Es wäre schön, wenn jeder in Katastrophenstimmung zunächst verpflichtet werden würde, die Zahlen aus Südkorea zu erklären.
Also ich bin ziemlich in der Katastrophenstimmung, was Deutschland betrifft.
Vergleichen wir mal:
1) Jeder in Südkorea trägt eine Maske, um andere nicht zu infizieren.
Bei uns: niemand trägt eine Maske. Es wird verbreitet, dass Masken nichts bringen. Obwohl auch deutsche Virologen klar sagen, dass Masken was bringen, wenn Infizierte sie tragen. Hier im Forum reden einige von einem "Maskenmärchen" und beleidigen sogar die wenigen Foristen, die sich für Masken aussprechen.
2) Menschen in Südkorea nehmen die Gefahr ernst und bemühen sich um Social Distancing.
Bei uns: nix da. Ich bin heute spazieren gegangen, habe aus Neugier in offene Restaurants reingeblickt (bin natürlich nicht reingegangen). Ganz oft sitzen Menschen/Paare (keine Gruppen) an benachbarten Tischen, während die andere Hälfte des Restaurants leer ist. D. h. selbst wo es gar nix kostet, wird nicht auf die Distanz geachtet. Die Bars in der Innenstadt waren gestern auch voll.
Etliche Firmen haben bereits vor Wochen "Social Distancing" im beruflichen Umfeld verordnet. Aber privat scheint das gar nicht angekommen zu sein, und diese Maßnahmen wurden oft (auch hier im Forum) nur als eine lästige Panikmache bei der Arbeit gesehen.
3) In Südkorea wurde der Datenschutz zum Teil ausgesetzt, um kranke Menschen zu tracken.
Bei uns: nix da. Datenschutz ist heiliger als Menschenleben.
4) In Südkorea wurde so viel getestet, dass man wohl beinahe alle Virusträger gefunden hat. Anders ist nicht zu erklären, dass dort ohne einen Lockdown der Zuwachs an Infektionen auf weniger als 1% pro Tag gesunken ist.
Bei uns: wird nur bei Symptomen getestet (wenn überhaupt). Obwohl bestens bekannt ist, dass etliche Infektionen symptomfrei verlaufen.
Angeblich fehlen uns Test-Kapazitäten, was ich nicht ganz nachvollziehen kann - sind da komplexe Maschinen involviert, die man nicht schnell beschaffen kann? Ich dachte, Test-Kits wäre eine massenproduzierte Ware?
Mein Fazit: Beim aktuellen Verhalten der deutschen Bevölkerung ist eine Lösung wie in Südkorea nicht möglich (leider). Freiwillig leistet ein Deutscher nicht den notwendigen Beitrag zur Eindämmung der Epidemie.
Aktuelle Maßnahmen in Deutschland entsprechen ungefähr denen in Japan vor 2 Wochen (Schließung von Schulen, Verhinderung von Menschenansammlungen). Japan hat so den Zuwachs an Infizierten auf +10%/Tag gedrückt, was schon eine Erleichterung ist. Verglichen mit unseren +20%/Tag, bedeutet es 13x weniger Krankheitsfälle in einem Monat, und 185x weniger Krankheitsfälle in 2 Monaten. Nur: in Japan trägt jeder eine Atemschutzmaske, und ohne diese Komponente wird unsere Verbesserung geringer ausfallen. Da bei uns nur bei Symptomen getestet wird, sehen wir Ergebnisse von neuesten Einschränkungen erst in einer Woche.