5/1. Tag; 5. Winterreise 2017/18
Wir haben beide keine Ahnung weshalb uns diesmal das Jetlag dermaßen erwischt hat. Jedenfalls wurden wir nicht müde, dafür gegen 00:30 hungrig.
Und so machten wir uns zu dieser nächtlichen Zeit auf, hinüber zum Maxwell Food Center, wo immerhin noch zwei Hawker geöffnet hatten. Wir entschieden uns für die chinesische Variante,
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bestellten eine Wonton-Suppe, Austern-Omelette und ein Nudelgericht mit Fleischscheiben. Unsere Erwartungen waren um diese Uhrzeit gering, waren verwundert als wir unsere Gerichte sogar an den Tisch gebracht bekamen.
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Es war jetzt nicht weltbewegend – aber für den kleinen Hunger mitten in der Nacht ganz ordentlich, sicher besser als die meisten Fast-Food-Varianten, und auch nicht teurer.
Irgendwann, es war schon früher Morgen, schafften wir es einzuschlafen, kamen jedoch problemlos mit dem Klingeln des Weckers gegen kurz nach 9 aus dem Bett. Dies musste auch sein – denn wir hatten eine Mission:
Dim-Sum-Tag
Für den Mittag stand die Evaluierung verschiedener hochgelobter Dim-Sum-Lokalitäten auf dem Plan. Nun ist es nicht leicht aus der riesigen Fülle der Dim-Sum-Restaurants ein paar herauszufiltern, welche man an einem Mittag bewältigen kann, weshalb ich TA, Food-Blogs gelesen, unsere lokalen Freunde um Rat gefragt hatte, um die 3 herauszupicken.
Um 11 stiegen wir in ein UBER, fuhren auf die Orchard Road zur Paragon Mall, wo sich gleich zwei herausragende Dim-Sum-Restaurants befinden, das ‚Din Tai Fung’ mit seiner eher taiwanesischen Ausrichtung (gute Nudeln) sowie das ‚Crystal Jade Golden Palace’, welches mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist.
Unser Plan war pünktlich zur Eröffnung des Crystal Jade Golden Palace vor der Tür zu stehen, um eventuellen Schlangen aus dem Weg zu gehen. Und so war es auch – obwohl wir keine Reservierung hatten, bekamen wir sofort einen Tisch, wurden ins fast leere, eiskalte Restaurant geführt,
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welches sich erst kurz vor 12 Uhr füllte.
Das Innere so wie der Service waren sehr traditionell chinesisch, sehr freundlich und aufmerksam.
Zum Jasmintee bestellten wir ‚Ha Kau’ (unten, links), die üblichen ‚Xiao Long Bao’ (unten, rechts), ‚Steamed BBQ Pork Bun’ (oben, rechts)
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und meinen Liebling, ‚Pan-fried Carrot Cake with Preserved Meat’.
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Wegen unserer frühen Ankunft dauerte es ca. 10 Minuten bis die Speisen aufgefahren wurden, heiß und dampfend (ich hasse kalte Xiao Long Bao, überhaupt lauwarmes Essen).
Bis auf die Xiao Long Bao, deren Teig beim Abziehen vom Papier brach, die Brühe auslief, waren die Gerichte von hervorragender Qualität, die Buns und der Carrot-Cake außergewöhnlich lecker.
Als ich um kurz vor 12 nach der Rechnung fragte, wurde ich etwas verwundert angeschaut, weshalb wir so schnell das Restaurant verlassen würden, ob es uns nicht geschmeckt hätte. Ich erklärte kurz unsere Tagesmission, woraufhin man uns ruckzuck die Rechnung, ca, S$ 40, brachte.
Nun hatten wir 30 Minuten Zeit bis zu unserer nächsten Reservierung, 2 Kilometer Entfernung - und so entschieden wir uns als Verdauungsspaziergang die Orchard Road hinunterzulaufen.
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Natürlich hatten wir nicht an die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit gedacht – und so zogen sich die gut 2 Kilometer bis zum Chijmes.
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Beim ‚Chijmes’ handelt es sich um ein ehemaliges Kloster, wurde Ende des 20. Jahrhunderts aufwendig zu einem Komplex mit vielen Restaurants umgebaut,
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wobei Klostergebäude und Kapelle zu Nationaldenkmälern ernannt wurden.
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Unser Ziel war das Restaurant ‚Lei Garden’,
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einem Ableger der Hong-Kong-Kette, welches ich schon mehrfach, auch mit Valentyna, in der Elements-Shopping-Mall unter dem W Hotel besucht hatte. Auch das Lei Garden in Singapore wurde vom Guide Michelin mit einem Stern geadelt.
Bei unserem Eintreffen um 12:30 war ich froh im Vorfeld einen Tisch reserviert zu haben, denn der Innenraum war selbst an einem Freitag voll besetzt, zugegebenermaßen mit mehr Europäern als das Crystal Jade.
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Nachdem wir an einem riesigen Tisch platziert wurden bestellte ich aus Vergleichsgründen ‚Xiao Long Bao’ sowie ‚Carrot Cake’, dazu noch meine geliebten Hühnerfüße in Bohnensauce, ‚Roasted Pork Belly Siew Yuk’ und ‚Cheong Fun with BBQ Pork’.
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Die Hühnerfüße waren, wie erwartet, ein Traum, zart, voll Geschmack, leicht scharf.
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Auch der Schweinebauch war köstlich, perfekt in Optik, Konsistenz und Geschmack, ein Genuss beim Hineinbeißen.
Bei den Xiao Long Bao war der Teig dicker, so dass diese beim Entnahmen nicht aufplatzten, ein Vor- wie auch ein Nachteil. Carrot Cake und Cheong Fun waren leider eine Enttäuschung, kaum Geschmack, kein Vergleich zum Crystal Jade.
Aber das Lei Garden bietet Desserts, zusätzlich zum üblichen Mango-Pudding werden auch süße Dim-Sum angeboten, ich bestellte ‚Chocolate Swirl Bao with Salted Egg Custard’
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Wow! Der Mango-Pudding war sehr gut, einfach hervorragend. Der Knaller waren aber die süßen Baos, der Teig wunderbar dünn, die Füllung süß und cremig.
S$ 80 bezahlt und hinaus in die schwüle Hitze, nun mussten wir etwas verdauen, liefen zur St. Andrew’s Cathedral,
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warfen einen Blick hinein.
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Weiter mit einem Blick aufs Marina Bay
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und Innenstadt
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zur National Gallery, kurz zur Erholung ins klimatisierte Innere.
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Wir liefen noch etwas herum, bewunderten schöne historische Gebäude,
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wunderten, bzw. freuten uns, dass auch so etwas noch steht,
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bevor wir wieder zurück auf die Orchard Road kamen, wo wir während eines kurzen Regengusses in eine Shopping Mall einkehrten, uns wunderten wer sich einen Dyson-Fön für über Euro kauft (okay, ich war auch bescheuert genug, habe – zum Unverständnis Valentynas – einen Dyson-Staubsauger angeschafft).
Unser nächstes Ziel war die ION Orchard Mall, wo sich im 4. Stockwerk das ‚Paradies Dynasty’ befindet.
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Dieses Dim-Sum Restaurant ist für eine speziellen Xiao Long Bao bekannt, eine Auswahl an 8 unterschiedlichen Farben und Geschmäckern, ohne Lebensmittelfarbe, ohne künstliche Aromastoffe und Geschmacksverstärker.
Natürlich war gegen 15:30 wenig Betrieb, wir liefen an der verglasten Show-Küche vorbei,
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bekamen sofort einen Tisch im relativ leeren Gastraum,
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sahen auf dem Tisch schon den Aufsteller für die Spezial-Dim-Sum, deren Erläuterung sowie die empfohlene Verzehrreihenfolge.
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Es wurden zwei Sets der Spezial-Baos bestellt, welche recht zügig serviert wurden.
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Nun machten wir uns umgehend an den Verzehr, Stück für Stück in der empfohlenen Reihenfolge:
1.) Traditionell
2.) Ginseng
3.) Gänseleber
4.) Schwarzer Trüffel
5.) Käse
6.) Krabbenrogen
7.) Knoblauch
8.) Szechuan
Valentyna sagten einige der Baos nicht zu, zu intensiv waren sie im Geschmack – was mich wirklich verwunderte, da man angeblich nur mit dem Naturprodukt arbeitet. Enttäuscht haben mich ‚Ginseng’ und ‚Käse’, ‚Knoblauch’ war etwas seltsam, ‚Gäseleber’, ‚Schwarzer Trüffel’ und ‚Krabbenrogen’ in meinen Augen sehr, sehr interessant.
Ich denke die Special-Xiao Long Baos im Paradies Dynasty sind eine Erfahrung, etwas das man einmal gegessen haben sollte – man braucht es aber kein zweites Mal.
Per UBER zurück zum Hotel, wo wir gegen 16:45 eintrafen. Valentyna beschloss, dass laut iPhone Schrittzähler 7,6 Kilometer genug Cardio gewesen wären, entschloss sich auszuruhen. Ich schwang mich in meine Sportsachen, ging ins Gym, 40 Minuten Krafttraining und 20 Minuten Laufband.
Nach einer relativ kurzen Erholungspause war es auch schon wieder Zeit für das Abendessen aufzubrechen, den dritten Michelin-Stern des Tages einzutüten.
Gegen 19:30 erschien ein UBER vor unserem Hotel, brachte uns auf die andere Seite der Bay, 466 Crawford Lane, zu ‚Tai Hwa Pork Noodles’, einem Hawker mit Michelin-Stern, der in dritter Generation betrieben wird – allerdings nicht mehr an der Originallocation.
Dem UBER-Fahrer lief bereits das Wasser im Mund zusammen als er erfuhr wohin wir wollten. So bekamen wir gleich die komplette Erklärung der speziellen Nudeln (Geheimrezept) sowie der Speisenauswahl. Er empfahl dringend die Nr. 3, die trockene Variante, mit der Suppe separat, zu bestellen, um die spezielle Würzung dieses Gerichts (Chili & Essig) zu erleben. Auch warnte er uns vor, eine Stunde Anstehen wäre eher ein glücklicher Umstand.
Bei unserem Eintreffen hatten wir, wie bisher an jedem Hawker dieses Singapuraufenthalts, riesiges Glück: trotz Freitag und Stoßzeit war die Schlange recht kurz, gerade 6 Hungrige vor uns.
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Valentyna suchte einen Tisch, ich bleib in der Schlange bis ich zum Bestellen nach vorne gerufen wurde. Der junge Mann verstand leider kein Wort Englisch, so dass ich mittels Zeichensprache 2x Nr. 3 und 1x Nr. 2 (Suppe) bestellte, mich wieder nach hinten in die Schlange stellte.
Als ich nach weiteren 10 Minuten an der Reihe war, konnte ich hervorragend beobachten wie der Koch die Speisen im Schlaf zusammenfügt.
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Mit den 3 großen und 2 kleinen Schüsseln ging es zurück zum Tisch, wir bauten unser Speisensortiment auf.
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Bereits beim zweiten Happen der trockenen Variante verstanden wir wofür hier der Stern vergeben wurde: ein Gericht, dass man so wohl kaum noch vorfindet, ein völlig neuer Geschmack, perfekt abgestimmt aus fleischig, leicht scharf und dezent sauer – dazu die sehr unterschiedlichen Stücke Fleisch, auch Innereien wie Leber, knusprige Haut und fantastische Wontons mit Hackfleischfüllung. Für diese Komposition würde man auch gerne eine Stunde anstehen.
Die Suppe, Nr. 2, war dagegen sehr trivial, geschmacklich wesentlich neutraler, herkömmlich – fiel nach der trockenen Variante stark ab.
3 1-Sterne-Restaurants innerhalb von 12 Stunden – das war mein Rekord!