wichtig bei der Betrachtung ist, was man mit "nach Corona" meint. "Nach Conrona", wann auch immer das ist, bedeutet für mich, dass keine physischen Restriktionen mehr bestehen, dass kein Mittelsitz freigehalten werden muss und dass auch keine epidemisch motivierten Reisebeschränkungen mehr bestehen.
Somit reden wir über die Frage nach der Auswirkung einer globalen Wirtschaftskrise, die besonders den Reise- und Freizeitsektor trifft.
Was man auf jeden Fall sagen kann:
- Einige Fluggesellschaften, Reiseanbieter, Hotels usw. sind pleite und steigen nicht mehr ein. Die Konsolidierungsprozess, den wir bei den Fluggesellschaften in den letzten Jahren gesehen haben, wird dadurch befeuert. Diese Entwicklung führt zu höheren Flugpreisen. Das haben wir spätestens seit der Pleite von AB so erlebt. Falls jetzt z.B. Norwegian aus dem Markt ausscheidet, wird das für die betreffenden Strecken auch weiter in diese Richtung gehen (es ist ja nie schwarz/weiß, sowas sind immer Tendenzen).
- Wenn global die Wirtschaft wieder anzieht, wird auch der Ölverbrauch anziehen und damit der Ölpreis. Wie die Förderländer, die ja aktuell extrem hohe Einnahmeverluste haben, darauf regieren werden (z.B. Ausweitung der Produktion bzw. in welchem Maße), bleibt zu sehen.
- Anderseits gibt es ein Überangebot an gebrauchten Flugzeugen auf dem Markt, selbst wenn die Flugzeughersteller ihre Produktion notgedrungen runterfahren, gibt es da Überschuss. Selbiges gilt für Kreuzfahrtschiffe. Das ist totes Kapital, das nach Einsatz sucht. Außerdem gibt es einen Überschuss an ausgebildeten Piloten, deren einziges Asset ihre Fluglizenz (die wohl auch verfällt, wenn sie nicht entsprechend eine Mindestmenge an Flügen machen) und -erfahrung ist. Also im Grunde gute Bedingungen, neue Fluggesellschaften zu gründen bzw. bestehenden Betrieb auszuweiten, sobald die Nachfrage wieder da ist.
- Hotelpreise werden sich regional sehr unterschiedlich entwickeln. Viele Länder und Regionen hängen stark oder auch existenziell vom Tourismus ab. In diesen Ländern wird es zu einem Preiskampf um ausländische Gäste kommen, sobald Reiserestriktionen weg sind. Dazu kommt als Effekt noch die Währungsentwicklung (einschließlich derjenigen des Euros und des Dollars). Ich bin kein Währungstheoretiker, aber ich vermute, das Währungen von Schwellenländern, die stark von der Krise wirtschaftlich getroffen sind/sein werden, in den Keller gehen. Man schaue z.B. auf die Türkei, aber vielleicht auch auf Länder wie Thailand.
Wie sich eine wie auch immer und wie lange Übergangsphase gestaltet, wenn es eben noch nicht "nach Corona", sondern eigentlich "in mitten von Corona" ist, hängt m.E. sehr von den epidemischen und politischen Entwicklungen ab. In einer Phase, in der Reisen möglich ist, aber beschränkt (z.B. auf das Inland), werden die dortigen attraktiven Angebote natürlich eher teurer. Das ist aber ein Übergangseffekt.