Ernst gemeinte Beiträge sind hier wahrscheinlich wenig hilfreich, aber der Hefeteig braucht noch etwas Zeit zum Gehen, von daher...
Einen Begriff, den ich hier schon länger nicht mehr las:
Faktencheck:
* Es gibt die Möglichkeit, C zu buchen.
* Es gibt die Möglichkeit, vorab Sitzplätze mit mehr Beinfreiheit käuflich zu erwerben. Gerade mit Einführung des Kaufs oder Classic-Tarifs ist es doch gefühlt besser mit der Verfügbarkeit vorn/bei Plätzen mit mehr Beinfreiheit geworden.
* Es gibt die Möglichkeit, sich vorab über den zu erwartenden Komfort zu informieren und entsprechend zu handeln.
Allerdings auch Fakten:
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Pitch als Maß ist ungeeignet. Es bezeichnet lediglich den Abstand zwischen zwei gleichen Punkten bei sich wiederholenden Strukturen ohne dabei die Struktur als solche zu beachten. Für Nicht-Ingenieure muss man das leider erklären: Pitch Abstand Hinterkante Rückenlehne bis Hinterkante Rückenlehne davor oder dahinter. Was dabei nicht beachtet wird: Dicke der Rückenlehne. Bei einem 30er Pitch kann die Rückenlehne zwischen 0 Zoll und 30 Zoll dick sein, der Pitch ist der gleiche - immer 30 Zoll. Hatte nicht LH mit mehr Sitzabstand trotz mehr Sitzreihen bei Einführung der NEK geworben? Wenn die Rückenlehne 2 Zoll dünner wird und sich der Pitch um 1 Zoll reduziert, hat man nachher effektiv 1 Zoll mehr Beinfreiheit. Und bei einem Zugewinn von 30 Zoll durch 30 Reihen passt eben eine Sitzreihe mehr in den Flieger.
* In der Eco wird es immer enger, sowohl in der Breite als auch in der Länge. Das Problem ist hier einfach, dass Menschen im Mittel immer größer und somit schwerer werden, die für Berechnungen zu Grunde gelegten Standardwerte aber nicht mit wachsen. AFAIR gab es in früheren Jahren auch Abstürze dadurch, dass ein zu niedriges durchschnittliches Körpergewicht der Passagiere für die Berechnung des notwendigen Treibstoffbedarfs angenommen wurde. Nachdem die Ursache identifiziert wurde, hat man die Werte korrigiert und es passte wieder. Wenn also die für den Platzbedarf notwendigen Standardmaße an die wachsenden durchschnittlichen Körpermaße angepasst würde, würde es auch wieder mehr Platz im Flieger geben.
Prosa:
Wer sehr groß gewachsen ist, muss sich selbst vorab kümmern. Bis zu einem gewissen Maß geht dies sehr gut. Entweder ermöglicht der Status den Zugriff auf bessere Plätze oder die Geldbörse. Landet man durch eine fremd verschuldete Umbuchung auf einem zu engen Sitzplatz, kann man immer noch den Mitflug verweigern. Kein Termin ist so wichtig, dass man sich selbst einer potentiellen Körperverletzung aussetzt. Und diese Diskussion würde ich auch mit meinem Arbeitgeber führen. Ist er uneinsichtig, weiß man, dass man nicht willkommen ist. Wer einen Job hat, bei dem man viel fliegt, ist sicherlich auf dem Arbeitsmarkt leicht zu vermitteln, sonst gäbe es die notwendige Ressource in ausreichender Menge auch am Zielort.
Für sich die Argumentation einer (Be-)Hinderung zu ziehen, sich andererseits aber als durchschnittlichen Pax sehen, der ein gleichermaßen schönes Reiseerlebnis haben möchte, ist gelinde gesagt Schwachsinn. Ein Rollstuhlfahrer hat im Flieger die Einschränkung, nicht einfach mal so aufstehen zu können und in wenigen Schritten/Sekunden oder ohne fremde Hilfe in den Waschraum zu gehen oder in die Bordküche, sich ein Getränk holen. Allein an der Stelle ist es bereits ein anderes Reiseerlebnis. Der Vorteil beim Rollstuhlfahrer ist nur, dass er es vorher weiß und sich entsprechend darauf einstellt. Nachher damit zu argumentieren, man sei mit 2m Körpergröße behindert ist dann ausgemachter Blödsinn und zeigt nur, dass man sich vorab nicht ausreichend informiert hat. Letztlich führt es dazu, dass es eine bewusst getroffene Entscheidung war, sich nicht zu informieren. Man hat das Risiko, zufällig in einem zu engen Platz zu landen, nicht hoch genug eingeschätzt. Passiert, nur sollte man daraus lernen. Manchmal lernt man durch Schmerzen am besten.
An der Stelle finde ich es wieder schade, Gerichte mit solchen Nichtigkeiten zu belasten und Anwälte zu finanzieren. Das gleiche Geld hättest du auch in bessere Sitzplätze investieren können. Auch wenn du vor Gericht Recht bekommen solltest, etwaige Folgeschäden trägst du und nicht die Beklagten. Und wenn du nicht Recht bekommst, willst du es dann als Arbeitsunfall durchsetzen? Evtl. noch die Berufsgenossenschaft belangen, dass sie dir dein Leben nun zum Teil finanzieren sollen?
Hättest du mich im Flieger gefragt, ob du den Platz mit mehr Beinfreiheit bekommen kannst und ich stattdessen deinen haben möchte, hätte ich dir die obigen drei Fakten genannt und dann wieder weiter aus dem Fenster geschaut oder mich anderen Dingen gewidmet. Demnächst bin ich dann für den Fall "unfreiwillige Umbuchung" als Gegenargument noch mit dem Argument gerüstet, dass du bewusst dem Reisegrund eine höhere Priorität gegeben hast als deiner Gesundheit und somit keine komfortablere, alternative Reisemöglichkeit gewählt hast. Die Kurzform davon ist p. P.: persönliches Pech.
Gut, der Hefeteig müsste soweit sein...