Dieses Argument verfängt nicht, denn wenn die Dividende nicht gezahlt werden würde und der Kurs um diesen Betrag höher stünde, müsstest du beim Verkauf den gleichen Steuerbetrag mehr aufwenden
Im ersten Jahr schon, aber nicht in den Folgejahren. Wenn das Geld länger im Unternehmen bleibt, kann es mehr Gewinn erwirtschaften, wodurch die prozentuale Steuerlast sinkt. Beispiel mit vereinfachten Zahlen:
Unternehmen A:
Der Anleger hat zu Beginn des ersten Jahres Aktien im Wert von 100€. Im ersten Jahr erwirtschaftet das Unternehmen einen Gewinn von 10€, der vollständig ausgeschüttet wird. Die Aktien holen den Dividendenabschlag im Laufe des Jahres wieder auf und stehen am Jahresende wieder bei 100€. Die Ausschüttung ist mit 25% (lassen wir den Soli mal weg, damit wir glattere Zahlen haben) zu versteuern. Der Anleger hat nach dem ersten Jahr also 107,50 Euro (Aktienkurs 100€ plus 7,50€ versteuerte Ausschüttung). Weil der Anleger schlau ist und was vom Zinseszinseffekt gehört hat, legt er die Ausschüttung wieder im Unternehmen an und hat nun Anteile im Wert von 107,50 €. Im zweiten Jahr gibt es wieder einen Gewinn von 10% (=10,75€), der vollständig ausgeschüttet wird. Aufgrund der Steuer kommen beim Anleger 8,06 € (10,75*0,75) an. Er hat nun 115,56 € (107,5+8,06). Da bereits versteuert ergibt sich also nach zwei Jahren ein Gewinn nach Steuern von 15,56 €.
Unternehmen B:
Auch hier hat der Anleger zu Beginn des Jahre Anteile im Wert von 100€. Auch dieses Unternehmen erwirtschaftet 10%, die aber vollständig im Unternehmen verbleiben. Die Anteile sind also am Ende des Jahres 110 € wert. Versteuert muss (noch) nichts werden. Im zweiten Jahr entsteht auch hier wieder ein Gewinn von 10%. Der Kurs steigt dementsprechend um 10%. Am Ende des zweiten Jahres hat der Anleger also Anteile im Wert von 121 € und somit einen (noch) unversteuerten Gewinn von 21 €. Bei Verkauf der Anteile ergibt sich ein Steuerabzug von 5,25€ (21€*0,25) und somit nach zwei Jahren ein Gewinn nach Steuern von 15,75 €.