Kultur, das war das heutige Thema des Tages.
Nachdem uns der Muezzin gegen 05:30 zum Sabah unsanft aus dem Schlaf gerissen hat, wollte ich mich fast schon zum einem islamfeindlichen Menschen entwickeln, konnte dies aber durch Wiedereinschlafen verhindern. In Zukunft werde ich mich erkundigen wo die nächste Moschee liegt, damit sich nicht wieder das Minarett quasi in meinem Schlafzimmer befindet.
Egal, da wir ja in einem tollen & relativ teuren Hotel untergekommen sind, freuten wir uns auf ein ausgiebiges & leckeres Frühstück. Leider wurden Auswahl und Qualität nicht ganz dem Preis gerecht.
So beschränkten wir uns auf etwas süßes Lasi, Kaffee & Tee sowie ‚Masala Dosa’ für meine +1
und ‚Plain Dosa’ für mich, beide mit Sambal und zwei verschiedenen Chutneys serviert.
Nachdem unser Fahrer und der Guide schon warteten, ging es los zum Mehrangarh Fort, auf welches wir schon einen wunderschönen Ausblick bei Nacht hatten. Und von dort hatten wir auch das erste Mal einen eindrucksvollen Blick auf Jodhpur anhand dessen man erkannte wieso es ‚Blaue Stadt’ genannt wird.
Eintritt bezahlt (ca. US$ 15 für 2 Personen; für unsere Kameras mussten wir nicht zusätzlich zahlen, da Mobiltelefone nicht als ‚Kamera’ gelten) und hinein ging es.
Unser Guide kannte sich sehr gut aus und so ging es per Aufzug nach oben in Richtung des ersten Platzes, an welchem früher die Adeligen tagten.
Das ganze Stone-carving ist extrem eindrucksvoll, wenn man sieht welche filigranen Kunstwerke hier vor ca. 400 Jahren geschaffen wurden. Uns wurde erklärt, dass der eigentlich sehr harte Stein für ca. 2 Wochen in Wasser gelegt wurde, um weicher und damit bearbeitbar zu werden. Erst dann konnten diese Kunstwerke entstehen. Ein Fehler oder ein Riss im Stein – und die Arbeit war verloren, musste von Neuem begonnen werden.
Weiter ging es in den ‚Maharadscha Night Club’.
Dort saß er, vor ihm tanzten die Mädels und ganz hinten – von wo wir Fotos machen durften – saßen die Musikanten. Nicht übel!
Anschließend durch verschiedene Räumlichkeiten und Ebenen zum weiß verputzen Festplatz
von wo man das Schlafzimmer des Maharadschas besichtigen konnte.
Das Bett im Hintergrund ist das Originalbett des Maharadschas, dort schlief er mit einer seiner Frauen, über ihm ein manuell von einem Nebenzimmer betriebener Ventilator. Ein so großes Zimmer, und dann ein so winziges Bett, etwas seltsam für unsere heutigen Vorstellungen.
Schon ging es durch den Museumsshop und eine Verkaufsstätte für neue Gemälde auf altem Reispapier in Richtung Ausgang. Dort gibt es dann wieder Souvenirläden und einige Schausteller.
Sonst bin ich ja nicht der Typ, der sich von solchen Sachen aufhalten lässt, aber diese Familie war dann doch mal was anderes, die Musik sehr interessant.
Vom Fort fuhren wir weiter zum Jaswant Thada Mausoleum (Eintritt US$ 0.50/Person).
An einem künstlich angelegten See vorbei läuft man auf das Mausoleum zu,
erklimmt ein paar Stufen und steht vor diesem wunderschönen Bauwerk aus Marmor und seinem Garten.
Im Mausoleum selbst liegt jedoch niemand begraben. Für seine Vorfahren ließ der Maharadscha neben dem Gebäude extra Grabstätten errichten.
Der Innenraum des 'Mausoleums' ist komplett in Marmor gehalten, ein Stein, der in der Gegend von Jodhpur nicht vorkommt und herantransportiert werden musste.
Schon was das Kulturprogramm ziemlich abgehakt und wir konnten uns den wichtigen Dingen des Lebens widmen: ‚Jelabi’. Unser Guide führte uns zum angeblich besten Jelabi-Stall in Jodhpur, wo frisches ‚Jelabi’ für uns zubereitet wurde.
Zuerst wird der Teig aus einer Art Spritzbeutel in das siedende Öl gedrückt,
und dort kross gebraten. Anschließend wurde das Jelabi direkt in einen heißen, mit Rosenöl aromatisierten Zuckersirup getunkt, so dass es sich schön vollsaugen kann.
Sobald es etwas ausgekühlt ist, wird das Jelabi noch warm serviert
und man kann sich daran verköstigen.
Da noch andere Spezialitäten angeboten wurden, welche ich noch nie probiert hatte, musste ich natürlich eine Portion bestellen. Und so kam ich zu meinem ersten ‚Dud Fini’.
Hier wird ein süßer, strohiger Teig
mit eingedickter und mit Ölen, Zucker und Nüssen aromatisierter Milch übergossen.
Und fertig ist das Gericht, kann gelöffelt werden.
Es stand noch der Umaid Bhavan Palace auf dem Programm. Aber, um diesen von Innen zu besichtigen, gibt es nur 2 Möglichkeiten:
1.) ein Hotelzimmer im Palast buchen, ca. EUR 1000/Nacht oder
2.) an einem Abendessen teilnehmen. Das Essen ist jedoch extrem teuer und soll, was ich gehört habe, nicht besonders, auf Touristen zugeschnitten, sein.
Also begnügten wir uns mit der Cheap-Charly Variante – so nah wie möglich heranfahren und ein paar Fotos schießen.
Im Anschluss wurden wir natürlich noch zu einem Juwelier gekarrt, alles ganz authentisch, einzigartig Jodhpur, blablabla... Man würde uns dort die für Jodhpor einmalige Art der Silberschmiede erklären. Selbstverständlich war es ein stinknormaler Juwelier, welcher uns Ringe ('alles sehr, sehr günstig') andrehen wollte - man arbeite für Bulgari. Wir konnten dem Angebotenen aber gerade so widerstehen und verdrückten uns nach 10 Minuten.
Meine +1 wollte dann etwas deftiges zu einem späten Mittagessen einnehmen und unser Guide erzählte uns, dass sich seit einiger Zeit ein ‚eingeindischte’ Chinesische Gericht in Jodhpur durchsetze, es ein paar sehr populäre Street-Stalls für ‚Chawamun’ gäbe. Also ausprobieren.
Wir setzten uns dann gemeinsam mit unserem Guide und Fahrer zu einem gepflegten Mittagessen. Hier gab es wirklich eine Besonderheit: der Tisch wurde nach jedem Gast mit einem feuchten Lappen abgewischt. Für Indien der Gipfel der Hygiene!
Ich beobachtete dann die Zubereitung von 'Chawamun'
bevor uns das Gericht vorgesetzt wurde.
Wirklich sehr interessant, Nudeln mit einer Sauce und vielen indischen Gewürzen, Knoblauch, Koriander, Schalotten, leicht scharf.
Meine +1 bestellte dazu noch Masala Dosa, welche 1'000 Mal besser waren als die morgens im Hotel.
Zurück ging es ins RAAS, wo wir den Rest des Tages entspannten. Auch heute Abend wird nicht mehr viel passieren, müssen Koffer packen, werden im Hotel bleiben und wieder auf der Dachterrasse verschiedene Kebabs essen.
Deshalb schließe ich hier den heutigen Tag und wünsche Euch einen schönen Abend!