24.03.2015: Germanwings Maschine (A320) auf dem Weg von BCN nach DUS abgestürzt

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no_way_codeshares

Guest
Scheinbar gab es knapp zwei Monate vor dem tragischen Unglück eine vergleichbare Situation, welche aber zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Details der Polizei wurden erst jetzt veröffentlicht.

20 Minuten - Pilot wollte Flieger abst

Medien: Italienischer Pilot droht seiner Frau mit Flugzeugabsturz

was soll das?
Einmal ganz davon abgesehen, dass ich keine Airline kenne, die 200 Passagiere im MD11-Frachter von Rom nach Tokyo fliegt: solch wirklich blöde Nachrichten dürfte es in jeder 20ten Beziehung geben und nichts passiert zum Glück. Die Angehörigen der 4U-Opfer haben es nicht verdient, dass die Yellow-Press aus Mangel an Sensationen so einen Mist publiziert. Aber warum das ausgerechnet auch noch hier wiedergekäut wird...?
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
5.374
3.085
FRA

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
25.756
11.703
irdisch
Wenn ein Pilot plötzlich ne sehr starke Brille braucht oder andere "klassische" Krankheiten kriegt, sperrt man ihn, ohne lange zu fackeln, fürs Fliegen. Wenn er aber schwerste psychische Probleme hat, kann und darf er das verheimlichen? Die Passagiere haben auch ein schutzwürdiges Interesse, nicht nur der Pilot.
 

janetm

Erfahrenes Mitglied
11.02.2012
4.082
1.404
DUS, HAJ, PAD
Bei ernsthaften Erkrankungen die die Fahruntauglichkeit gefährden kann der Arzt heute schon die Führersteinstelle infromieren und der Führerscheininhaber muss ein ärztliches Gutachten beibringen oder verliert seinen Führerschein.

Das soll für Piloten nicht gelten?

Zum Thema nicht mehr zum Arzt gehen, wenn sowas kommt ein Artikel bzgl. eines Urteils aus dem Jahre 1968!

SCHWEIGEPFLICHT: Fremdes Geheimnis - DER SPIEGEL 48/1968
 

rotanes

Erfahrenes Mitglied
01.06.2010
7.016
6
HAM
Und der nächste "logische" Schritt:

Der BND + NSA erhält Zugriff auf alle Krankenakten, um potentielle Terroristen herauszufiltern.
 

janetm

Erfahrenes Mitglied
11.02.2012
4.082
1.404
DUS, HAJ, PAD
Sagt ja niemand. Aber es ist eben ein zweischneidiges Schwert. Eine ideale Lösung gibt es nicht.

Nein, aber was in dem Artikel von 1968 steht muss auch weiterhin und auch für Piloten gelten:

"Der Arzt könne "berechtigt sein, die Schweigepflicht zu brechen, wenn das zur Wahrung eines höheren Rechtsgutes" in diesem Fall der Verkehrssicherheit -- erforderlich sei."
 

rotanes

Erfahrenes Mitglied
01.06.2010
7.016
6
HAM
Nein, aber was in dem Artikel von 1968 steht muss auch weiterhin und auch für Piloten gelten:

"Der Arzt könne "berechtigt sein, die Schweigepflicht zu brechen, wenn das zur Wahrung eines höheren Rechtsgutes" in diesem Fall der Verkehrssicherheit -- erforderlich sei."

Entscheidend ist das Wort "könne". Es ist also in das Ermessen des Arztes gestellt - als ultima Ratio, wenn alle seine Bemühungen, den Patienten zur freiwilligen Aufgabe zu überzeugen, nicht fruchten.

Eine solche Regelung würde ich auch befürworten.
Was anderes wäre eine gesetzliche Regelung, die den Arzt zwingt, sich zu offenbaren - ohne eigenes Ermessen.
 

Matzinger

Erfahrenes Mitglied
19.06.2010
2.748
57
HAM, LAS, SIN
was soll das?
Einmal ganz davon abgesehen, dass ich keine Airline kenne, die 200 Passagiere im MD11-Frachter von Rom nach Tokyo fliegt: solch wirklich blöde Nachrichten dürfte es in jeder 20ten Beziehung geben und nichts passiert zum Glück. Die Angehörigen der 4U-Opfer haben es nicht verdient, dass die Yellow-Press aus Mangel an Sensationen so einen Mist publiziert. Aber warum das ausgerechnet auch noch hier wiedergekäut wird...?

Sorry, deine harsche Gangart kann ich nicht nachvollziehen.

Da die Airline nicht genannt wurde, ist der neutrale Flieger nur ein Symbolbild.

Dass ein Pilot wegen psychischer Probleme aus dem Verkehr gezogen wird, ist mit Sicherheit nicht alltäglich.

Die Angehörigen der 4U-Opfer wären mit Sicherheit dankbar gewesen, wenn Lubitz nicht mehr hätte fliegen dürfen.
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
10.305
9.840
Nein, aber was in dem Artikel von 1968 steht muss auch weiterhin und auch für Piloten gelten:

"Der Arzt könne "berechtigt sein, die Schweigepflicht zu brechen, wenn das zur Wahrung eines höheren Rechtsgutes" in diesem Fall der Verkehrssicherheit -- erforderlich sei."

Das ist ja lächerlich! Muss dann ein Arzt im Nebenberuf Jurist sein oder sich einen solchen als Berater für jeden dieser Fälle hinzuziehen?

Und wenn ich schon höre "höheres Rechtsgut" dann wird mir schlecht. Ja das gibt es durchaus, keine Frage. Aber welches schwerer wiegt muss nicht selten abschließend vom BVerfG oder gar EuGH geklärt werden. Hat ein Arzt Lust sich bis zum obersten Gericht durchzuklagen wenn er so eine Abwägung vornimmt? Glaube kaum. Und genau daran wirds meistens scheitern.

Ansonsten finde ich es fatal eine Stigmatisierung von Piloten vorzunehmen. Zugführer, Busfahrer und andere Gruppen mit Verantwortung für (viele) Menschenleben müssen auch nicht regelmäßig zu psychologischen Untersuchungen deren Ergebnis dann an den Arbeitgeber gehen. Ich fände es ein verheerendes Signal wenn das legalisiert würde.

Ein Kompromiss könnte sein, dass ein Arzt nach Ermessen eine verbindliche Krankschreibung vornehmen kann die den Arbeitgeber dazu verpflichtet den Arbeitnehmer nicht zum Dienst zuzulassen. Ist der Arbeitnehmer nach einer gewissen (langen) Zeit nicht genesen hat das Unternehmen auch die Möglichkeit den Arbeitnehmer zu entlassen. Bei einem Piloten würde das nach einer gewissen Zeit auch automatisch zum Verlust der Pilotenlizenz führen.

100% Sicherheit wird es aber mit keinem Modell geben, auch wenn wir uns das alle wünschen.
 

janetm

Erfahrenes Mitglied
11.02.2012
4.082
1.404
DUS, HAJ, PAD
Das ist ja lächerlich! Muss dann ein Arzt im Nebenberuf Jurist sein oder sich einen solchen als Berater für jeden dieser Fälle hinzuziehen?

...

Gesunder Menschenverstand reicht meistens.

Stigamatisierung ist doch blablabla. Was für Autofahrer selbstverständlich ist, soll für Piloten eine Stigmatisierung sein? Sie können also durch Aussagen des Arztes den Führerschein verlieren, aber nicht die Lizenz bis 500 bis 600 Menschen durch die Gegend zu fliegen?
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
10.305
9.840
Gesunder Menschenverstand reicht meistens.

Stigamatisierung ist doch blablabla. Was für Autofahrer selbstverständlich ist, soll für Piloten eine Stigmatisierung sein? Sie können also durch Aussagen des Arztes den Führerschein verlieren, aber nicht die Lizenz bis 500 bis 600 Menschen durch die Gegend zu fliegen?

Ich denke du machst es dir hier zu einfach. Ein Arzt wird sich selbst bei einem Autofahrer überlegen ob er seine Schweigepflicht bricht. Eben weil die Folgen manchmal unabsehbar sind. Bei Berufskraftfahrern und eben auch Piloten hängt da die Lebensgrundlage dran. Was passiert wenn man einem psychisch labilen Menschen diese unter den Füßen weg zieht kann man sich leicht ausmalen.

Und für juristische Fragen (zumal solch komplizierte wie Abwägung von Rechtsgütern) reicht eben kein gesunder Menschenverstand. Der Arzt macht sich damit sehr angreifbar. Er ist damit nämlich sofort straf- als auch zivilrechtlich belangbar. Da hängt dann plötzlich seine eigene Lebensgrundlage dran und nicht mehr nur die des Patienten.
 

rotanes

Erfahrenes Mitglied
01.06.2010
7.016
6
HAM
Zugführer, Busfahrer und andere Gruppen mit Verantwortung für (viele) Menschenleben müssen auch nicht regelmäßig zu psychologischen Untersuchungen deren Ergebnis dann an den Arbeitgeber gehen..

... zuzüglich noch Richter, Polizisten, Staatsanwälte. Und Politiker.

Zusatzfrage: Sind die vom Deutschen Bundestag verabschiedeten Gesetze gültig, an den Volker Beck im Rauschzustand mit abgestimmt hat?

Müssen jetzt Bundestagsabgeordnete vor dem Betreten des Plenarsaals einen Alkohol-, Drogen-, und Psychotest ablegen? Die möglichen Fehlentscheidungen im Bundestag sind ja noch viel schwerwiegender als dieser bedauerliche Flugzeugabsturz.
 

Saul Goodman

Erfahrenes Mitglied
30.01.2015
480
0
... zuzüglich noch Richter, Polizisten, Staatsanwälte. Und Politiker.

Zusatzfrage: Sind die vom Deutschen Bundestag verabschiedeten Gesetze gültig, an den Volker Beck im Rauschzustand mit abgestimmt hat?

Müssen jetzt Bundestagsabgeordnete vor dem Betreten des Plenarsaals einen Alkohol-, Drogen-, und Psychotest ablegen? Die möglichen Fehlentscheidungen im Bundestag sind ja noch viel schwerwiegender als dieser bedauerliche Flugzeugabsturz.


Habe nach langer Abstinenz mal wieder in das Forum geschaut und wollte mal die Meinungen zu diesem interessanten Thema in der Fliegerei lesen und bin beruhigt, dass das Niveau hier unverändert ist.

Besonderer Dank an die Admin und Mod für die vorzügliche und auch noch kostenlose Arbeit (ist doch noch so, oder?).
 

janetm

Erfahrenes Mitglied
11.02.2012
4.082
1.404
DUS, HAJ, PAD
Ich denke du machst es dir hier zu einfach. Ein Arzt wird sich selbst bei einem Autofahrer überlegen ob er seine Schweigepflicht bricht. Eben weil die Folgen manchmal unabsehbar sind. Bei Berufskraftfahrern und eben auch Piloten hängt da die Lebensgrundlage dran. Was passiert wenn man einem psychisch labilen Menschen diese unter den Füßen weg zieht kann man sich leicht ausmalen.

...

Naja, 2012 wurden 75.000 Menschen frühverrentet, die Hälfte davon wegen psychischer Erkrankungen. Die werden sich jetzt nicht alle umgebracht haben. Besser ein psychischer kranker Pilot fliegt nicht, als wenn er fliegt.

Bundespsychotherapeutenkammer Detailansicht der Aktuellen Nachric
 
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rotanes

Erfahrenes Mitglied
01.06.2010
7.016
6
HAM
Besser ein psychischer kranker Pilot fliegt nicht, als wenn er fliegt.

Das ist ja (mehr oder weniger) unstrittig.
Die Kernfrage ist aber, wie man das am besten erreicht, d.h. ob es besser ist wenn

a) dieser Pilot, im Vertrauen auf die Schweigepflicht, zum Arzt geht und sich behandeln lässt

oder

b) dieser Pilot, weil es keine Schweigepflicht gibt, er aus Sorge gar nicht erst zum Arzt geht und seine Erkrankung sich unentdeckt verschlimmert.

Das ist natürlich jetzt reine Spekulation, aber ich denke dass die Gefahr für die Allgemeinheit im Szenario b) unterm Strich statistisch betrachtet doch größer ist, als bei a)
 
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