.. markiert eine Abkehr von der Geschäftspolitik der vergangenen 15 Jahre. Um seine Versprechungen einlösen zu können, kassiert Grube gerade die Strategie seines Vorgängers Hartmut Mehdorn, die er seit seinem Amtsantritt 2009 noch bis vor Kurzem fortführte, nun aber umkehren will:
- Statt Geld und Managementkapazitäten in Auslandstöchtern zu binden, soll die Deutsche Bahn (DB) laut Grubes interner Präsentation den Schwerpunkt künftig auf das klassische Eisenbahngeschäft legen, also auf den Personenverkehr auf der Fern- und Kurzstrecke, den Gütertransport auf der Schiene sowie das Gleisnetz mitsamt der Bahnhöfe. Dort hinein sollen künftig „rund 90 Prozent aller DB-Investitionen“ fließen, ließ Grube seine Kontrolleure wissen.
Das Auslandsgeschäft wird, so die neue Linie, zur Randaktivität degradiert. „Wir müssen uns neu aufstellen“, sagt Grube. Die Verantwortung für die Konzernableger liegt künftig bei Finanzvorstand Richard Lutz, der diese als Beteiligung betreut und selbst nie im Eisenbahngeschäft operativ tätig war.
Gleichzeitig stellt Grube mit „EiD“ [„Eisenbahn in Deutschland“] die Zukunft der Speditionstochter Schenker sowie des europaweiten Nahverkehrsablegers Arriva unter dem Dach der Bahn infrage.
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Mit seiner neuen Losung „EiD“ führt Grube die Bahn an ihre Anfänge 1994 zurück, als die christlich-liberale Koalition die damalige Bundesbahn in eine Aktiengesellschaft umwandelte. Der erste Vorstandschef Heinz Dürr hatte damals einen großteils entschuldeten Konzern erhalten, der Fern-, Regional- und Güterzüge sowie hier und da Busse über die Lande schickte und das Schienennetz sowie die Bahnhöfe bewirtschaftete. ..
Erst der Einbruch im operativen Geschäft seit 2013, verursacht durch die Fernbus-Konkurrenz und notorische Verluste bei der Güterbahn, öffnete dem 64-Jährigen [Grube] die Augen, dass er die Strategie stoppen muss, will er das Eisenbahngeschäft langfristig nicht aufs Spiel setzen. ..
will Grube die Beteiligungen wieder zu Geld machen, für deren Kauf die Bahn seit 2002 rund sieben Milliarden Euro hinlegte. Zunächst ist wohl die Nahverkehrs-Tochter Arriva dran, die er 2010 für rund drei Milliarden Euro erwarb. Bis Jahresende soll Finanzchef Lutz ein Konzept erarbeiten, wie ein Investor bei Arriva (4,5 Milliarden Euro Umsatz) mit einer Minderheitsbeteiligung einsteigen oder ein Teil über die Börse verkauft werden könnte.
Der schwerste Brocken im Portfolio aber ist Schenker. Die Bahn erwarb die Essener Spedition 2002 für rund 2,5 Milliarden Euro und vergrößerte das Logistikimperium sukzessive durch Firmen wie die US-Spedition BAX Global, für die 2006 rund 1,3 Milliarden Euro flossen. Auch hier soll Lutz einen Teilverkauf von bis zu 49 Prozent ausloten. Wäre Schenker so profitabel wie Konkurrent Kühne+Nagel, könnte die Bahn für die 49 Prozent geschätzt drei bis vier Milliarden Euro erlösen. Dafür muss Schenker aber erst einmal die Rendite deutlich steigern.
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Offiziell schließt Grube Komplettverkäufe aus. Doch ob das morgen noch gilt? Es wäre nicht das erste Mal, dass er Ankündigungen kassiert. Noch 2012 hatte er gelobt, den Konzernumsatz bis 2020 auf 70 Milliarden Euro zu verdoppeln – auch durch Zukäufe.