Fluglotsen in D wollen streiken

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runner1

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Und wie wäre es wenn mal die Arbeitgeber (was für ein Schei..wort) dafür sorgen würden das die Angestellten gar nicht erst auf die Idee kommen zu streiken? Das mal bei Verhandlungen der Verstand eingeschalten wird und nicht nur der Aktienkurs und das Quartalsergebnis zählen?

Und nein, ich bin kein Angestellter.... auch mich treffen Streiks dort wo ich es nicht gebrauchen kann. Aber die elende Ellenbogenmentalität und jeder ist sich selbst der nächste in Deutschland hat mich schon vor langer Zeit gestört.

Auch Unternehmen bzw. Organisationen, die in D durch Streiks betroffen sind, sorgen dafür, dass ihre Angestellten Arbeit haben und bezahlt werden. Ob das nun die Fluglotsen, Piloten oder Müllmänner sind.

Streiks werden durch Gewerkschaften organisiert, die sich durch ihre Mitglieder finanzieren. Ihr Daseinszweck ist die Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder, nicht die der Arbeitnehmer.

D.h. Unternehmen sehen sich Organisationen gegenüber, die nur einen Teil ihrer Angestellten (die ja auch Vertragspartner des Unternehmens sind) vertreten. Diese "Teil"-Vertreter haben das Recht und nutzen es auch, das gesamte Unternehmen in Mitleidenschaft zu ziehen. Und das immer unter dem Scheinargument, dass man den "armen kleinen Mann/Frau" vertritt, der sich einem grossen Unternehmen gegenüber sieht.

Die Forderung, die heute Gewerkschaften durchgesetzt wollen, sind nicht mehr extenzielle Lebenssicherung, sondern die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ihrer Mitglieder, oft unter populistischen Gesichtspunkten. Dabei ist es oft egal, ob sich dies langfristig auszahlt oder Kolletaralschäden verursacht.

Gleichzeitig sind die Gewerkschaftsmitglieder, die sich so vertreten lassen, Käufer und Kunden. Sie nehmen für sich in Anspruch, frei über ihr Leben entscheiden zu können. Was sie kaufen, was sie essen, was sie tun. Jeder wehrt sich gegen Vorschriften, erwartet, dass Verträge eingehalten werden.
Wenn ein Serviceprovider seinen Preis erhöht, wird das von den meisten nicht akzeptiert. Man sucht sich eine Alternative. Und nennt es dann Marktwirtschaft. Diese Wahlfreiheit erwartet jeder Konsument. Und geht davon aus, dass der Staat sogar für den Wettbewerb sorgt oder ihn schützt (Beispiele: Strom, Telefon, etc.).

Dieses Prinzip wird aber nicht für Arbeitsverhältnisse akzeptiert. Stattdessen kann man hier den Vertragspartner ungestraft erpressen. Man erbringt die vertraglich vereinbarte Leistung nicht und schädigt damit das Unternehmen absichtlich direkt und indirekt.

Den einzigen (kleinen) Vorteil, den ich in Tarifverträgen und der damit verbundenen Organisation noch sehe, ist, dass das Unternehmen mit einem oder wenigen Ansprechpartner verhandelt statt mit dem Arbeitnehmer einzeln.
 

AirSurfer

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15.04.2010
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.......Dieses Prinzip wird aber nicht für Arbeitsverhältnisse akzeptiert. Stattdessen kann man hier den Vertragspartner ungestraft erpressen. Man erbringt die vertraglich vereinbarte Leistung nicht und schädigt damit das Unternehmen absichtlich direkt und indirekt.

Den einzigen (kleinen) Vorteil, den ich in Tarifverträgen und der damit verbundenen Organisation noch sehe, ist, dass das Unternehmen mit einem oder wenigen Ansprechpartner verhandelt statt mit dem Arbeitnehmer einzeln.


Das sind völlig verschiedene Sachen. Arbeitnehmer sind den Unternehmen ausgeliefert. Sie haben als Einzelne keine Chance sich gegenüber einem grossen Unternehmen durchzusetzen. Nur durch den Zusammenschluss bekommen sie überhaupt die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.

Das ist etwas anderes als Konsum oder der tägliche Einkauf.

Wie sollen sich Fluglotsen sonst Gehör verschaffen?
 

Savard

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flysurfer

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@flysurfer: Transportiert ein Flugzeug lebenswichtige Medikamente, Organe, Knochenmark, Blut, Kranke oder (m.W.) auch Ärzte, hat es den Status eines Ambulanzfluges. Das gilt übrigens auch schon auf dem Weg zur Abholung bspw. Diese Info haben Lotsen immer, ob sie streiken oder nicht, und der Flug wird dementsprechend mit Priorität abgearbetet. In 98% aller Fälle handelt es sich um Privatjets, die auf Abruf fliegen, und wenig anfällig für Unregelmässigkeiten in irgendwelchen Umläufen sein dürften.

Da ich mich mit diesen Kurierflügen etwas auskenne, muss ich leider widersprechen. Lifeguard-Status haben solche Flüge oft nur im Zielland, etwa USA. Und nein, 98% der Knochenmarkspenden für die USA werden mit normalen Linienflügen transportiert. In Economy.

Dass solche Flüge bevorzugte ATC-Behandlung genießen, ist richtig. Dazu muss es den Flug aber erstmal geben, und ohne Flugzeug (weil das durch den Streik woanders ist und nicht zur Verfügung steht) klappt das schlecht. Die Airlines berufen sich bei einem Streik (insbesondere einem Streik von dritter Seite) genauso auf "höhere Gewalt" wie bei der aktuellen Aschewolke. Auch die Wolke wird ihre Opfer fordern, indirekt, durch Kollateralschäden. So ist das Leben, Katastrophen passieren und sie haben Folgen.

Die Frage ist aber: Ist ein Streik tatsächlich nichts anderes als ein Sturm oder Vulkanausbruch, und sind die Verursacher letztlich genauso wenig für die Folgen verantwortlich (zu machen) wie der Berg oder der Wind?
 

jubo14

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29.03.2010
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Um es mal klar zu stellen, ich selber bin vor 15 Jahren im Streit aus "meiner" Gewerkschaft ausgetreten. Dort meinte man, ich sein nun leitender Angestellter und solche vertrete man nicht.

Ich bin außerdem seit 10 Jahren in einem Unternehmen, wo es keinerlei Tariftabellen gibt und Gehälter frei verhandelt werden.

Das bedeutet aber nicht, dass ich die Institution der Gewerkschaften komplett in Frage stellen würde.
Und nebenbei ist es nicht ganz richtig, dass Gewerkschaften nur für ihre Mitglieder eintreten würden.
Dort wo im Großen Gewerkschaften mit Arbeitgeberverbänden, oder im Kleinen mit einem einzelnen Unternehmen, verhandeln, gilt in der Regel die Allgemeinverbindlichkeit nach §5 TVG.

Und ob das nun "Erpressung" der Arbeitnehmer oder Gewerkschaften ist oder nicht, für mich ist es schlicht ein Grundrecht, dass einem nach dem Grundgesetz zusteht.
 

Savard

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Da ich mich mit diesen Kurierflügen etwas auskenne, muss ich leider widersprechen. Lifeguard-Status haben solche Flüge oft nur im Zielland, etwa USA. Und nein, 98% der Knochenmarkspenden für die USA werden mit normalen Linienflügen transportiert. In Economy.

Das entspricht nicht meiner Erfahrung. Der Status "HOSP" ist ein Flugplanstatus, und als solcher unabhängig von Ländergrenzen. Diese HOSP-Flüge erlebe ich wie gesagt in den allermeisten Fällen als durch Privatjets durchgeführt. *Sehr* selten einmal ein LH Maschine aus/in die USA.

Ich leibe dabei: die von dir skizzierte Gefährdung von Menschenleben ist mir zu abstrakt, um da in irgendeiner weise den Kompletten STreik in Frage zu stellen...
 
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runner1

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......Die Frage ist aber: Ist ein Streik tatsächlich nichts anderes als ein Sturm oder Vulkanausbruch, und sind die Verursacher letztlich genauso wenig für die Folgen verantwortlich (zu machen) wie der Berg oder der Wind?

Definitiv nicht. Die Streikverursacher sind verantwortlich für die Folgen.
Es zeigen zwar immer alle auf den anderen: Arbeitgeber auf Arbeitnehmer, Arbeitnehmer auf Arbeitgeber.

Und manchmal dann beide auf die Märkte und die Kunden, die nicht höhere Preise zahlen wollen.

Sturm oder Vulkanausbruch sind für mich höhere Gewalt. Streiks sind "menschen gemacht".

Darum stellt sich diese Frage nicht.

Im übrigen wird die Fluggesellschaft, die mit Sturm besser umgehen kann, gegenüber den anderen langfristig gewinnen, wenn ich öfters in stürmischen Zeiten unterwegs bin.
 
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AirSurfer

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15.04.2010
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Definitiv nicht. Die Streikverursacher sind verantwortlich für die Folgen.
Es zeigen zwar immer alle auf den anderen: Arbeitgeber auf Arbeitnehmer, Arbeitnehmer auf Arbeitgeber.

Und manchmal dann beide auf die Märkte und die Kunden, die nicht höhere Preise zahlen wollen.

Sturm oder Vulkanausbruch sind für mich höhere Gewalt. Streiks sind "menschen gemacht".

Darum stellt sich diese Frage nicht.

Im übrigen wird die Fluggesellschaft, die mit Sturm besser umgehen kann, gegenüber den anderen langfristig gewinnen, wenn ich öfters in stürmischen Zeiten unterwegs bin.

Klar sind Streiks von Menschen gemacht. Es geht ja auch um Menschen.

Um es klar zu sagen: Bei Fluglotsen spart man nicht. Der Bereich ist sicherheitsrelevant. Dort sollten eigentlich die Besten sitzen.
Solange dieser Beruf nicht durch die Konditionen attraktiv gemacht wird, werden dort entweder Mittelmass oder Idealisten sitzen. Die Besten gehen woanders hin.

Und dann nützt Dir auch eine im Sturm erfahrene Fluglinie nichts.
 

flysurfer

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Ich leibe dabei: die von dir skizzierte Gefährdung von Menschenleben ist mir zu abstrakt, um da in irgendeiner weise den Kompletten STreik in Frage zu stellen...

Du bleibst also bei deiner Behauptung, dass die durchschnittlich drei täglichen Kurierflüge mit Knochenmark und Spenderzellen in die USA, die allein eine einzige mir bekannte Firma in Economy Class durchführt, frei erfunden sind.

Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Immerhin ist die Verteidigungslinie der absoluten Streikbefürworter nun deutlich erkennbar: Was nicht sein darf, das nicht sein kann. Die Existenz realer Probleme wird pauschal verleugnet. Na dann ist ja alles in Butter, frohes Streiken!
 

Savard

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Du bleibst also bei deiner Behauptung, dass die durchschnittlich drei täglichen Kurierflüge mit Knochenmark und Spenderzellen in die USA, die allein eine einzige mir bekannte Firma in Economy Class durchführt, frei erfunden sind.

Ich behaupte überhaupt nichts, ich hab geschrieben "Das entspricht nicht meinen Erfahrungen". Aber es hat keinen Sinn mit dir zu diskutieren. Bei einem so unterirdischen Diskussionsstil vergeht es einem wirklich. Das fällt bei dir leider nicht zum ersten mal auf.
 

SleepOverGreenland

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Um es klar zu sagen: Bei Fluglotsen spart man nicht. Der Bereich ist sicherheitsrelevant. Dort sollten eigentlich die Besten sitzen.
Solange dieser Beruf nicht durch die Konditionen attraktiv gemacht wird, werden dort entweder Mittelmass oder Idealisten sitzen. Die Besten gehen woanders hin.
Ähem... Die Vergütung der Fluglotsen ist so schlecht nicht. Das wissen auch die Fluglotsen selbst bzw. deren Vertreter. Deshalb wird ja auch keine Gelegenheit ausgelassen darauf hinzuweisen, dass sie gar nicht mehr Lohn wollen die Guten, sondern einfach nur geringere Arbeitszeiten. Würde über die Löhne der Fluglotsen offen in den Medien diskutiert gäbe es im Rahmen der üblichen Neiddiskussion in Deutschland sofort gefühlte 138% Abneigung gegenüber dem Streik. Aber es wird bewusst die Bevölkerung mit abgeholt mit der Behauptung zu langer Arbeitszeiten, was ja für den typischen Malleflieger gleichbedeutend ist mit absoluter Todesgefahr auf seinen 2-3 Sangria-Runs im Jahr. Und zwar wegen angeblicher Übermüdung der Lotsen und nicht wegen Dauerüberlastung der Leber. :cry:

Geringere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich sind natürlich ebenfalls eine versteckte Lohnerhöhung, aber es ist halt feiner verpackt.

Wenn es hier um ein echtes Problem ginge, dann um qualifizierten Nachwuchs. Die Ausbildung von Fluglotsen wurde in der Tat verschlampt und da müsste dringend angesetzt werden. Aber mit geringeren Arbeitszeiten erreicht man nichts, außer einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels.
 
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flysurfer

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Ich behaupte überhaupt nichts, ich hab geschrieben "Das entspricht nicht meinen Erfahrungen". Aber es hat keinen Sinn mit dir zu diskutieren. Bei einem so unterirdischen Diskussionsstil vergeht es einem wirklich. Das fällt bei dir leider nicht zum ersten mal auf.

Es entspricht nun einmal meine Erfahrungen, und nur die sind im Themenzusammenhang relevant - aber nicht, weil sie von mir kommen, soll weil diese Erfahrungen das Problem beschreiben. Deine Erfahrungen (HOSP-Privatjetflüge werden stets bevorzugt) sind vermutlich durchaus richtig, nur sind sie eben genauso wenig Bestandteil des Problems wie die zahlreichen Krankenwagen, die während eines Lotsenstreiks problemlos mit Blaulicht durch Städte und auf Autobahnen fahren werden, mit Patienten oder Organen an Bord.

Es ist mag ja ein im Fernsehen beliebter Diskussionstil sein, dadurch Sendezeit zu schinden, dass man ständig über die Dinge schwadroniert, die von einem Misstand ausnahmesweise nicht betroffen sind, um das eigentliche Problem damit zu verdrängen, zu negieren oder einfach wegzureden.

Mit mir ist das leider nicht möglich, weil ich in der Lage bin, den Fokus ungeachtet aller Nebelbomben auf der eigentlichen Fragestellung zu belassen, und das sind hier nun einmal jene Menschen und Dinge, die von einem Streik über Gebühr betroffen sind - und eben nicht jene, denen es egal ist oder die das Glück haben, von einer Ausnahmeregelung zu profitieren. Außerdem haben wir hier keine Sendezeitbeschränkung. ;)

Hierzu habe ich das konkrete Beispiel eines Unternehmens gegeben, das ich kenne. Diese Flüge existieren, die Patienten existieren, ihre Familien, ihre Krankheit, der Donor und der Zeitdruck, unter dem alle stehen. Es kam auch schon häufiger vor, dass ein Patient verstarb, noch während der Kurier mit dem Material in der Luft war. Zeit ist also ein wichtiger Faktor.

Manchen mag es gefallen, unbequemen Fragestellungen einfach dadurch aus dem Weg zu gehen, indem man die Existenz des Problems verleugnet. So operieren Konzerne und Regierungen, etwa bei Giftmüllskandalen, verunreinigtem Wasser und ähnlichen Dingen. Fragt man: "Was können wir dagegen tun, ist das akzeptabel?", dann lautet die reflexartige Antwort: "Was denn? Ist doch alles bestens. Total unbedenklich. Es gibt kein Problem."

Gibt es aber leider doch, und man muss kein Mensamitglied sein, um sich zahllose Situationen vorzustellen, in denen ein Streik unschuldigen Menschen körperlich und seelisch mittelbar schadet.
 
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SleepOverGreenland

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Das entspricht nicht meiner Erfahrung. Der Status "HOSP" ist ein Flugplanstatus, und als solcher unabhängig von Ländergrenzen. Diese HOSP-Flüge erlebe ich wie gesagt in den allermeisten Fällen als durch Privatjets durchgeführt. *Sehr* selten einmal ein LH Maschine aus/in die USA.
Auf Flyertalk.com war mal eine gewisse Zeit ein solcher Kurier auch als Poster aktiv. Der war ausschließlich auf Linie vielfach zwischen USA und Deutschland und immer auf der jeweils gerade verfügbaren Maschine, Fluglinie, Route unterwegs. Der war oft auf LH, da das beste Direktnetzwerk nach USA, aber auch auf DL, UA, CO und notfalls mit BA via LHR. Was halt gerade gepasst hat, um die Transferzeiten zu minimieren.
 

Savard

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"Geringere Arbeitszeiten" pauschal ist auch nicht ganz richtig. Es geht um die Durchsetzung von Arbeitsentlastungen enstprechend der Belastung der einzelnen Arbeitsplätze (FRA Tower sollte natürlich mehr Pause haben als Paderborn). Sinkt an einem Arbeitsplatz das Verkehrsaufkommen, kann dies auch zu einer Rückstufung, und damit zu weniger Pausen kommen.

Diese Systematik wird von der DFS generell hinterfragt (zwei Jahre nach ihrer Einführung), vor allem vor dem Hintergrund des momentanen akuten Personalmangels. Die GdF hingegen ist zwar zu Zugeständnissen (Mehrarbeit über das tarifliche und über die eh schon gemachten Zugeständnisse hinaus) bereit, aber nicht pauschal, sondern nur in den Bereichen, in denen wirklich Mangel herrscht. Und natürlich auch nicht als Teil des ja auch in die Zukunft wirkenden regulären Tarifvertrags, sondern nur als Sonderregelungen.

Da will die DFS dann allerdings nicht mitmachen, vermutlich weil es einem Eingeständnis gleichkäme: "Wir haben es verbockt."
 

flysurfer

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Ob die Forderungen der einen oder anderen Seite gerechtfertigt sind, können vermutlich die wenigsten von uns beurteilen, da wir uns nicht intensiv genug mit der Materie beschäftigt haben. Ich zumindest sehe mich außerstande, zu beurteilen, welche Forderungen welcher Partei sinnvoll und welche nicht so sinnvoll sind. Deshalb kann ich das leider nicht sachlich kommentieren.

Ich kann lediglich darüber diskutieren, bis zu welcher Grenze es zulässig ist oder sein sollte (und zwar vor allem auch moralisch, nicht nur rechtlich bzw. gerichtlich), Forderungen mit Hilfe von Streiks zu erzwingen, die zahlreiche Unbeteiligte treffen.

In unserer Wertegemeinschaft gilt das Prinzip, das sich jeder frei entfalten kann - so lange er damit nicht andere schädigt und in ihren Rechten beschneidet. Ich sehe dieses Prinzip bei Streiks dieser Größenordnung und Wirkungskraft als verletzt an. Ich finde es verwirrend, dass dem Recht auf Streik eine höhere Bedeutung eingeräumt werden soll als das Recht unbeteiligter Dritter auf finanzielle und körperliche Unversehrtheit. Wieso ist das Geld der Streikenden (mehr Gehalt) "wichtiger" als das Geld, das unbeteiligte Betroffenen durch denselben Streik verlieren?
 

Savard

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Auf Flyertalk.com war mal eine gewisse Zeit ein solcher Kurier auch als Poster aktiv. Der war ausschließlich auf Linie vielfach zwischen USA und Deutschland und immer auf der jeweils gerade verfügbaren Maschine, Fluglinie, Route unterwegs. Der war oft auf LH, da das beste Direktnetzwerk nach USA, aber auch auf DL, UA, CO und notfalls mit BA via LHR. Was halt gerade gepasst hat, um die Transferzeiten zu minimieren.

Dass es solche Transporte so häufig gibt, war mir nicht bewusst. Ich frage mich, warum die entsprechenden Flüge nicht als Ambulanzflüge geführt werden. Es wird zwar kaum so sein, dass alle Verbindungen in die USA gekappt sein werden. Ich kann nur wiederholen: wartet doch erstmal das Streikszenario ab.
 

Savard

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In unserer Wertegemeinschaft gilt das Prinzip, das sich jeder frei entfalten kann - so lange er damit nicht andere schädigt und in ihren Rechten beschneidet. Ich sehe dieses Prinzip bei Streiks dieser Größenordnung und Wirkungskraft als verletzt an.

Warts doch einfach mal ab, bevor du "die Grössenordnung" gerade im Zusammenhang mit medizinischer Versorgung etc. bewertest.
 

jubo14

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Ich kann lediglich darüber diskutieren, bis zu welcher Grenze es zulässig ist oder sein sollte (und zwar vor allem auch moralisch, nicht nur rechtlich bzw. gerichtlich), Forderungen mit Hilfe von Streiks zu erzwingen, die zahlreiche Unbeteiligte treffen.
Gehen wir mal einen Moment davon aus, dass die Forderungen berechtigt wären.

Und gehen wir weiter davon aus, dass die berechtigten Forderungen seitens der DFS nicht erfüllt werden.

Welchen Vorschlag hättest Du, wie sich die Lotsen dann verhalten sollen?

Hältst Du es wirklich für legitim, wenn Arbeitgeber mit ihren Mitarbeitern machen können was sie wollen, nur weil diese aus moralischen Gründen sich nicht wehren dürfen, weil ja theoretisch dadurch andere Menschen zu Schaden kommen könnten?

Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass diese Gefährdung Dritter tatsächlich gegeben ist. Nur sich dann hinzustellen und zu verlangen, dass ein Arbeitnehmer deswegen darauf verzichten muss sich gegen seinen Arbeitgeber zur Wehr zu setzen, halte ich für recht fragwürdig.
 
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flysurfer

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Gehen wir mal einen Moment davon aus, dass die Forderungen berechtigt wären.

Und gehen wir weiter davon aus, dass die berechtigten Forderungen seitens der DFS nicht erfüllt werden.

Welchen Vorschlag hättest Du, wie sich die Lotsen dann verhalten sollen?

Na die bereits genannte unabhängige Schlichtung. Wenn die Forderungen allesamt berechtigt sind, wird dies eine unabhängige Partei auch anerkennen. Dann bekommen die Fluglotsen was sie wollen und was sie verdienen - beides ist dann nämlich im Einklang.

Früher führten Nationen wegen ähnlicher Dinge Kriege, heute einigt man sich am Verhandlungstisch, oft unter Vermittlung unabhängiger Drittstaaten. Ich verstehe nicht, wieso man die Tarifautonomie nicht ebenfalls auf diese Basis stellt und divergierende Positionen und Interessen mit einer Schlichtung zueinander führt.

Zivile Konflikte werden hierzulande ja auch vor Gericht entschieden und nicht dadurch, dass sich die Konfliktparteien gegenseitig schädigen und dabei unbeteiligte Dritte mitreißen. Nein, der Fall landet vor einem Richter, der in der Regel einen Vergleich erwirkt. So stelle ich mir das auch bei den Tarifparteien vor.
 
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Moin!

Hier gehts ja ab!

Ich fülle die Diskussion mal mit ein wenig Inhalt:

Ich finde -obwohl persönlich betroffen- diesen Streikankündigungsweg auch nicht für eine tolle Lösung.

Mittlerweile kann man sich aber gegenüber diesem Arbeitgeber (bzw. der handelnden Personen in den jeweiligen Verhandlungen) wohl angeblich und scheinbar nicht mehr anderweitig durchsetzen.

Zur Hintergrundinfo die nicht unwichtig ist:

=> Für den Großteil der Lotsen wird sich in der Eingruppierung fast nichts bis nichts ändern. Personeller Mehrbedarf im aktuellen Forderungsfall = NULL KOMMA NULL!

=> In dem von der DFS so gerne zeitierten Beispiel Saarbrücken werden Zahlen aus 2009 genommen. Dass die Zahlen aber 2008 schon deutlich angezogen haben und dort sehr sehr häugfig in Einfachbesetzung gearbeitet wird (Überlingen lässt grüßen!) wird natürlich auch bei diesem so tollen Vorzeigebseispiel verschwiegen!

=> Noch vor wenigen Wochen gab die DFS zusammen mit der Gewerkschaft eine Pressemitteilung heraus, in der groß die gute Zusammenarbeit angekündigt wurde, speziell im Personalsteuerungsvertrag der die Nachwuchsprobleme beheben sollte etc. Friede-Freude-Eierkuchen - man konnte es kaum glauben.

=> Nachdem der Vertrag fertig ausgehandelt und ausformuliert wurde (7 Tage und wahrscheinlich auch Nächte gingen da drauf) und die Gewerkschaft ihn sogar schon unterzeichnet hatte verweigerte die DFS plötzlich die Unterschrift. Alle Vorarbeit war dahin und die Kuschelpressemitteilung belanglos. Gründe für dieses Verhalten wurden bisher nicht genannt.

usw. usf.


Die Gewerkschaft und die Leute die sich dort engagieren werden schlichtweg verarscht und es werden Register gezogen, die irrwitzig sind.
Es wurde -speziell in dieser Tarifrunde- der Firma schon arg entgegengekommen. Der Dank: Null.
 

flysurfer

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Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass diese Gefährdung Dritter tatsächlich gegeben ist. Nur sich dann hinzustellen und zu verlangen, dass ein Arbeitnehmer deswegen darauf verzichten muss sich gegen seinen Arbeitgeber zur Wehr zu setzen, halte ich für recht fragwürdig.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das hier jemand verlangt. Es ist doch richtig und wichtig, dass sich Arbeitnehmer organisieren können, etwa auch, um Missstände innerhalb eines Unternehmens abzuschaffen, die ihrerseits eine Gefahr für Leib und Leben Unbeteiligter sein könnten (etwa wenn ein überarbeiteter Lotse eine Kollision übersieht und nicht vermeiden kann). Diese Seite muss man doch genauso sehen.

Aber das ist nicht mein Thema, mein Thema sind und bleiben die Mittel, die dafür zulässig sein sollen - oder eben nicht. "Der Zweck heiligt nicht die Mittel" - dieses Prinzip gilt jedenfalls in einem Rechtsstaat. Also muss man darüber diskutieren und nach besseren Lösungen Ausschau halten dürfen.

Ein reflexhaftes "Streik ist gut, hatten wir immer schon, steht so im Gesetz, bloß nicht daran rütteln" ist nicht zielführend. Methoden, die sich früher bewährt haben, müssen das nicht für alle Zeiten tun. Die Welt ändert sich, alles greift ineinander, der Butterfly-Effekt ist allgegenwärtig. Deshalb muss man darüber nachdenken, ob gewisse Dinge und Entwicklungen noch angemessen, zeitgemäß sowie moralisch, finanziell und gesellschaftlich verantwortbar sind.

Niemand will den Tarifparteien ihre Rechte nehmen. Aber man sollte mal über die Mittel sprechen, mit denen diese durchgesetzt werden. Wir hatten in den letzten Jahren vermehrt Streiks, die wie eine Art ziviler Krieg mit hohen Kollateralschäden auf dem Rücken der Gesellschaft ausgetragen wurden. Das kann nicht wünschenswert sein, deshalb sollten sich die Verantwortlichen nachdrücklich damit beschäftigen, alternative Lösungswege zu entwickeln.
 
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Ich kann mir nicht vorstellen, dass das hier jemand verlangt. Es ist doch richtig und wichtig, dass sich Arbeitnehmer organisieren können, etwa auch, um Missstände innerhalb eines Unternehmens abzuschaffen, die ihrerseits eine Gefahr für Leib und Leben Unbeteiligter sein könnten (etwa wenn ein überarbeiteter Lotse eine Kollision übersieht und nicht vermeiden kann). Diese Seite muss man doch genauso sehen.

Das ist leider oft nur eine Hoffnung, meistens ein Scheinargument. Man erklärt, dass man ja etwas Gutes will, ausgebeuteten Menschen helfen, Gefahren abwenden. Gefahren, die die (hier: bösen) Unternehmen akzeptieren oder heraufbeschwören.

Das kann durchaus so sein. Und ich bin um jeden Fall froh, in dem so etwas passiert. Und dafür können Arbeitnehmerorganisationen absolut hilfreich bzw. notwendig sein.

Wenn man diesen Gedanken zu Ende führt, dann kommen Arbeiternehmerorganisationen Qualitätssicherungsfunktionen zu. Zu denen gehört auch die Verantwortung für das, was passiert. Diese Verantwortung wird jede Arbeitsnehmervertretung ablehnen. Zu Recht, denn das kann und soll sie nicht leisten. Da dem so ist, sehe ich eben nicht, dass die Aufdeckung von Misständen ein Existenzgrund für Arbeitnehmerorganisationen sein kann.

.....Hältst Du es wirklich für legitim, wenn Arbeitgeber mit ihren Mitarbeitern machen können was sie wollen, nur weil diese aus moralischen Gründen sich nicht wehren dürfen, weil ja theoretisch dadurch andere Menschen zu Schaden kommen könnten?

..........zu verlangen, dass ein Arbeitnehmer deswegen darauf verzichten muss sich gegen seinen Arbeitgeber zur Wehr zu setzen, halte ich für recht fragwürdig.

Die Wortwahl "sich zu wehren" zeigt ja schon die grundsätzliche Problematik. Die Verhandlungen sind ja schon immer Auseinandersetzungen, es ist ein Arbeitskampf. Und genau wie im Krieg werden Kollateralschäden billigend in Kauf genommen. Es interessiert die Streikenden nicht, wer welche Schäden davonträgt. Es ist nur wichtig, dass der Schaden eintritt, v.a. für das Unternehmen, d.h. das man im Kampf dem unmittelbaren Gegner trifft.

Ich frage mich immer, wer eigentlich den Arbeitsvertrag mit dem Unternehmen abschließt. Das macht jeder Arbeitnehmer für sich. Dafür beauftragt er keine Arbeitnehmerorganisation.

Ein Arbeitnehmer, der mit den Zuständen nicht zufrieden ist, muss versuchen, sie zu ändern. Wenn es nicht zu ändern ist, dann muss er sich verändern: Entweder anpassen oder weggehen.

Das spricht für mich nicht gegen Arbeitnehmerorganisationen. Das Streikrecht geht für mich aber zu weit. Es räumt Arbeitnehmern, die kein unternehmerisches Risiko tragen, Einfluss ein, der ihnen nicht zusteht. Sie stehen weder dafür ein noch haften sie dafür, was sie anrichten.
 

flysurfer

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Da dem so ist, sehe ich eben nicht, dass die Aufdeckung von Misständen ein Existenzgrund für Arbeitnehmerorganisationen sein kann.

Aber doch! Ohne diese Organisationen könnte das Unternehmen Arbeitsbedingungen einführen, die der Sicherheit und dem Kunden nicht zuträglich wären. Dem kurzfristigen Profit dagegen schon. Deshalb ist es gut, dass Gewerkschaften auf Lohndumping etc. hinweisen. Wenn etwa Piloten in den USA so wenig verdienen, dass die Nebenjobs annehmen müssen und sich beim Pendeln kein Hotel leisten können und die Nacht vor dem Flug in einem Warteraum verbringen, um dann übermüdet in den Flieger zu steigen, dann ist es auch an den Gewerkschaften, hier Alarm zu schlagen und Abhilfe zu fordern. Die Aufsichtsbehörden gucken sonst nämlich nicht hin, und langsam sind sie sowieso.
 

Savard

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Das spricht für mich nicht gegen Arbeitnehmerorganisationen. Das Streikrecht geht für mich aber zu weit. Es räumt Arbeitnehmern, die kein unternehmerisches Risiko tragen, Einfluss ein, der ihnen nicht zusteht. Sie stehen weder dafür ein noch haften sie dafür, was sie anrichten.

Unternehmerisches Risiko beinhaltet automatisch auch "unternehmerische Chance", ist per se doch also kein Nachteil. Die Einflussnahme auf das Verhältnis Arbeitnehmer/Arbeitgeber sehe ich da auch nicht als ungebühliche Einmischung. Und wie sollen Gewerkschaften sich denn durchsetzen können? Ohne Streik als Ultima Ration gibt es doch überhaupt kein Druckmittel. Nur Bitten und Betteln bringt doch nix.