Zinsen im Keller, Inflation recht hoch - Wie sichert ihr euer Vermögen?

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Wie ist Eure Einschätzung zum 'Gesundheitszustand' des EUR?

  • Der EUR wird in der EU noch sehr lange Bestand haben.

    Abstimmungen: 226 62,4%
  • Der EUR ist für mich klinisch tot und ich erwarte früher oder später eine Währungsreform.

    Abstimmungen: 83 22,9%
  • Sparen bzw. eine Flucht in Sachwerte ist für mich unausweichlich.

    Abstimmungen: 114 31,5%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    362
  • Diese Umfrage wird geschlossen: .

ThoPBe

Erfahrenes Mitglied
16.09.2018
2.546
2.506
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Ja, die Situation ist schon interessant:
1. Wir befinden uns faktisch schon in einer Stagflation: Keine irgendwie vorstellbare nicht-Harakiri Anlage hat realistischerweise aktuell einen Ertrag > Inflation
2. Ein Festhalten an den Nullzinsen ist auf längere Sicht unmöglich geworden (Resultat Kapitalflucht bei steigenden Dollarzinsen->Inflationsspirale)
3. Höhere Zinsen als ein paar % bringen jedoch nicht nur die Südländer in Probleme, auch diverse Immobilienfinanzierungen stehen dann bis unter den Dachfirst unter Wasser. Sprich da kommt es dann zunehmend zu Insolvenzen und ggf. zum Platzen der Immobilienblasen.

Bleibt der EZB wohl nur so langsam und moderat wie möglich hinter der FED her zu hoppeln. Die Stagflation ist dann unser "Beitrag" zu den Corona- und Kriegsschäden.
Wenn der Spread zwischen EZB und FED zu hoch wird (und das wird er, weil die FED massiv erhöhen wird; das zeigt die Erfahrung der letzten Jahre, dazu kommt die aktuelle politische Situation in den USA, die hier merkwürdigerweise fast gänzlich anders wahrgenommen wird, als sie wirklich ist -> meine halbe Familie wohnt drüben und da ist man immer de facto tagesaktuell dabei :)), dann MUSS die EZB genauso schnell erhöhen. Und das wird sie.
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.073
3.449
DTM
Ich bitte darum, sich mal ca. 1 Stunde Zeit zu nehmen und sich folgenden Vortrag von Ernst Wolff anzuhören.
Man kann die Wiedergabegeschwindigkeit ruhig auf x1,75 oder auch x2,0 setzen. Lässt sich immer noch verstehen.
Es geht um den Einfluss des digital-finanziellen Komplex', aktuelle Phase der "kreativen Zerstörung" etc.
Ist der Herr ein Verrückter? Ist er ein Verschwörungstheoretiker?
Kann irgendjemand seine Thesen widerlegen? Gibt es Meinungen?

 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.073
3.449
DTM
Ich schlage vor 5 Minuten in den Wikipedia-Artikel dieser Person zu investieren und sich das Ganze zu sparen. Gruselig.
Wenn man danach geht, dann kann man es bleiben lassen. Stimmt!
Nahezu jeder der einen Millimeter systemkritisch ist, wird bei Wikipedia in die Schmuddelecke gestellt und bekommt den roten Stempel auf die Stirn.
 
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dplane

Erfahrenes Mitglied
04.01.2017
1.480
653
Systemkritisch zu sein ist ja per se kein Prädikat. Wenn es für Dich passt schön und gut, aber solchen Rattenfängern hier eine Plattform zu bieten färbt dann auch auf Dich ab. Ist ja auch nicht der erste Clip von einem Geisterfahrer von Deiner Seite.
 

seafra

Aktives Mitglied
10.10.2020
104
116
Bei dem Thema Immobilien bin ich nicht bei dir.

Einfaches Beispiel.
Person X finanziert 500.000€. Zins 1,5% auf 15 Jahre (viele haben auf 20 Jahre finanziert) und 3% Tilgung. Viele Banken wollten mindestens 2,5% Tilgung.
Sprich du hast eine monatliche Belastung von 1.875€ und nach 15 Jahren eine Restschuld von knapp 248.000€

Nehmen wir an der Zins geht auf 6% hoch und man tilgt dann nur 2% weiter, was kein Problem ist, hat man eine monatliche Belastung von 1.650€.

Du hast monatlich weniger Belastung und sorry man macht garantiert nicht 15 Jahre lang einer 0er Lohnrunde. Der Lohn wird nach 15 Jahren locker 20-30% höher liegen. Eine Grundinflation wird es immer geben.

Das Beispiel kannst du auf die meisten Selbstgenutzten Immobilien nehmen, da je nach Einkommen auch nur einen gewissen Betrag finanziert bekommst.

Seit 2007 und Basel III sind die Finanzierungen gut aufgestellt. Natürlich gibts immer welche die platzen, die hast du aber bei Zinsen von 1% als auch 10%.

Sehr guter Punkt. Ich hoffe für viele der "Häuslebauer", dass es auch so kommt. Bei meiner Baufinanzierung wurde jedoch nur eine Mindestannuität von 2,5% vorausgesetzt (Zins 0,6% eff.). Mir sind Beispiele mit Tilgungen um 1-2% bekannt. Da könnte das böse Erwachen kommen.
Beispiel: ETW in einem strukturschwachen Raum in RLP, 1,5% Tilgung auf 10 Jahre bei 10% EK. Was passiert nun, wenn beim Auslauf der Zinsbindung nicht nur der Zins über 2,5% steigen, sondern der Wert der Immobilie um 25% fallen sollte. Dann wäre man bei der Refinanzierung auf einmal bei knapp 100% des Objektwertes. Und hier kommen dann auch die Vergaberichtlinien ins Spiel. Andererseits: Wenn Oma Hilde bereit ist, nochmal was von Ihrem Erbe nachzuschießen, ist die Welt wieder schön.

Meine aktuelle Marktbeobachtung ist allerdings weiter, dass die Preise einfach nicht fallen. Und das müssten sie rechnerisch gerade. Für mich würde die Finanzierung bei gleichbleibender Tilgung aktuell ca. 25% teurer werden. Jedoch sind vergleichbare Wohnungen seit Anfang 2021 von ca. 5100€/m2 auf 6300€/m2 gestiegen; Tendenz anhaltend. Ich frage mich zwar auch, wie die berühmten Familien (also keine DINKs) das stemmen, scheinbar funktioniert es.
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.073
3.449
DTM
Ich habe das ETF-Sparen jedenfalls seit Februar 2022 eingestellt und baue nun Cash auf.
Etliche "Experten" sagen ja, man kann ruhig weiter ETFs besparen. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass es noch wesentlich schlimmer werden wird und der Boden noch lange nicht erreicht worden ist.
Rohstoffe, auch Gold sowie Silber (ich neige nur zu physisch und im eigenen Besitz), Minen-Aktien oder Aktien aus dem Energiesektor könnten in der Stagflation gut performen. Eventuell baue ich hier noch ein wenig aus.
 

mf_2

Erfahrenes Mitglied
26.02.2016
1.847
3.471
STR
Ich habe meine Gewinne aus einen "Oil&Gas" ETF vor ein paar Tagen realisiert, ebenso aus meinem Investment in die Shell-Aktie.
Kurz nachdem hier vor ein paar Tagen die Gerüchte zur Reaktivierung der LH-A380 aufkamen habe ich das entsprechend frei gewordene Kapital in (weitere) LH-Aktien gesteckt und hoffe nun, dass die Gesamtposition mal wieder von "rot" nach "grün" wechselt. Ist aber eher was langfristiges.
 
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longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
8.083
5.973
Ich habe das ETF-Sparen jedenfalls seit Februar 2022 eingestellt und baue nun Cash auf.
Bei der momentanen Inflation auch noch Cash Bestände aufzubauen anstatt in Sachwerte zu gehen scheint mir gewagt. Selbst wenn die Geschäfte nicht mehr so rosig laufen wie die vergangenen Jahre dürfte der reale Wertverlust bei soliden Unternehmen geringer sein, sofern es den langfristig überhaupt gibt. Eins ist jedenfalls sicher: hoher Wertverlust beim Cash.
 
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tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.073
3.449
DTM
Bei der momentanen Inflation auch noch Cash Bestände aufzubauen anstatt in Sachwerte zu gehen scheint mir gewagt. Selbst wenn die Geschäfte nicht mehr so rosig laufen wie die vergangenen Jahre dürfte der reale Wertverlust bei soliden Unternehmen geringer sein, sofern es den langfristig überhaupt gibt. Eins ist jedenfalls sicher: hoher Wertverlust beim Cash.
Ich sehe da kein großes Problem, ein paar EUR für ein paar Wochen oder gar einige Monate auf dem Konto zu parken. Mit 4- bis 5-stelligen EUR-Beträgen gilt man als absoluter Kleinsparer und ist ein Sandkorn der Sahara. Vertraue auch auf eine recht große Position an Edelmetallen und deren Inflationsschutz. Gold oder Silber lässt sich relativ problemlos in "cash" umwandeln.
Die Spareinlagen der Deutschen sollen über 3 Billionen EUR betragen. Quelle: www.tagesgeldvergleich.net
Mittlerweile sollte auch Ur-Oma Hildegard aus Zittau bemerkt haben, dass da 'was im Busch ist und gehandelt werden sollte. Vermutlich schlafen aber viele noch tief und fest. Onkel Olaf (SPD) und Tante Christine aus der EZB werden es schon richten. Na klar!
 
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mb85

Erfahrenes Mitglied
20.06.2021
1.161
880
Hör auf hier Gerüchte zu Streuen. Du wirst sehen FED erhöht und EZB nicht.
Die EZB hat sich quasi sichern lassen, dass sie jetzt gezielt Anleihen von anderen Staaten mehr kaufen kann.
Hintergrund war dass der Zins bei Anleihen bei den Südländischen Staaten deutlich höher war als zu Deutschland, somit bricht die Refinanzierung den Südländischen Staaten durch die Zinslast das genickt. Damit wird die EZB What ever it Takes noch mehr Anleihen ankaufen und schön die Bilanzsumme aufpumpen.
Die EZB steck in der Sackgasse ganz einfach und sie werden da nicht so einfach rauskommen. Bis wir einen Leitzins von 3% und mehr sehen wird noch viel Zeit vergehen.
Naja außer der User 2 über mir meinte ja es kommen noch bald 10% 😂😂😂
 

Uncle Sam

Erfahrenes Mitglied
03.10.2020
2.745
5.036
Die FED erhöht die Zinsen und die EZB kommt zu einer Sondersitzung zusammen, um Italien vor der Staatspleite zu bewahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ursprüngliche Ziel der EZB die Wahrung der Preisniveaustabilität war, inzwischen finanziert man dort Pleitestaaten.
 

seafra

Aktives Mitglied
10.10.2020
104
116
Die FED erhöht die Zinsen und die EZB kommt zu einer Sondersitzung zusammen, um Italien vor der Staatspleite zu bewahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ursprüngliche Ziel der EZB die Wahrung der Preisniveaustabilität war, inzwischen finanziert man dort Pleitestaaten.
Ist doch ne nette Geschichte. Wenn die EZB den Club Med finanziert kann sie den Leitzins (faktisch für den Rest) ja ohne Weiteres anheben.
Es kursiert ja das Gerücht, dass die Inflation in USA und Europa verschiedenartig getrieben sind. Tenor: In den USA liegt es am Zins, in Europa an einem Angebotsschock. Ich bin jetzt zu wenig VWLer um dies nachvollziehen zu können, das Bauchgefühl sieht das aber nicht so.
 

hollaho

Erfahrenes Mitglied
22.10.2016
1.091
635
Ist der Herr ein Verrückter? Ist er ein Verschwörungstheoretiker?
Kurz: Ja, eindeutig.

Nahezu jeder der einen Millimeter systemkritisch ist, wird bei Wikipedia in die Schmuddelecke gestellt und bekommt den roten Stempel auf die Stirn.
Im Gegenteil: Die Wikipedia ist bei allen Beiträgen über lebende Personen sehr vorsichtig, schon aus rechtlichen Gründen, denn was nicht eindeutig zu beweisen ist, wäre angreifbar.

Beispiel: ETW in einem strukturschwachen Raum in RLP, 1,5% Tilgung auf 10 Jahre bei 10% EK. Was passiert nun, wenn beim Auslauf der Zinsbindung nicht nur der Zins über 2,5% steigen, sondern der Wert der Immobilie um 25% fallen sollte. Dann wäre man bei der Refinanzierung auf einmal bei knapp 100% des Objektwertes. Und hier kommen dann auch die Vergaberichtlinien ins Spiel. Andererseits: Wenn Oma Hilde bereit ist, nochmal was von Ihrem Erbe nachzuschießen, ist die Welt wieder schön.
Genau so was meinte ich. Wer grundsolide finanziert und 20 Jahre Zinsbindung macht mit >65% Tilgung während der Zinsbindungszeit ist nicht wirklich gefährdet. Allerdings sind und waren Immobilien die letzten Jahre schon extrem teuer. Früher wollte man gerne in 30 Jahren so einen Hauskredit abbezahlen, was aber eine Tilgungsrate oberhalb 2.5% p.a. erfordert. Das ist für die Mehrheit aller Hauskäufer heutzutage utopisch zu stemmen. Es gibt mit Sicherheit viele Verträge im Markt mit nur 2,0 oder weniger Tilgung, einfach weil die Kaufwunsch groß und die Sache sonst nicht zu finanzieren war. Wer dann noch 10 Jahre Fest gemacht hat (die Zinsen blieben ja "ewig" niedrig wird jetzt scheitern. Denn nach den 10 Jahren sind von 500k noch 400k übrig. Das dann statt zu 1.8% zu 3.5% zu refinanzieren explodiert.

Hör auf hier Gerüchte zu Streuen. Du wirst sehen FED erhöht und EZB nicht.
Das allerdings wird bei zunehmendem Spread irgendwann extrem toxisch und erzeugt größere Schäden als sogar ein Staatsbankrott der PICS. Zum einen wird dann der EUR immer weiter absacken und die Inflation anheizen (Inflationsspirale). Fallender EUR plus viel höhere Zinsen in USD ergibt eine Kapitalflucht. Wieso sollte jemand Geld in EUR anlegen, wenn er viel mehr Zinsen in USD bekommt und auch noch die Inflation hier höher ist?
Und ein billiger EUR fördert Exporte auch nur, solange der Spread nicht zu groß wird. Denn wer als deutsche Firma viel Geschäft mit den USA macht, muß den Wechselkurs absichern. Das geschieht letztlich mit Optionen auf den Dollar. Und dessen Kosten steigen mit dem Spread, sprich dann wird irgendwann der Handel in Dollar toxisch.
Das meinte ich mit die EZB ist gezwungen hinterher zu hoppeln. Sie wird es verzögert tun, solange die Inflation in den USA noch höher als hier ist. Ändert sich letzteres durch die stärkere Intervention der FED, dann wird der Druck auf die EZB um den Spread zu schließen gewaltig. Irgendwann ist dann nur noch 1:1 kopieren möglich. Der Dollarraum dominiert noch immer sehr stark den gesamten Anlagemarkt.

Die FED erhöht die Zinsen und die EZB kommt zu einer Sondersitzung zusammen, um Italien vor der Staatspleite zu bewahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ursprüngliche Ziel der EZB die Wahrung der Preisniveaustabilität war, inzwischen finanziert man dort Pleitestaaten.
Der Auftrag war schon immer breiter.
 

190th ARW

Erfahrenes Mitglied
02.07.2015
1.306
672
So, SNB hat die Zinsen um 0.50% erhöht!
Genau so reagiert man auch, rechtzeitig!

Das ist genau das, was die EZB bewusst hinausgezögert hat aus bekannten Gründen, und längst nicht mehr eingefangen werden kann.

Inflation CH war im Mai auf 2,9% geklettert zuletzt...
 

mb85

Erfahrenes Mitglied
20.06.2021
1.161
880
So, SNB hat die Zinsen um 0.50% erhöht!

Auf -0,25% also immer noch negativ. Wobei die Inflation in der Schweiz entspannt ist muss man sagen.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Genau so reagiert man auch, rechtzeitig!

Das ist genau das, was die EZB bewusst hinausgezögert hat aus bekannten Gründen, und längst nicht mehr eingefangen werden kann.

Inflation CH war im Mai auf 2,9% geklettert zuletzt...

Die EZB weiß einfach zur Zeit nicht wie sie rauskommt.

Bauzinsen 10 Jahre übrigens bei 100% Finanzierung liegen ab Freitag bei der ING bei 4,2% heftig.
 

Zocky

Erfahrenes Mitglied
23.11.2015
2.031
109
ZRH
Richtig, natürlich sind wir in der Schweiz noch negativ. Die Inflation ist praktisch im Schnitt der letzten 50 Jahre, der stärkere Franken verhindert aktuell eine höhere Inflation.
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
8.083
5.973
Der Auftrag war schon immer breiter.
Das stimmt zwar aber noch Mitte der 2000er war das oberste Ziel (dem sich alles zu unterordnen hatte) die Preisstabilität. Staatsfinanzierung war sogar erklärtes Antiziel. Wurde zuerst mit der Finanzmarkt- und später noch mehr durch die Eurokrise zum Fenster hinausbefördert. Heute ist Preisstabilität ein Ziel unter vielen und man kann schon beinahe zusehen wie das immer weiter ausgehöhlt wird. Zuletzt durch die Einführung eines gleitenden Durchschnitts beim Inflationsziel. Gleichzeitig kann man feststellen, dass die Politik den Präsidentenposten der EZB mittlerweile als reinen Versorgungsposten für alternde Parteisoldaten sieht, ähnlich der Europäischen Kommission. An der Spitze beider Institutionen stehen nachgewiesenermaßen korrupte Politikerinnen die durch einen Kuhhandel von Merkel und Macron in diese Ämter kamen. Vorgesehen war ursprünglich Bundesbanker Jens Weidmann. Das Ergebnis wie die EZB heute dasteht überrascht nicht…
 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.490
Ich sehe das ganz anders als longhaulgiant.

Preisstabilität ist und bleibt das Hauptziel der EZB. Es ist unter monetären Ökonomen unumstritten, dass es 1-2 Jahre dauert, bis sich eine geldpolitische Änderung auf Output und Preisniveau ausgewirkt hat.

Wir hatten einfach eine Serie von adversen Kostenschocks. Das kommt nicht so oft vor. Wenn die Zentralbank die Inflationswirkung der cost-push shocks offsetten will, geht das nur durch Herbeiführung einer herben Rezession. Und zwar nicht sofort, sondern ebenfalls nur mit Verzögerung. Denn, ich wiederhole, die kontemporären Effekte der Geldpolitik sind sehr begrenzt. "Monetary policy affects the economy with long and variable lags" ist ein geflügeltes Wort unter monetären Ökonomen und Geldpolitikern in der Praxis (geht zurück auf Milton Friedman).

Ist es wirklich eine Rezession in 22/23 wert, um die Inflation runterzukriegen? Denn es bestehen sehr gute Chancen, dass die Inflation bis dahin von selbst zurück geht.

Außerdem ist eine etwas höhere Kerninflation wünschenswert. Wir haben seit 2007 wiederholt gesehen (und im letzten Jahrhundert in Japan), dass der "zero lower bound" ein ernsthaftes Problem ist. Die Zinsen können eben nicht unter null Prozent (oder etwa minus 0,5 Prozent, wenn man die Kosten der Geldaufbewahrung berücksichtigt) fallen. Und aufgrund der rund um die Welt gesunkenen Realzinsen ist der zero lower bound eine ernste Bedrohung. Denn wir ganzen neuen Programme (PEPP, APP usw.) sind kein vollwertiger Ersatz für konventionelle Geldpolitik im Sinne von Offenmarktoperationen.

Es gibt zudem neuere Literatur, die die wohlfahrtsmaximierende Inflationsrate bei über 2% bzw. im Bereich zwischen 2 und 3 Prozent sieht (vgl. etwa das Paper hier, das im Journal of Monetary Economics erscheinen wird).

Dass es neben der Preisstabilität andere Ziele gibt, wie longhaulgiant ebenfalls anführt, ist richtig. Aber zum Beispiel bei der makroprudentiellen Politik liegt heute (im Gegensatz zu Finanz- und Eurozonenkrisen) nicht mehr alle Verantwortung bei der EZB.

Ich denke schon, dass die Geldpolitik ihre nach wie vor akkommondierende Ausrichtung aufgeben muss, wie sie das auch angekündigt hat. Aber ich bin der Meinung, dass diejenigen, die vor einer dauerhaften Inflation sprechen, falsch liegen.

Die Gründe für die Inflation und auch die etwas höhere Kerninflation (3,8%) liegen meiner Meinung nach überwiegend angebotsseitig. Es ist nicht der Fall, dass mittel- und langfristige Inflationserwartungen bedrohlich hoch sind. Fakt ist etwa, dass das Survey of Professional Forecasters die Inflation für 2024 bei 1,9% sieht. Auch die Anleihespreads sind ein klares Indiz dafür, dass mittel- und langfristige Inflationserwartungen nahe dem Inflationsziel der EZB verankert sind.