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Mal eine Anmerkung von mir zuhause hier in Deutschland.
Erst mal: Bin Japanisch verheiratet und wir sind beide hier.
Dann mal das wichtigste: Die Japanische Family ist nicht betroffen, weil in Hamamatsu, ca 250 km von Tokyo Richtung Nagoya.
Bei aller Berichterstattung: und bei uns läuft neben NHK per internetupload auch real life Japan Fernsehen und dann auch das Deutsche.
Meine Frau geht inzwischen unsere Berichterstattung, nicht nur in dieser Sache sondern sonst auch allgemein 'auf den Keks'.
Sie sagt: unsere Berichterstattung und Nachrichtenverbreitung ist schon seit sie hier ist geprägt vom negativen.
Nich mal an positiven Konjunkturnachrichten (wie noch vor zwei Wochen) können wir uns erfreuen. Immer ist alles begleitet von einem negativem Unterton und es wird nie vergessen jede positive Nachricht mit einem negativem Ausblick zu "verbessern".
Jetzt im Rahmen der Katastrophe sieht sie Deutschland mega hysterisch und kopflos. Das Deutsche Hirn arbeitet wie der Reaktor auf 'low battery' oder 'no battery'. Wie im Reaktor scheint der Kontrollraum im Oberstübchen ausgeschaltet
Jetzt kann man durchaus Kritik an der Berichterstattung und an der in Japan üben und die Vermutung äußern, daß nicht alles gesagt wird was man wüsste. Hinter solchen Geschichten ist aber die japanische Presse genau so her wie die Deutsche. Was ich im direkten Vergleich sehe (meine Frau übersetzt dann den Originalton), ist aber, daß die Kritik und die Risiko Einschätzung an allen Maßnahmen in Japan nicht unbedingt anders ist was wir hier sehen. Alles was bei uns als negative Nachrichten kommt wird auch in Japan negative berichtet.
Die negativen Nachrichten werden dann hier aber noch durch eine Art Verstärker gejagt indem durch schwarzseherische Kommentare Weltuntergangsstimmung erzeugt wird, nicht unähnlich wie bei den Zeugen Jehovas (haben die nicht jetzt beträchtlich Zulauf?).
Was dann hier bei uns praktisch gänzlich fehlt sind (bis auf ein paar rührselige Geschichten, wie dem Mann mit seinem Hausdach auf dem Meer), sind die positiven Dinge, nämlich die Grundlagenarbeit um die elementarste Grundlagenversorgung wiederherzustellen, (Straßendurchbruch, Benzin depos anlegen, Bagger organisieren Nahrungsketten aufzubauen etc.
Da gibt es riesige Anstrengungen, einige Misserfolge, aber auch sehr viele Erfolge.
Neben verdienter Kritik, gäbe es wesentlich mehr sehr sehr viel Lob zu verteilen. Nix davon findet sich hier in den Nachrichten, höchstens mal die kleine Misserfolge - passend dramatisiert.
Da ich es live vergleichen kann, kann ich nur sagen: Unglaublich was wir uns hier so hier Journalistisch (ich meine Sender-Presse und Empfänger-wir) angewöhnt haben.
Dann die Grundsätzliche Lebenseinstellung: Bei uns dreht sich alles darum wie ich mich selbst, am besten vor allen anderen am besten dabei rauskomme. Ungehorsam, lauter Protest, Schuldzuweisungen, bei gleichzeitigem Erwarten vollsten Services wäre das was man hier erwarten würde.
In Japan überlegt das einzelne Mitglied der Gesellschaft erst mal, was er selbst zur Verbesserung aller und anderer beitragen könnte, auch unter Inkaufnahme von eigenen Risiken. Das Wohl aller steht vor meinem.
Deshalb werden z.Zt zwar auch Familienmitglieder (z.B. aus Tokyo heraus) zu Verwandten weiter weg (in den Süden/ Westen) gebracht, aber nur wenn andere nicht darunter leiden und man sich nicht einer Verantwortung entzieht. Typisch ist, daß Frau und Kind zu verwandten gehen, während die Männer ihren Aufgaben weiterhin wahrnehmen (so wie bei der Landverschickung in Deutschland am Ende des zweiten Weltkriegs). Aber “nie“ würde die Krankenschwester Patienten im Stich lassen um sich selbst erst mal in Sicherheit zu bringen.
Das fordern wir Deutschen auch von unseren Rettungskräften, aber nur für uns selbst, nicht im Einsatz würde das nicht gelten. Für uns steht etwas wie Gemeinschaft überhaupt nicht (mehr) auf der Tagesordnung. Jeder ist sich selbst der Nächste und im Krisenfall werden die Gesetze aufgehoben und jeder darf sich den Vorteil erkämpfen den er jetzt braucht.
Ich jedenfalls, sollte ich jemals nahe eines Desasters sein, würde mich wohler fühlen wenn mich ein solches in Japan ereilt, statt in Deutschland.
Es ist z.Zt viel über Angepasstheit und Folgehörigkeit von Japanern die Rede, weil sie für uns so gar nicht kritikfähig vorkommen in unserer Überheblichkeit.
Aber, bei der Wahl: Wer ist jetzt eigentlich über alles das üblere “Scheiß Volk“, die Deutschen, oder die Japaner, bin ich mir gar nicht so sicher ob das wirklich die so unangepassten Japaner sind.
Und wie würden sich wohl alle anderen Länder bei einer solchen Frage abstimmen.
Es ist immer unangenehm mal den Spiegel vorgehalten bekommt.
Aber ich finde es an der Zeit da mal reinzuschauen, bei aller Atom Panik.
Gruß
Flyglobal
PS:
Auch ich spüre hier den japanischen ‚Gemeinschafts‘ und “man drängelt sich nicht vor“ und ist nicht egoistisch Geist. Wenn ich mich z.B. mal beim Autofahren an einer Schlange vorbei ganz vorne reindrängele (kommt ja mal vor), hagelt es von Seite meiner japanischen besseren Hälfte heftige Kritik.
Erst mal: Bin Japanisch verheiratet und wir sind beide hier.
Dann mal das wichtigste: Die Japanische Family ist nicht betroffen, weil in Hamamatsu, ca 250 km von Tokyo Richtung Nagoya.
Bei aller Berichterstattung: und bei uns läuft neben NHK per internetupload auch real life Japan Fernsehen und dann auch das Deutsche.
Meine Frau geht inzwischen unsere Berichterstattung, nicht nur in dieser Sache sondern sonst auch allgemein 'auf den Keks'.
Sie sagt: unsere Berichterstattung und Nachrichtenverbreitung ist schon seit sie hier ist geprägt vom negativen.
Nich mal an positiven Konjunkturnachrichten (wie noch vor zwei Wochen) können wir uns erfreuen. Immer ist alles begleitet von einem negativem Unterton und es wird nie vergessen jede positive Nachricht mit einem negativem Ausblick zu "verbessern".
Jetzt im Rahmen der Katastrophe sieht sie Deutschland mega hysterisch und kopflos. Das Deutsche Hirn arbeitet wie der Reaktor auf 'low battery' oder 'no battery'. Wie im Reaktor scheint der Kontrollraum im Oberstübchen ausgeschaltet
Jetzt kann man durchaus Kritik an der Berichterstattung und an der in Japan üben und die Vermutung äußern, daß nicht alles gesagt wird was man wüsste. Hinter solchen Geschichten ist aber die japanische Presse genau so her wie die Deutsche. Was ich im direkten Vergleich sehe (meine Frau übersetzt dann den Originalton), ist aber, daß die Kritik und die Risiko Einschätzung an allen Maßnahmen in Japan nicht unbedingt anders ist was wir hier sehen. Alles was bei uns als negative Nachrichten kommt wird auch in Japan negative berichtet.
Die negativen Nachrichten werden dann hier aber noch durch eine Art Verstärker gejagt indem durch schwarzseherische Kommentare Weltuntergangsstimmung erzeugt wird, nicht unähnlich wie bei den Zeugen Jehovas (haben die nicht jetzt beträchtlich Zulauf?).
Was dann hier bei uns praktisch gänzlich fehlt sind (bis auf ein paar rührselige Geschichten, wie dem Mann mit seinem Hausdach auf dem Meer), sind die positiven Dinge, nämlich die Grundlagenarbeit um die elementarste Grundlagenversorgung wiederherzustellen, (Straßendurchbruch, Benzin depos anlegen, Bagger organisieren Nahrungsketten aufzubauen etc.
Da gibt es riesige Anstrengungen, einige Misserfolge, aber auch sehr viele Erfolge.
Neben verdienter Kritik, gäbe es wesentlich mehr sehr sehr viel Lob zu verteilen. Nix davon findet sich hier in den Nachrichten, höchstens mal die kleine Misserfolge - passend dramatisiert.
Da ich es live vergleichen kann, kann ich nur sagen: Unglaublich was wir uns hier so hier Journalistisch (ich meine Sender-Presse und Empfänger-wir) angewöhnt haben.
Dann die Grundsätzliche Lebenseinstellung: Bei uns dreht sich alles darum wie ich mich selbst, am besten vor allen anderen am besten dabei rauskomme. Ungehorsam, lauter Protest, Schuldzuweisungen, bei gleichzeitigem Erwarten vollsten Services wäre das was man hier erwarten würde.
In Japan überlegt das einzelne Mitglied der Gesellschaft erst mal, was er selbst zur Verbesserung aller und anderer beitragen könnte, auch unter Inkaufnahme von eigenen Risiken. Das Wohl aller steht vor meinem.
Deshalb werden z.Zt zwar auch Familienmitglieder (z.B. aus Tokyo heraus) zu Verwandten weiter weg (in den Süden/ Westen) gebracht, aber nur wenn andere nicht darunter leiden und man sich nicht einer Verantwortung entzieht. Typisch ist, daß Frau und Kind zu verwandten gehen, während die Männer ihren Aufgaben weiterhin wahrnehmen (so wie bei der Landverschickung in Deutschland am Ende des zweiten Weltkriegs). Aber “nie“ würde die Krankenschwester Patienten im Stich lassen um sich selbst erst mal in Sicherheit zu bringen.
Das fordern wir Deutschen auch von unseren Rettungskräften, aber nur für uns selbst, nicht im Einsatz würde das nicht gelten. Für uns steht etwas wie Gemeinschaft überhaupt nicht (mehr) auf der Tagesordnung. Jeder ist sich selbst der Nächste und im Krisenfall werden die Gesetze aufgehoben und jeder darf sich den Vorteil erkämpfen den er jetzt braucht.
Ich jedenfalls, sollte ich jemals nahe eines Desasters sein, würde mich wohler fühlen wenn mich ein solches in Japan ereilt, statt in Deutschland.
Es ist z.Zt viel über Angepasstheit und Folgehörigkeit von Japanern die Rede, weil sie für uns so gar nicht kritikfähig vorkommen in unserer Überheblichkeit.
Aber, bei der Wahl: Wer ist jetzt eigentlich über alles das üblere “Scheiß Volk“, die Deutschen, oder die Japaner, bin ich mir gar nicht so sicher ob das wirklich die so unangepassten Japaner sind.
Und wie würden sich wohl alle anderen Länder bei einer solchen Frage abstimmen.
Es ist immer unangenehm mal den Spiegel vorgehalten bekommt.
Aber ich finde es an der Zeit da mal reinzuschauen, bei aller Atom Panik.
Gruß
Flyglobal
PS:
Auch ich spüre hier den japanischen ‚Gemeinschafts‘ und “man drängelt sich nicht vor“ und ist nicht egoistisch Geist. Wenn ich mich z.B. mal beim Autofahren an einer Schlange vorbei ganz vorne reindrängele (kommt ja mal vor), hagelt es von Seite meiner japanischen besseren Hälfte heftige Kritik.
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