hotelpersonal am Vorabend noch schnell eingepackt hatte: 4 Kekse und zwei Butterbrötchen, am Steuer eingenommen.

Nach knapp 3 Stunden Fahrtzeit erreichten wir bereits Nampula, tankten das Auto voll (Durchschnittsverbrauch 14 Liter benzin), fuhren zum Flughafen, parkten auf dem Parkplatz.

Ich ging zum Terminal,


um beim LAM zwei ‚Excess Luggage Packages’ zu kaufen (US$ 30 für jeweils 20 kg). Da man diese nur bis 48 Stunden vor Abflug erwerben kann, hatte ich bereits seit Monaten mehrmals das LAM Büro in Maputo kontaktiert – ohne eine Antwort zu erhalten. Auch am Ankunftstag hatte ich es versucht – aber das LAM Büro im Flughafen hatte geschlossen. Heute wurde ich zum Chef geführt, der mir das mit den 48 Stunden erklärte. Ich erzählte meine Geschichte, er zuckte mit den Schultern und erklärte, dass Email und Flughafenbüro nicht funktionieren würden, man dieses Package nur persönlich im Stadtbüro erwerben könne. Da es nun zu spät sei, müsste ich die regulären US$ 3 pro Kilogramm bezahlen. Auch kein Beinbruch, US$ 85 statt 60.

Da es noch zu früh für den Check-In war, ging ich wieder zum Auto, wir schliefen noch 45 Minuten tief und fest auf den bequemen Veloursitzen des Land Cruisers.

Um kurz vor 11 dann in die Check-In-Halle.


Hier wurde einem gleich bewusst wer diesen Flughafen errichtet hatte, nämlich die Sowjetunion, im typischen Provinzbaustil, Beton, Alu und Holz.

Der Check-In verließ zügig, ich hatte im Vorfeld die Sitze 6A und 6C im Online-Check-In (ja, der funktionierte wirklich) reserviert.


Die Dame sagte mir, dass 6B besetzt sei, der Flug aber so leer wäre, dass wir ohne Probleme im Flugzeug eine andere Reihe aussuchen könnten.

Die Abflughalle musste man erst einmal finden, ein Polizist ließ uns ein. Die Sicherheitskontrolle war ein Witz: Wasser, kein Problem, Computer in der Tasche auch nicht. Als ich durch den Metalldetektor ging, piepste es natürlich, ich hatte meine Uhr an, Gürtel um und Sonnenbrille im T-Shirt-Ausschnitt. Dies juckte aber auch niemanden, es fand keine Nachkontrolle statt.

Wir suchten uns einen Platz Airside,


sogar einen kleinen Shop gab es – mit dem Schild ‚Closed’. Valentyna wollte auf die Toilette und kam mit einem Gesicht zurück, kreidebleich. Sie sagte mir, dass sie so was noch nirgends gesehen und gerochen hätte.

Um 12:25, der offiziellen Abflugzeit war noch kein Flugzeug zu sehen, Ansagen mit einer Information gab es auch nicht. Ich entdeckte den Zugang zu einem Restaurant im Obergeschoß, besorgte und ein paar Kekse.

Das Publikum des Fluges bestand aus Locals, Touristen und überwiegend Chinesen und Bangladeshis. Irgendwann ließ sich eine LAM-Mitarbeiterin blicken und ich ergriff meine Chance, um nach einer Info zu fragen.

Das Flugzeug hätte wegen des schlechten Wetters zu einem anderen Flughafen ausweichen müssen, sei aber jetzt auf dem Weg nach Nampula, würde in 5 Minuten landen. Nach 10 Minuten, gegen 13 Uhr kam es dann auch wirklich an.

Ich war verwundert, dass es sich doch um ein recht neues Modell einer 737 handelte,


meine Hoffnung auf eine 737-100 verflogen.

Um so überraschter waren wir vom Aussteigevorgang, denn dieser erfolgte per Nissan Mini-Bus. So musste dieser insgesamt 5 Mal fahren, um die aussteigenden Passagiere zum Terminal zu bringen.

Auch der Einsteigeprozess lief analog,


ziemlich zeitraubend. Schneller wären wir zum Flugzeug gelaufen.

Bei unserem Eintreffen saßen bereits einige Passagiere vom Vorflug im Flieger, auf 6A hatte sich jemand breit gemacht. Also schauten wir uns nach einer anderen freien Reihe weiter hinten um, nahmen Platz.


Das Innere des Flugzeugs war etwas angestaubt, irgendwas stimmte auch mit dem Lautsprechersystem nicht, denn die Ansage der Flugbegleiterin war nur bruchstückhaft zu hören.

Mit einer Stunde Verspätung waren wir in der Luft, es wurde ein warmes Mittagessen und Getränke serviert.


Leider schmeckte es wie es aussah – und so beschränkten wir uns auf das Brötchen mit Butter, sowie den im Anschluss gereichten Kaffee mit Zucker (Milch gab es keine).

Trotz des immensen Geräuschpegels im Flugzeug schafften wir es eine Stunde zu schlafen, so müde war wir von der relativ schlaflosen Nacht.

Von der Verspätung holten wir auf dem Flug nichts mehr ein, und so waren wir mit einer vollen Stunde Verspätung im Landeanflug auf Maputo. Endlich mal wieder Hochhäuser, eine riesige Stadt, Trubel und Baustellen (inklusive einer riesigen Brücke, welche die von den Chinesen gebaute Asphaltstraße zur Südafrikanischen Grenze vervollständigen wird). Wir fühlten uns wieder in der Zivilisation angekommen.

Am Maputo Airport ging es zu Fuß ins Terminal,


das Gepäck kam (für Afrika) extrem schnell und komplett aufs Band. Was mir gefiel war, dass wie in Vietnam und früher Russland, eine Mitarbeiterin die Gepäckabschnitte auf Übereinstimmung mit den Gepäckstücken kontrollierte. Ich finde dies sollte Standard werden, weltweit.

Hinaus aus der Terminal


und ein Taxi gesucht. Schon kam ein ‚offizieller’ Taxi-Zuweiser und wollte uns ein Taxi zum Radisson zu US$ 15 aufdrücken, erklärte, dass dies der reguläre Preis wäre, zeigte eine ofiziell aussehende Preisliste. Valentyna ging zur Info, wo ihr gesagt wurde, dass 8 bis 10 Dollar das Maximum seien.

Der 5. Taxifahrer erklärte sich zu US$ 10 bereit, Valentyna wollte weitersuchen – ich nicht. So wurden die Taschen verladen, es ging los durch die Stadt. Irgendwie erinnerte es mich an HCMC vor 15 Jahren, Platz des Helden mit Heldengraffiti im Sowjetstyle, alte japanische Autos, Ministerien. Viel besser als die Pampa!

Nach ca. 15 Minuten Fahrt kamen wir am Radisson Maputo an,


dem einzigen internationalen Hotel der Stadt.

Hinein in die Lobby


zum Check-In.


Dieser war, nett ausgedrückt ‚afrikanisch’. Zuerst fand man unsere Buchung nicht, dann wollte man die Buchungsbestätigung mit Buchungsnummer sehen – was nicht viel brachte, da es eine booking.com Buchungsnummer war. Ein zweiter Mitarbeiter wurde hinzugezogen, welcher die Buchung dann, welch Wunder, unter meinem Namen fand.

Nun die Qual der Wahl, ‚Hotel’ (kleines Zimmer) oder ‚Residence’ (großes Zimmer). Wir entschieden uns für die ‚Residence’, liefen zum Nebengebäude, fuhren in den 12. Stock zu unserem Zimmer




mit großem Balkon und Aussicht über das Diplomatenviertel der Stadt.


Am eindrucksvollsten die Chinesische Botschaft direkt gegenüber, mit großem Schwimmbad, Joggingpfad etc.


Die Botschaft hat ungefähr die Größe wie die Kanadische-, Deutsche-, Brasilianische- und US-Botschaft zusammen!

Wir packten schnell eine Tasche mit unserer gebrauchten Wäsche, gingen hinunter zum Concierge, fragten nach einer Wäscherei in der Umgebung. Der Concierge wollte sich erkundigen, bat uns Platz zu nehmen. Nach 30 Minuten Wartezeit erfuhren wir, dass alle Wäschereien um 17 Uhr schließen, wir dies am Folgemorgen zu erledigen hätten.

Wieder ins Zimmer, etwas von dem Stress des Tages erholt.

Gegen 19:15 hatten wir großen Hunger, hatten außer Butterbrötchen und ein paar Keksen den ganzen Tag nichts zu uns genommen. Ich ließ uns einen Tisch auf der Terrasse des Restaurant ‚Campo di Mare’ reservieren, fuhren mit dem Taxi los.

Wir waren beeindruckt von Maputo. Auf der Strandpromenade trieben sehr viele Menschen Sport, joggten und benutzten die dort aufgestellten Freilufttrainingsgeräte, welche wir schon aus China kannten. Auch das riesige Hotel neben dem Radisson, von Chinesen wohl für Chinesen errichtet – denn die Beschriftung war in chinesischen Schriftzeichen ausgeführt.

Wir erreichten das Restaurant,


gingen hinein und wurden zu unserem Tisch geführt. Die Bedienung war sehr freundlich, nahm unsere Bestellung auf.

Als Vorspeise eine kleine Auswahl, Thunfisch-Tartar, Krabben- und Tintenfischsalat,


ein Traum nach dem Essen der letzten Tage.

Als Hauptgericht wollten wir ‚alles außer gegrilltem Fisch mit Reis’, entschieden uns für hausgemachte Pasta mit Meeresfrüchten bzw. Lobster.


Für Maputo war dies überraschend gut gemachte italienische Küche, was wahrscheinlich am italienischen Eigentümer & Koch lag.

Valentyna hatte Heißhunger auf Schokolade,


ich nahm getränkten Biskuit mit Fruchtcreme und Früchten.


Während mein Dessert sehr gut war, war das von Valentyna seltsam, hatte einen seltsamen Beigeschmack.

Mit US$ 60 war das Essen für das Gebotene nicht zu teuer, wir fuhren zurück ins Hotel, erschlagen vom Tag.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
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Im nachhinein Glück die Sache mit dem Land Cruiser, wie schätzt du die Lage ein, hättet ihr es mit dem Kia Rio, oder auch mit dem Toyota Corolla geschafft nach Nampula zu kommen?

Flyglobal
 
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Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Im nachhinein Glück die Sache mit dem Land Cruiser, wie schätzt du die Lage ein, hättet ihr es mit dem Kia Rio, oder auch mit dem Toyota Corolla geschafft nach Nampula zu kommen?

Flyglobal
Beim ersten umgestürzten Baum hätten wir schon keine Chance mehr gehabt, wie der Minibus vor uns, einfach zu nass zu schlammig neben der Straße. Aber ich nehme an, für ein Entgelt hätte man uns auch durchgeschoben.

Der Land Cruiser hatte aber auch auf der Asphaltstraße wegen seines Gewichts seine Vorteile. Selten ein Auto erlebt, das bei so einem Sturm so stoisch geradeaus gefahren ist.
 

xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
4.225
1.841
KUL (bye bye HAM)
Aus dem Bereich unnützes Wissen: die Gepäckabschnitte werden in Vietnam nur auf Inlandsflügen kontrolliert, nicht im internationalen Bereich. Das einzige (mir bekannte) andere Land, neben Vietnam und Mocambique was das so handhabt ist Iran.

Unabhängig davon das du recht hast und es grundsätzlich und überall so gemacht werden sollte.
 
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