Meine greatest hits:
1) Zivildienst, 2006:
Sonntagabend noch auf einem Geburtstag gewesen und wie jedes Wochenende mit dem letzten Zug zurück nach Berlin. Also mit dicke Zeit die 79 von Düsseldorf nach Duisburg genommen und angekommen. Da saß ich also am Duisburg Hbf, schön am lesen, Musik am hören, saß da, saß da. Irgendwann dachte ich mir: Wo bleibt denn der Scheißzug? Steh' auf, guck' mich um: FUCK! Zug kommt genau gegenüber an! Ich hatte mich auf einen Sitzplatz mit dem Rücken zum richtigen Gleis gesetzt.
Der Zug stand sogar noch da, ich hingehechtet, auf den Knopf gedrückt - rot. Keine Chance. Fuhr mir vor der Nase weg.
Ich bin dann zurück nach Düsseldorf auf die Party, morgens um 3 oder so den Zug genommen, und nur mit leichter Verspätung auf'm Dienst erschienen.
Auf einer dieser Sonntagabendfahrten habe ich es auch mal geschafft, abends um 23:00 meine EC-Karte am Bahnhof Spandau im Automaten zu lassen, als ich mir eine neue Monatskarte kaufte. Es fiel mir in Stresow auf. Das waren die längsten 15 Minuten meines Lebens, aber die Karte steckte nachher noch als ich wieder in Spandau war.
2) Thanksgiving, 2009:
Ich, besonders clever, habe am Mittwochabend gebucht. Denn Mittwochabend vor Thanksgiving ist der Reisetag schlechthin und da kann man als Student richtig Asche machen, wenn man sich einfach auf den Donnerstag umbuchen lässt. Und jetzt kommt's: Es kam tatsächlich so! Bei 500 USD schlug ich zu, hammergeil, danke United Airlines. Schön die Familie informiert, zurück in die Stadt gefahren, die Knicks im TV geguckt, ein Bier aufgemacht, noch ein Bier aufgemacht, ein Super-Abend.
Am nächsten Morgen klingelt das Telefon, ein Onkel ist dran: "Wo bist du?" Und ich antwortete wahrheitsgemäß: "Manhattan".
Ich hatte mich auf einen Flug morgens um 8 umgebucht (WARUM?!?!) und vergessen, mir einen Wecker zu stellen...
Ich also direkt online geguckt was es kostet, heute noch nach Cincinnati zu kommen. UAL hat tatsächlich noch einen Flug am frühen Nachmittag, den kann ich noch erwischen und muss nicht auf Truthahn verzichten, Koffer ist ja gepackt. Kostenpunkt: 500 Dollar...
Wobei das nicht das Schlimmste daran war. Das Schlimmste war: Mein Vater kam aus Deutschland nach und hatte genau diesen Flug gebucht. So kam ich also am Flughafen an und durfte erstmal am Gate meinem Vater gegenüber treten. Das war toll!
3) Sommer 2008:
Könnte man heute so auch nicht mehr bringen: Ich (doppelter Staatsbürger USA/GER) bin von DUS nach EWR geflogen und hatte von meinen zwei Reisepässen nur einen dabei. Den deutschen...
Damals war das ein 90-Tage-Touristenstempel und fertig, gab nicht mal eine Diskussion an der Immigration. ESTA war schon angekündigt aber gottseidank noch nicht implementiert. Meinen Reisepass hat mir meine Mutter trotzdem mit der Post nachgeschickt, den brauchte ich im Herbst ja zum Wählen.
4) Montreal 2009:
Ich am Flughafen angekommen, checke ein: "Herr 210597, Sie fliegen ja erst in drei Stunden! Wir haben noch einen früheren Flug nach New York, möchten Sie den nehmen?"
Klar möchte ich den nehmen!
Ich eingecheckt, in die Siko, boah dauert das lange, ist ja richtig nervig hier. Ich frag mal einen Mitarbeiter, langsam wird's eng hier - ok, der sagt mir ich soll mich wieder in die Schlange stellen. Na gut. Irgendwas werden die sich dabei gedacht haben.
Hatten sie nicht. Ich komm' am Gate an und stelle fest: Mein Flieger ist weg. Die Damen am Gate richtig pampig: "Wir haben Sie so oft ausgerufen, wo waren Sie denn?!" "Ich komm' direkt von der Sicherheitskontrolle!" "Ach so, ja da können Sie die Durchsagen auch nicht hören, da hätten Sie sich durchdrängeln müssen." Super...
Ich wurde dann wieder auf den ursprünglichen Flieger umgebucht und der hatte noch drei Stunden Verspätung. Letzten Herbst bin ich wieder aus YUL nach New York geflogen und wieder am gleichen Terminal wieder mit dem letzten Sonntagabendflug in eine Verspätung geraten, meine Freundin war etwas überrascht wieso ich so gut wusste wo die letzte und einzige offene Bar noch ist.
5) Nürnberg, 2012
Ich war in einem ICE von Düsseldorf aus auf dem Weg zum Auswärtsspiel von Schalke 04 in Fürth, Kumpel aus München treffen, und ernährte mich an einem schönen Samstagmorgen ziemlich ausschließlich von König-Pilsener.
Ob's daran lag weiß ich nicht, aber ich stieg in Nürnberg aus, nahm mein Zeug mit, und hinterließ meine heiß geliebte blaue Jacke, die ich mir am Morgen um die Hüfte herum- und im Zug von der Hüfte wieder losgebunden hatte. Es fiel mir keine zehn Minuten nach dem Aussteigen in Nürnberg auf. Ich in Nürnberg zum DB Service: Ohhhhhhh, schwierig, naja wir können versuchen den Zug zu erreichen. Hmmmmm, ja, wir erreichen den Zug nicht. Wir können eine Nachricht hinterlegen. Wenn die Jacke gefunden wird landet sie dann am Endbahnhof in München, es gibt dafür ein Online-Formular.
Meine Heimfahrt nach dem Spiel (fanfreundliche Anstoßzeit 18:30) verlief wie folgt: In Fürth mit ordentlich Tempo den letztmöglichen RE erreicht. Darin Dresdner Dynamo-Fans, die meinen Schal wollten aber zu besoffen waren um ihn mir abzuziehen. In Nürnberg wieder Sprint - yes, letzten ICE erreicht! Dort ein Weizen aus dem Bordbistro bestellt und prompt eingepennt. Wieder aufgewacht in: Dortmund! Scheiße, zu weit gefahren, alles klar ich muss zurück nach Düsseldorf. Es dauerte natürlich ewig bis ein Zug in die Richtung fuhr, dort eingestiegen, als ich wieder aufwachte war ich in? Köln! OK das ist jetzt auch Mist, wieder zu weit gefahren, außerdem ist mein Handy tot und ich muss anderthalb Stunden auf die S-Bahn warten. Das ging wiederum ganz gut (Bier!), ich stieg in die S-Bahn ein und erwachte in? Hösel! Dort war es inzwischen hell und ich in heller Panik. Irgendwie habe ich es geschafft zu errechnen, dass ich abermals zu weit gefahren war und raus musste. Auf dem Gegengleis kam dann auch schon der Zug zurück nach Düsseldorf keine 2 Minuten später, bis dahin bin ich mit Mühe und Not wachgeblieben und dann das letzte Stück mit dem Taxi gefahren. Zuhause war ich irgendwann morgens kurz vor 7.
Nun hatte ich am darauffolgenden Montag aber noch immer nicht meine Jacke zurück. Ich also die Online-Maske gefunden, alles brav eingegeben, und ein paar Tage später erreicht mich ein Anruf: Die Deutsche Bahn verwahrt meine Jacke am Münchener Hauptbahnhof! Ein Wunder! Sie möchte sie mir auch gerne zurückschicken, das kostet 20 Euro, plus 10 Euro Bearbeitungsgebühr. Ich weiß nicht ob man mein Stirnrunzeln hörte, aber für mich war es vollkommen logisch und klar, dass ich diese Kosten zu vermeiden versuchen musste. Kann ja wohl keiner was dafür wenn er nach gepflegten drei Pils zum Frühstück seine Sachen im Zug vergisst!
Und dann sprach der DB-Mitarbeiter:
"Moment. Stimmt das, dass Sie aus Düsseldorf losgefahren sind? Wohnen Sie in Düsseldorf?"
"Ja."
"Ach so! Ja dann würde ich Ihnen Folgendes empfehlen: Sie warten jetzt einfach zwei Wochen, und wenn Sie in der Zeit nichts tun wird Ihre Jacke an das Zentrale Fundbüro der Deutschen Bahn in Wuppertal geschickt. Das ist doch da bei Ihnen, oder?"
"Ja...."
"Ja hervorragend. Dann können Sie sich die Jacke in Wuppertal abholen, da sparen Sie sich zumindest die 20 Euro Versand!"
Gesagt, getan. Ein paar Wochen später fuhr ich dann tatsächlich mittags nach Wuppertal (Begrüßung: "Ach, Sie sind der Typ mit der blauen Jacke!"). Am Ende des Aufenthalts dort leitete mich einer der Mitarbeiter durch einen Hintereingang eine Treppe runter und raus aus dem Gebäude. "Muss ja niemand an der Kasse vorne sehen, dass Sie hier waren!"
