[11MAR2011] Schweres Erdbeben in Japan

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flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
521
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Mal eine Anmerkung von mir zuhause hier in Deutschland.
Erst mal: Bin Japanisch verheiratet und wir sind beide hier.
Dann mal das wichtigste: Die Japanische Family ist nicht betroffen, weil in Hamamatsu, ca 250 km von Tokyo Richtung Nagoya.

Bei aller Berichterstattung: und bei uns läuft neben NHK per internetupload auch real life Japan Fernsehen und dann auch das Deutsche.

Meine Frau geht inzwischen unsere Berichterstattung, nicht nur in dieser Sache sondern sonst auch allgemein 'auf den Keks'.
Sie sagt: unsere Berichterstattung und Nachrichtenverbreitung ist schon seit sie hier ist geprägt vom negativen.
Nich mal an positiven Konjunkturnachrichten (wie noch vor zwei Wochen) können wir uns erfreuen. Immer ist alles begleitet von einem negativem Unterton und es wird nie vergessen jede positive Nachricht mit einem negativem Ausblick zu "verbessern".

Jetzt im Rahmen der Katastrophe sieht sie Deutschland mega hysterisch und kopflos. Das Deutsche Hirn arbeitet wie der Reaktor auf 'low battery' oder 'no battery'. Wie im Reaktor scheint der Kontrollraum im Oberstübchen ausgeschaltet

Jetzt kann man durchaus Kritik an der Berichterstattung und an der in Japan üben und die Vermutung äußern, daß nicht alles gesagt wird was man wüsste. Hinter solchen Geschichten ist aber die japanische Presse genau so her wie die Deutsche. Was ich im direkten Vergleich sehe (meine Frau übersetzt dann den Originalton), ist aber, daß die Kritik und die Risiko Einschätzung an allen Maßnahmen in Japan nicht unbedingt anders ist was wir hier sehen. Alles was bei uns als negative Nachrichten kommt wird auch in Japan negative berichtet.

Die negativen Nachrichten werden dann hier aber noch durch eine Art Verstärker gejagt indem durch schwarzseherische Kommentare Weltuntergangsstimmung erzeugt wird, nicht unähnlich wie bei den Zeugen Jehovas (haben die nicht jetzt beträchtlich Zulauf?).

Was dann hier bei uns praktisch gänzlich fehlt sind (bis auf ein paar rührselige Geschichten, wie dem Mann mit seinem Hausdach auf dem Meer), sind die positiven Dinge, nämlich die Grundlagenarbeit um die elementarste Grundlagenversorgung wiederherzustellen, (Straßendurchbruch, Benzin depos anlegen, Bagger organisieren Nahrungsketten aufzubauen etc.

Da gibt es riesige Anstrengungen, einige Misserfolge, aber auch sehr viele Erfolge.
Neben verdienter Kritik, gäbe es wesentlich mehr sehr sehr viel Lob zu verteilen. Nix davon findet sich hier in den Nachrichten, höchstens mal die kleine Misserfolge - passend dramatisiert.
Da ich es live vergleichen kann, kann ich nur sagen: Unglaublich was wir uns hier so hier Journalistisch (ich meine Sender-Presse und Empfänger-wir) angewöhnt haben.

Dann die Grundsätzliche Lebenseinstellung: Bei uns dreht sich alles darum wie ich mich selbst, am besten vor allen anderen am besten dabei rauskomme. Ungehorsam, lauter Protest, Schuldzuweisungen, bei gleichzeitigem Erwarten vollsten Services wäre das was man hier erwarten würde.

In Japan überlegt das einzelne Mitglied der Gesellschaft erst mal, was er selbst zur Verbesserung aller und anderer beitragen könnte, auch unter Inkaufnahme von eigenen Risiken. Das Wohl aller steht vor meinem.

Deshalb werden z.Zt zwar auch Familienmitglieder (z.B. aus Tokyo heraus) zu Verwandten weiter weg (in den Süden/ Westen) gebracht, aber nur wenn andere nicht darunter leiden und man sich nicht einer Verantwortung entzieht. Typisch ist, daß Frau und Kind zu verwandten gehen, während die Männer ihren Aufgaben weiterhin wahrnehmen (so wie bei der Landverschickung in Deutschland am Ende des zweiten Weltkriegs). Aber “nie“ würde die Krankenschwester Patienten im Stich lassen um sich selbst erst mal in Sicherheit zu bringen.

Das fordern wir Deutschen auch von unseren Rettungskräften, aber nur für uns selbst, nicht im Einsatz würde das nicht gelten. Für uns steht etwas wie Gemeinschaft überhaupt nicht (mehr) auf der Tagesordnung. Jeder ist sich selbst der Nächste und im Krisenfall werden die Gesetze aufgehoben und jeder darf sich den Vorteil erkämpfen den er jetzt braucht.

Ich jedenfalls, sollte ich jemals nahe eines Desasters sein, würde mich wohler fühlen wenn mich ein solches in Japan ereilt, statt in Deutschland.

Es ist z.Zt viel über Angepasstheit und Folgehörigkeit von Japanern die Rede, weil sie für uns so gar nicht kritikfähig vorkommen in unserer Überheblichkeit.
Aber, bei der Wahl: Wer ist jetzt eigentlich über alles das üblere “Scheiß Volk“, die Deutschen, oder die Japaner, bin ich mir gar nicht so sicher ob das wirklich die so unangepassten Japaner sind.
Und wie würden sich wohl alle anderen Länder bei einer solchen Frage abstimmen.
Es ist immer unangenehm mal den Spiegel vorgehalten bekommt.
Aber ich finde es an der Zeit da mal reinzuschauen, bei aller Atom Panik.

Gruß

Flyglobal

PS:
Auch ich spüre hier den japanischen ‚Gemeinschafts‘ und “man drängelt sich nicht vor“ und ist nicht egoistisch Geist. Wenn ich mich z.B. mal beim Autofahren an einer Schlange vorbei ganz vorne reindrängele (kommt ja mal vor), hagelt es von Seite meiner japanischen besseren Hälfte heftige Kritik.
 
Zuletzt bearbeitet:

Pax vobiscum

Erfahrenes Mitglied
21.12.2009
4.469
387
kurz vor BER, ♂
Die numerischen Zahlen mögen stimmen. Der Maßeinheit würde ich misstrauen. Ich erinnere an die Verwirrung um Milli und Micro Sievert!

MPa sind MPa, selbst wenn es bei Block 1 der Überdruck wäre,was ich aber nach dieser Darstellung nicht glaube:

Block 1


Der Druck im Reaktordruckbehälter ist gestiegen:

Messstelle 1:
17.03.2011, 12:00 Uhr: 0,173 MPa
18.03.2011, 2.50 Uhr: 0,265 MPa
Messstelle 2:
17.03.2011, 12:00 Uhr: 0,144 MPa
18.03.2011, 2.50 Uhr: 0,243 MPa
Der Füllstand im Reaktordruckbehälter ist im gleichen Zeitraum von -1800 mm auf -1700mm gestiegen.

Die 265 kPa sind eigentlich kein Thema...was natürlich in Verbindung mit den Werten von Block 2 neue Fragen aufwirft !

Wenn es getürkt wäre , wäre es dumm gemacht wie bei KT.
 
Zuletzt bearbeitet:

Pax vobiscum

Erfahrenes Mitglied
21.12.2009
4.469
387
kurz vor BER, ♂
Erst mal freut mich das bei Dir + Family alles o.k. ist.

Sie sagt: unsere Berichterstattung und Nachrichtenverbreitung ist schon seit sie hier ist geprägt vom negativen.

Das ist doch aber typisch : " Spiegel Leser wissen mehr " und erzählen einem dann Dienstag alles brühwarm.

Noch viel schlimmer , wenn man bei dem realen Ereignis dabeigewesen ist ( so wie bei Dir jetzt ) und die Presse ( bei mir die regionale ) berichtet darüber.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-1
Mal eine Anmerkung von mir zuhause hier in Deutschland.
Erst mal: Bin Japanisch verheiratet und wir sind beide hier.
Dann mal das wichtigste: Die Japanische Family ist nicht betroffen, weil in Hamamatsu, ca 250 km von Tokyo Richtung Nagoya.

Bei aller Berichterstattung: und bei uns läuft neben NHK per internetupload auch real life Japan Fernsehen und dann auch das Deutsche.

Meine Frau geht inzwischen unsere Berichterstattung, nicht nur in dieser Sache sondern sonst auch allgemein 'auf den Keks'.
Sie sagt: unsere Berichterstattung und Nachrichtenverbreitung ist schon seit sie hier ist geprägt vom negativen.
Nich mal an positiven Konjunkturnachrichten (wie noch vor zwei Wochen) können wir uns erfreuen. Immer ist alles begleitet von einem negativem Unterton und es wird nie vergessen jede positive Nachricht mit einem negativem Ausblick zu "verbessern".

Jetzt im Rahmen der Katastrophe sieht sie Deutschland mega hysterisch und kopflos. Das Deutsche Hirn arbeitet wie der Reaktor auf 'low battery' oder 'no battery'. Wie im Reaktor scheint der Kontrollraum im Oberstübchen ausgeschaltet

Jetzt kann man durchaus Kritik an der Berichterstattung und an der in Japan üben und die Vermutung äußern, daß nicht alles gesagt wird was man wüsste. Hinter solchen Geschichten ist aber die japanische Presse genau so her wie die Deutsche. Was ich im direkten Vergleich sehe (meine Frau übersetzt dann den Originalton), ist aber, daß die Kritik und die Risiko Einschätzung an allen Maßnahmen in Japan nicht unbedingt anders ist was wir hier sehen. Alles was bei uns als negative Nachrichten kommt wird auch in Japan negative berichtet.

Die negativen Nachrichten werden dann hier aber noch durch eine Art Verstärker gejagt indem durch schwarzseherische Kommentare Weltuntergangsstimmung erzeugt wird, nicht unähnlich wie bei den Zeugen Jehovas (haben die nicht jetzt beträchtlich Zulauf?).

Was dann hier bei uns praktisch gänzlich fehlt sind (bis auf ein paar rührselige Geschichten, wie dem Mann mit seinem Hausdach auf dem Meer), sind die positiven Dinge, nämlich die Grundlagenarbeit um die elementarste Grundlagenversorgung wiederherzustellen, (Straßendurchbruch, Benzin depos anlegen, Bagger organisieren Nahrungsketten aufzubauen etc.

Da gibt es riesige Anstrengungen, einige Misserfolge, aber auch sehr viele Erfolge.
Neben verdienter Kritik, gäbe es wesentlich mehr sehr sehr viel Lob zu verteilen. Nix davon findet sich hier in den Nachrichten, höchstens mal die kleine Misserfolge - passend dramatisiert.
Da ich es live vergleichen kann, kann ich nur sagen: Unglaublich was wir uns hier so hier Journalistisch (ich meine Sender-Presse und Empfänger-wir) angewöhnt haben.

Dann die Grundsätzliche Lebenseinstellung: Bei uns dreht sich alles darum wie ich mich selbst, am besten vor allen anderen am besten dabei rauskomme. Ungehorsam, lauter Protest, Schuldzuweisungen, bei gleichzeitigem Erwarten vollsten Services wäre das was man hier erwarten würde.

In Japan überlegt das einzelne Mitglied der Gesellschaft erst mal, was er selbst zur Verbesserung aller und anderer beitragen könnte, auch unter Inkaufnahme von eigenen Risiken. Das Wohl aller steht vor meinem.

Deshalb werden z.Zt zwar auch Familienmitglieder (z.B. aus Tokyo heraus) zu Verwandten weiter weg (in den Süden/ Westen) gebracht, aber nur wenn andere nicht darunter leiden und man sich nicht einer Verantwortung entzieht. Typisch ist, daß Frau und Kind zu verwandten gehen, während die Männer ihren Aufgaben weiterhin wahrnehmen (so wie bei der Landverschickung in Deutschland am Ende des zweiten Weltkriegs). Aber “nie“ würde die Krankenschwester Patienten im Stich lassen um sich selbst erst mal in Sicherheit zu bringen.

Das fordern wir Deutschen auch von unseren Rettungskräften, aber nur für uns selbst, nicht im Einsatz würde das nicht gelten. Für uns steht etwas wie Gemeinschaft überhaupt nicht (mehr) auf der Tagesordnung. Jeder ist sich selbst der Nächste und im Krisenfall werden die Gesetze aufgehoben und jeder darf sich den Vorteil erkämpfen den er jetzt braucht.

Ich jedenfalls, sollte ich jemals nahe eines Desasters sein, würde mich wohler fühlen wenn mich ein solches in Japan ereilt, statt in Deutschland.

Es ist z.Zt viel über Angepasstheit und Folgehörigkeit von Japanern die Rede, weil sie für uns so gar nicht kritikfähig vorkommen in unserer Überheblichkeit.
Aber, bei der Wahl: Wer ist jetzt eigentlich über alles das üblere “Scheiß Volk“, die Deutschen, oder die Japaner, bin ich mir gar nicht so sicher ob das wirklich die so unangepassten Japaner sind.
Und wie würden sich wohl alle anderen Länder bei einer solchen Frage abstimmen.
Es ist immer unangenehm mal den Spiegel vorgehalten bekommt.
Aber ich finde es an der Zeit da mal reinzuschauen, bei aller Atom Panik.

Gruß

Flyglobal

PS:
Auch ich spüre hier den japanischen ‚Gemeinschafts‘ und “man drängelt sich nicht vor“ und ist nicht egoistisch Geist. Wenn ich mich z.B. mal beim Autofahren an einer Schlange vorbei ganz vorne reindrängele (kommt ja mal vor), hagelt es von Seite meiner japanischen besseren Hälfte heftige Kritik.

Darf ich fragen?
Der zukünftige sichere Betrieb von Reaktoren wird auch nicht angezweifelt. Denn es gibt eh keine Alternative.

Wenn ich jetzt aber behaupte, gerade die japanische Mentalität hat "uns" reingeritten.
In den ersten Stunden zählte nämlich nur eines. Egal was, jede Maßnahme, die den einzelnen Reaktor zweifelsfrei hätte retten können wurde sofort verworfen, denn es galt das Gesamte zu schützen, die Atomfabrik Fukushima. Niemand wagte aus der Reihe zu treten, alle standen brav in der Schlange. Ich mache den Verantwortlichen der ersten Stunde keinen Vorwurf. Die waren sicher so gläubig, das alles auch so in den Griff zu bekommen. Der Gehirnwäsche des Dauerlächelns entkommt bekanntlich niemand. Eine internationle Fahrschule zum Fahren eines Reaktors gibt es meineswissens ja nicht. Dem Fahrlehrer glaubt man als 18 jähriger auch alles und er ist Gott. Wer bildet die Reaktorfahrer aus. TEPCO! Das Studium vorher zählt eh nur als theoretische Allgemeinbildung.

Wieso wird denn erst nach und nach internationale Hilfe bei Fachleuten erbeten? Auch bei Fachleuten die sich schon lange fragen, wissen die wirklich was sie tun?

Aber ich sehe. Das Mittel der Katastrophenkommunikation funktioniert.
 

mueller1000

Erfahrenes Mitglied
16.11.2010
463
20
nahe FRA
@flyglobal
Es gibt abseits der deutschen Mainstreammedien (deren Supergau-geseier ich auch nicht mehr hören kann) durchaus vernünftige deutsche "Alternativmedien".
Zettels Raum gehört z.B. dazu.
Der aktuelle Stand steht, gewöhnungsbedürftig, aber immer am Ende des Artikels.

In vielem kann ich der beeindruckenden Stellungnahme von flyglobal zustimmen - dennoch: ein genauerer Blick auf die Medien lohnt sich. John Galt erwähnt hier ein Beispiel. Der Deutschlandfunk resp Deutschland Radio Kultur sind andere, z.B. mit der täglichen internationalen Presseschau, in der auch die Stimmen japanischer Medien aufgeführt werden, oder mit Interviews, die die Hintergründe, auch die unterschiedlichen kulturellen, aufzuhellen versuchen (ein Text aus der Presseschau von heute siehe unten). Differenzierte Texte gibt es auch auf der Süddeutschen, entsprechende Berichte bei Phoenix. Was allerdings vollkommen unerträglich ist, sind diese Pseudo-Nachrichtensender wie n-tv, die immer dieselben Bilder senden, und scheinbar auch keine Chronologie kennen.

Was ich allerdings in der Tat selten finde, sind Berichte z.B. über das Fortschreiten der Aufräumungsarbeiten.

Deutschlandfunk - Presseschau vom 18.03.2011 12:00

Aus der Zeitung ASAHI SHIMBUN:
"Wer kommt eigentlich grundsätzlich zum Einsatz, wenn sich ein schwerer Atom-Unfall ereignet? Unsere Gesellschaft hat bisher konkrete Diskussionen darüber vermieden. Nun steht sie vor dieser schwierigen Frage. Japan wird nicht mehr von Militärs oder einem Diktator beherrscht. Deshalb ist das Leben jedes Japaners gleich wertvoll; es gibt hier keine Rangfolge. Andererseits braucht man für den Einsatz in Kernkraftwerken bestimmte Berufsgruppen, wie Techniker mit speziellen Kenntnissen, Soldaten oder Polizisten. Natürlich haben Verteidigungskräfte und Polizisten solch einen Einsatz bisher nicht wirklich erwartet. Aber nun ist es so weit, und wir haben keine andere Wahl, als an ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Fähigkeiten zu glauben und zu hoffen".
 

weero

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
911
0
SINg-sing, SYD & ZRH
..Wohl aus Kostengründen. Sonst wäre eine riesige Passivkühlung notwendig - man hätte bis zu 30-60MW an Wärme von den Restreaktionen sofort nach der Abschaltung ableiten müssen...
Sofort nach der Abschaltung ist es bis zu 8% der Reaktorleistung (460-785MW), es sei denn, es sind sehr frische Brennstäbe drin.
Die beiden Zahlen widersprechen sich doch :eek: ... aber das ist ja bei dem heutigen Nachrichtenstand nicht sehr erstaundlich.
 
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Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-1
Aus der Zeitung ASAHI SHIMBUN:
"Wer kommt eigentlich grundsätzlich zum Einsatz, wenn sich ein schwerer Atom-Unfall ereignet? Unsere Gesellschaft hat bisher konkrete Diskussionen darüber vermieden. Nun steht sie vor dieser schwierigen Frage. Japan wird nicht mehr von Militärs oder einem Diktator beherrscht. Deshalb ist das Leben jedes Japaners gleich wertvoll; es gibt hier keine Rangfolge. Andererseits braucht man für den Einsatz in Kernkraftwerken bestimmte Berufsgruppen, wie Techniker mit speziellen Kenntnissen, Soldaten oder Polizisten. Natürlich haben Verteidigungskräfte und Polizisten solch einen Einsatz bisher nicht wirklich erwartet. Aber nun ist es so weit, und wir haben keine andere Wahl, als an ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Fähigkeiten zu glauben und zu hoffen".

In diesem Punkt sind "Wir" ja nachweislich keinen Punkt besser. Nach Artikel 70 GG ist der Katastrophenschutz Aufgabe der Länder. Diese schieben es meist auf Kreise und Kreisfreie Städte ab. Folge: KHG ruft dann beim Landrat, der gestern noch zum Wählerfang ein Altenheim besuchte, an, oder was? Das ist alles so ... . Folglich wird verdrängt und nur abstrakt gedacht. Wenn es dann ernst wird laufen alle eh nur noch kopflos rum. Wobei, wir hier im Westen mit der dazugehörigen ausgeprägten egoistischen Strukturen in Verbindung mit einem solchen Ereignis ... Ich höre lieber auf, und male es mir gedanklich nicht weiter aus. Vielleicht sind wir wirklich an einem Punkt angekommen, wo dieses göttliche Gebot von "Du sollst nicht Lügen" tatsächlich nicht mehr gilt. Was sagt der Römer eigentlich dazu. Ich habe es nicht so mit dem.
 

flysurfer

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
26.001
43
www.vielfliegertreff.de
Zu Deutschland: Während das THW und die deutschen TV-Sender schon am Wochenende oder kurz danach die Flucht ergriffen haben, haben andere Länder wie die USA ihre Helfer und Topreporter nach Japan gebracht, um vor Ort zu helfen und zu berichten. Ich denke, das sagt alles.
 

Huey

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06.04.2009
4.484
-1
+++ Tepco übt sich in Selbstkritik +++

[19.56 Uhr] Es ist der Versuch einer Entschuldigung: Die AKW-Betreibergesellschaft Tepco hat eine Pressemitteilung veröffentlicht. Darin heißt es: "Wir möchten uns bei den Menschen in der Gegend des Kraftwerks aufrichtig für die Besorgnis und Belästigung durch den Vorfall am Atomkraftwerk Fukushima Daiichi und das Ausströmen radioaktiver Substanzen entschuldigen."

Freitag? Ausströmen radioaktiver Substanzen ist übrigens gegenüber "Strahlung am Ground Zero" eine erhebliche Steigerung in der öffentlichen Kommunikation. :cry:
 

Huey

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06.04.2009
4.484
-1

"Als die erste Ohnmacht überwunden war, handelten er und die anderen Fischer. Sie entschieden sich, ihren Fang - rund 14 Tonnen Kabeljau - den Hilfsbedürftigen zum Essen zu geben."

Dieses zeigt aber eines sehr schön. Wir sprechen hier auch von einer Katastrophe in einer Katastrophe. Die Eine wird angesichts der Auswirkungen von jedem in seinem unbeschreiblichen Ausmaß eingeschätzt. Die Andere ist unsichtbar (noch), abstrakt, nicht mit menschlichen Sinnen unmittelbar greifbar. Erst Ihre Wirkung. Wenn hier nämlich durch unglückliche Umstände kontaminierter Fisch verzehrt worden wäre. Ohje ... Da wollte dann jemand etwas Gutes tun, und hätte unsichtbar Unglück gebracht. Gut, dass es hier so nicht der Fall war!
 

flysurfer

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06.03.2009
26.001
43
www.vielfliegertreff.de
Eine Woche danach: Schweigen für die Toten, Leid bei den Überlebenden - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Panorama

Japans Katastrophengebiete: Rückkehr in die Verwüstung - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Panorama

Also ich fühle mich hier in Deutschland gut über den Wiederaufbau und die Hilfsmaßnahmen informiert, man könnte noch Dutzende anderer Links auch anderer deutscher Medien nachreichen, die voller Respekt über den unbeugsamen Willen der Betroffenen berichten. Vielleicht sollte man weniger fernsehen und mehr lesen. Ich schaue in Deutschland seit Jahren nicht mehr fern, wozu auch, es handelt sich um eine Form vollkommener Zeitverschwendung. Dann lieber ein paar Stunden "User vs. Mods!". ;)

Apropos, lieber flyglobal, ist dir eins nicht aufgefallen? Du meckerst in deinem Beitrag in typisch deutscher Manier darüber, dass sie Deutschen zu viel meckern. Wenn das nicht ironisch ist. Deine japanische "bessere Hälfte" hätte das Ganze wohl ein wenig anders formuliert. ;)
 
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flysurfer

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06.03.2009
26.001
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www.vielfliegertreff.de
+++ Deutscher Forscher: Weitere große Beben zu befürchten +++

[21.09 Uhr] Dem Erdbeben von Japan werden nach Auffassung von Wissenschaftlern voraussichtlich weitere Beben folgen. "Man muss davon ausgehen, dass dieses Erdbeben andere große Erdbeben nach sich ziehen wird", sagte der Geophysiker Hans-Peter Bunge von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Spannungszustand des gesamten Erdkörpers habe sich verändert. Andere Erdplatten müssten nun zwangsläufig reagieren. Die Wellenbewegungen des Bebens von Japan hatten sich über die ganze Erde ausgebreitet. Sogar in München, wo die "Welle" nach zehn Minuten eintraf, habe sich der Boden noch um zwei Zentimeter gehoben und gesenkt, sagte Bunge. Mess-Stationen hätten dies aufgezeichnet.

+++ Japan-Liveticker +++: Druck in Reaktor sinkt nach Wasserwerfer-Einsatz - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Panorama
 

derpelikan

Erfahrenes Mitglied
08.02.2010
2.316
152
"Als die erste Ohnmacht überwunden war, handelten er und die anderen Fischer. Sie entschieden sich, ihren Fang - rund 14 Tonnen Kabeljau - den Hilfsbedürftigen zum Essen zu geben."

Dieses zeigt aber eines sehr schön. Wir sprechen hier auch von einer Katastrophe in einer Katastrophe. Die Eine wird angesichts der Auswirkungen von jedem in seinem unbeschreiblichen Ausmaß eingeschätzt. Die Andere ist unsichtbar (noch), abstrakt, nicht mit menschlichen Sinnen unmittelbar greifbar. Erst Ihre Wirkung. Wenn hier nämlich durch unglückliche Umstände kontaminierter Fisch verzehrt worden wäre. Ohje ... Da wollte dann jemand etwas Gutes tun, und hätte unsichtbar Unglück gebracht. Gut, dass es hier so nicht der Fall war!

was willst du uns mit diesem seltsamen beitrag sagen?

ich bin der deutschen TV und Spiegel Panikmache nun mittlerweile ueberdruessig.
aber gute Nachrichten sind halt nicht so spannend wie richtig schlechte Nachrichten.

Habe vorhin mit einem ehmaligen GRS Mitarbeiter zu Abend gegessen. Er wundert sich ueber die teilweise widersprueclichen Aussagen in den deutschen und Int. Medien.

Ich hoffe einfach nur, dass man in Japan die Situation irgendwie in Griff bekommt!

dp
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
5.360
3.055
FRA
Wohl aus Kostengründen. Sonst wäre eine riesige Passivkühlung notwendig - man hätte bis zu 30-60MW an Wärme von den Restreaktionen sofort nach der Abschaltung ableiten müssen...
Sofort nach der Abschaltung ist es bis zu 8% der Reaktorleistung (460-785MW), es sei denn, es sind sehr frische Brennstäbe drin.

Die beiden Zahlen widersprechen sich doch :eek: ... aber das ist ja bei dem heutigen Nachrichtenstand nicht sehr erstaundlich.

Das lag an meiner übertriebenen Rundung der Zahlen, nicht der Nachrichtenlage. Der Block 1 hat die Leistung von 460MW, die restlichen Blöcke 785MW. Ich habe 8% davon auf 30-60MW gerundet statt 36,8-62,8. Sorry.
 
Zuletzt bearbeitet:

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-1
was willst du uns mit diesem seltsamen beitrag sagen?

ich bin der deutschen TV und Spiegel Panikmache nun mittlerweile ueberdruessig.
aber gute Nachrichten sind halt nicht so spannend wie richtig schlechte Nachrichten.

Habe vorhin mit einem ehmaligen GRS Mitarbeiter zu Abend gegessen. Er wundert sich ueber die teilweise widersprueclichen Aussagen in den deutschen und Int. Medien.

Ich hoffe einfach nur, dass man in Japan die Situation irgendwie in Griff bekommt!

dp

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Du willst gute Nachrichten. Als gute Nachricht könnte sich herausstellen, dass Fukushima 1 am Meer erbaut wurde. die Möglichkeit einer Pontonverbringung von schwerem Gerät könnte sich hier noch als Seegen erweisen.

Und jetzt wieder eine Schlechte:
Bei der Eigendekontamination ohne Hilfsmittel beginnst du damit, die Windrichtung mit einfachsten Mitteln zu bestimmen (der berühmte Grashalm, deswegen ist es ja sprichwörtlich so unschön, wenn da kein Grashalm mehr wächst) dann stellst du dich mit dem Rücken in den Wind, beginnst dich von außen nach innen auszublättern. Zwischendurch machst du von Schicht zu Schicht einen Schritt nach hinten. Der Wind arbeitet für dich. Was im Kleinen noch aktiv beeinflußbar ist (durch Drehung) geht im Großen leider nicht. Wenn man sich nun einige Bilder anschaut, dann erkennt man aber auch, dass Helfer sich eindeutig an örtlichen Gegebenheiten beim Aufbau einer Station orientierten. Spricht für deren Qualifikation. Ein ehemaliger Ausbilder von mir sprach bei Laienhelfern mit Geigerzähler in der Hand gerne von Geigenspieler die das Spielen gerade erst begonnen haben. Wirklich zuhören möchte denen ja auch keiner.

Der beste Helfer im konventionellen Katastrophenschutz/Rettungswesen kann in der ABC Abwehr wegeni fehlender Ausbildung eine Niete sein. :mad: Ich hätte damals auch lieber den Bundeswehrführerschein gemacht, als auf diesen blöden (war von allen Lehrgängen der unbeliebteste, man zog damit die Niete :p ) ABC Schutzlehrgang zu gehen. :eek:
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-1
Huey, don't get me wrong. Hört sich für andere vielleicht logisch an. Für mich trotzdem wirres Zeug...

Ich persönlich verfolge gerade eine Diskussion wo sich Physiker und andere wilde Formeln um die Ohren hauen, welche theoretische Verseuchung unter Ansatz einzelner Parameter möglich ist. Das ist für mich persönlich auch zu wirres Zeug, da kein Mensch verwendete Parameter je bestimmte.

Die Ergebnisse schwanken dort dann auch um mehr als das 50fache, was für mich persönlich nicht mehr nach wissenschaftlichen mathematischen Arbeiten klingt, sondern nach Glauben und anliegenden Ideologien.
 

jalapene

Erfahrenes Mitglied
29.03.2010
504
0
.
Zu Deutschland: Während das THW und die deutschen TV-Sender schon am Wochenende oder kurz danach die Flucht ergriffen haben, haben andere Länder wie die USA ihre Helfer und Topreporter nach Japan gebracht, um vor Ort zu helfen und zu berichten. Ich denke, das sagt alles.

wurde nicht gerade hier zur schnellstmöglichen ausreise angehalten und früh die deutsche regierung kritisiert, dass sie die deutschen nicht ausfliegt?
 

Paule22

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
263
1
SEL
Huey, eigentlich sind deine Postings ja ganz interessant. Aber wie man sich so hereinsteigern kann in die Sache, verstehe ich nicht. Du malst jetzt seit einer Woche den Teufel jeden Tag an die Wand, die Lage ist schlimm und schrecklich genug, da muss man sie nicht immernoch schlimmer herreden, als sie derzeit ist. Warnungen finde ich ja richtig, aber nicht dieses geradezu "Herbeiwünschen" von noch viel schlechteren Ereignissen.

Das ist doch ne traurige aber doch tolle Story mit dem Fisch, was hat da schonwieder die Atomgeschichte zu suchen. Die Japaner werden schon versuchen aufzupassen, und vielleicht ist ein leicht verseuchter Fisch (was er in dem Fall ja niemals war) immernoch besser, als zu verhungern.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-1
Das ist doch ne traurige aber doch tolle Story mit dem Fisch, was hat da schonwieder die Atomgeschichte zu suchen. Die Japaner werden schon versuchen aufzupassen, und vielleicht ist ein leicht verseuchter Fisch (was er in dem Fall ja niemals war) immernoch besser, als zu verhungern.

Das mit dem Fisch war ein Beispiel, was passieren kann, wenn konventionelle Hilfsleistung auf Hilfsleistungen im Rahmen einer A (BC) Abwehr trifft. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe auch nie geschrieben, dass er in diesem Fall verseucht war!

Auch verwehre ich mich dagegen, ein Horrorszenario wie dieses geradezu herbeizuwünschen!

Vielleicht wird die Geschichte zeigen (und ich wäre froh, wenn sie mich lügen straft) dass dieses schleichende Ereignis in der Bewältigung von Anfang an halbherzig angegangen wurde. Tschernobyl war schlimm, aber dort wurde angesichts der Offensichtlichkeit sofort mit massiven Manpower (Gott habe sie seelig) das Problem in Angriff genommen. Unter dem Reaktor sogar eine Betonwanne in kürzester Zeit bergmännisch erstellt. Hier wurden Gesteinsformationen vorgeschoben, die sich nun nachweislich so in Fukushima 2 befinden. Fukushima 1 sprichwörtlich auf Sand gebaut wurde. Auf Sand mit wasserführenden Schichten. Was dieses bedeutet, aber ich male ja Horrorszenarien, bedeutet eine massive Gefährdung ganzer Küstenregionen. :(

Hochdruckpumpen, welche mit allerhöchster Wahrscheinlichkei,t eine Umkehrung der Durchflussrichtung erlitten, lassen sich auch nur äußerst schwer nur mit neuem Strom wieder in Gang setzen. Aber wir werden sicher bald auch Flugzeuge haben, welche bei voller Fahrt die Triebwerke in einen Rückwärtsgang stellen können, ohne Schaden zu erleiden.

Und das soll es dann auch wirklich sein. Vielleicht kann cockpitvisit ja nun erklären, wie er kurzfristig mit den "stabilisiersten" Reaktorenruinen verfahren würde.
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
5.360
3.055
FRA
Der Reaktor 5 wurde nun ans Netz angeschlossen, die Kühlsysteme laufen wieder. Die Temperatur im Brennelement-Becken sinkt. Finde die Quelle nicht mehr, aber das war eh die kleinste Baustelle.


Nuclear plant chief weeps as Japanese finally admit that radiation leak is serious enough to kill people | Mail Online

Engineers are trying to get the coolant pumping systems knocked out by the tsunami working again after laying a new power line from the main grid.

And they today admitted that burying reactors under sand and concrete - the solution adopted in Chernobyl - may be the only option to stop a catastrophic radiation release.


The Mainichi Daily News - umfangreiche Berichterstattung u.a. über den Wiederaufbau und der Situation auf dem AKW


Construction of temporary housing starts in quake-hit city - The Mainichi Daily News

Construction of some 200 temporary housing units started Saturday in the coastal city of Rikuzentakata in Iwate Prefecture, which was severely damaged in the mega earthquake and tsunamis.


TEPCO wollte aufgeben noch bevor das Sicherheitsbehälter im Reaktor 2 beschädigt war:
TEPCO wanted to withdraw all nuclear plant workers 3 days after quake - The Mainichi Daily News

TEPCO told the government on March 14 that it wanted to withdraw all of its workers from the Fukushima No. 1 nuclear power plant, it has been learned.
...
The finding suggests that the power company was aware from an early stage that damage at the plant could develop into a nuclear disaster exposing workers to high levels of radiation.


Neue Infos von GRS:

Der Inhalt der Abklingbecken:

Reaktor 1
292 BE (1 Kern besteht aus 400 Brennelementen (Quelle: TEPCO)).
Wärmeleistung: ca. 60 kW

Reaktor 2
587 BE (1 Kern besteht aus 548 Brennelementen (Quelle: TEPCO)).
Wärmeleistung: ca. 400 kW

Reaktor 3
 514 BE (1 Kern besteht aus 548 Brennelementen (Quelle: TEPCO)).
 Wärmeleistung: ca. 200 kW

Reaktor 4
1331 BE (1 Kern besteht aus 548 Brennelementen (Quelle: TEPCO)).
Wärmeleistung: ca. 2000 kW
 
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Reaktionen: flysurfer und krypta

FREDatNET

Erfahrenes Mitglied
11.07.2010
8.301
11
VIE
Zu Deutschland: Während das THW und die deutschen TV-Sender schon am Wochenende oder kurz danach die Flucht ergriffen haben, haben andere Länder wie die USA ihre Helfer und Topreporter nach Japan gebracht, um vor Ort zu helfen und zu berichten. Ich denke, das sagt alles.
was sagt uns das alles?

ausser dass das thw auf ehrenamtlicher basis weltweit großartiges leistet und nach der vernüntigen regel aller notfalldienste "selbstschutz vor fremdschutz" handelt und das die amis ab und an ohne bedenken junge menschen verheizen... (soll ja schon vorgekommen sein)

weiters sagt es uns, dass die angst und vernunft mancher einheimischen journalisten stärker ist als die sensationsgeilheit die karriere und quote über den menschenverstand stellt.

mehr sagt das definitiv nicht.