Vielmehr liegt der Idee der Diversifikation ein finanzmathematisches Modell zu Grunde (Minimum Varianz Portfolio, falls mich die Erinnerung ans Studium nicht trügt), dass bei (sicherlich diskussionswürdigen Annahmen) diese Strategie als empfehlenswert bzgl. der Rendite-Risiko Allokation vorgibt.
Es gibt viele verschiedene Modelle, aus denen sich ergibt, dass Diversifikation vorteilhaft ist. Natürlich steht das Grundmodell, das ich bei meinem Post im Hinterkopf hatte, in enger Verbindung mit Markowitz' moderner Portfoliotheorie und dem CAPM. Aber Du kannst auch mit anderen Ansätzen unter allgemeineren Annahmen Diversifikationsvorteile herleiten.
Davon völlig unabhängig ist die von mir angesprochene Hypothese effizienter Märkte, die besagt, dass Assetpreise alle öffentlich verfügbaren Informationen beeinhalten und es unmöglich ist, den Markt (risikoangepasst) zu schlagen (wenn man keine Insiderinformationen hat). Diese Hypothese wurde u.a. von Nobelpreisträger Eugene Fama 1970 aufgestellt.
Dies ist eine empirische Frage, die von Ökonometrikern tausendfach überprüft wurde über alle möglichen Zeiträume und geographischen Regionen. Diese Hypothese, dass - anders ausgedrückt - Aktienreturns einem random walk folgen, ist empirisch sehr, sehr umfassend bestätigt worden.
Und die direkte Implikation ist, dass Stock-Picking keinen Sinn hat.
Es gibt übrigens sehr viele äußerst anschauliche Papers zur Effizienzmarkthypothese, die teils selbst für Schüler geeignet sind. Zum Beispiel gab es Experimente, ob professionelle Investoren Affen, die ein Portfolio wählen, in dem sie Dartpfeile auf eine Dartscheibe werfen, auf der die Aktienseite des Wall Street Journals aufgehängt ist, schlagen können (können sie nicht).
Es gibt Studien dazu, ob Investmentfonds ihren risikoangepassten Vergleichsindex schlagen können (nein, zwei Drittel schneiden nach Kosten schlechter ab).
Oder ob Tradingsysteme basierend auf der technischen Analyse funktionen (tun sie nicht, vgl. Vielzahl von Studien von Gene).
Auch gibt es Studien, ob News (z.B. earnings reports) nur unmittelbar oder längerfristig Aktienkurse beeinflussen (nur unmittelbar, es gibt keine länger anhaltende, vorhersagbaren Dynamik).
Ich denke, viele professionelle Investoren wissen auch, dass sie den Markt nicht schlagen können. So ist es ja die Strategie der meisten Betreiber von Fonds für Privatanleger, mindestens drei-, vier- oder fünfmal so viele Fonds aufzulegen, als man später aktiv bewirbt und verkauft. Die wissen eben, dass manche Fonds aus Glück besser laufen als der Markt. Andere laufen schlechter. Letztere will niemand kaufen. Aber man hat ja von Anfang an vorgesorgt, dass man genug besserlaufende hat, die man dann in Börsenzeitschriften, Finanzpresse und Bankfilialen pushen kann.