54. Tag; 3. Winterreise 2017/18
Ohne Klimaanlage war es leider sehr stickig im Zimmer, Fenster konnten wir nicht öffnen, da sich keine Fliegengitter vor diesen befanden.
So waren wir bereits gegen 7 wach, holten uns um 8 Tennisschläger und Bälle im Gym ab, schlugen bis um 9 ein paar Bälle über den Platz.
Frisch gemacht und zum Frühstück, diesmal wieder zum ‚normalen’ Frühstücksbuffet, da wir dort selbst wählen konnten. Am 3. Tag waren unsere anfänglich hohen Erwartungen an ein St.-Regis-Frühstück verflogen, wir wussten was uns erwartet – und so konnte man sich wegen vorausgegangener mentaler Adjustierung problemlos sättigen.
Am Rande bekamen wir noch mit, dass das ‚Floating Market’ Restaurant am Folgetag wieder öffnen sollte, jedoch nicht mehr als Pan-Asean-Restaurant sondern mit einem chinesischen Buffet – soviel zur Vorahnung eines Mitforisten
Nach dem Frühstück ging es nochmals zum Strand, trotz ein paar Wolken war es sehr angenehm, das Wasser klarer als an den Vortagen, wir hörten einen von Valentynas Lieblingstiteln, „Миллион алых роз“ (Million alych ros) von Alla Pugatschowa.
Lustig waren wie immer die Chinesen, die als komplette Familie voll ausgerüstet zum Schnorcheln erschienen.
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Gegen 13:30 warfen wir einen letzten Blick aufs türkisfarbene Wasser, machten uns auf in unsere sehr warme Suite, packten mal wieder unsere Taschen.
Als wir eine Stunde später an der Rezeption zum Auschecken erschienen, wurden wir von der Front-Office-Managerin und dem Küchenchef in Empfang genommen.
Die Front-Office-Managerin entschuldigte sich für die ganzen Probleme, bot uns als Kompensation 20'000 SPG-Punkte an – das Erlassen des Übernachtungspreises für die letzte Nacht ohne A/C wäre mir lieber gewesen.
Der Küchenchef erklärte uns, dass das Essen, speziell das Frühstück, so wäre, weil es die Gäste so wünschten. Solche Aussagen machen mich sauer, dass der Gast schuld ist. Und so fragte ich ihn welcher Gast sich von ihm den billigsten Supermarkt-Joghurt gewünscht hätte, bei dem man immer eine Lache Wasser im Teller hat. Darauf war er dann still.
Gepäck ins Auto und durchs Tor vom Hof.
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Ich meine ich hätte im Rausfahren die Sektkorken knallen hören.
Nein, es ging nicht in Richtung Flughafen, auch nicht zur Bubble-Lodge – sondern in den Norden der Insel, nach Goodlands.
Google Maps zeigte eine Strecke von 80 Kilometern, errechnete eine Fahrtzeit von knapp 2 Stunden.
Wir verließen die Le Morne-Halbinsel, fuhren die Westküste entlang Richtung Norden.
Und hier änderte sich das Antlitz der Insel fast schlagartig, hatte nichts mehr mit dem tropischen Paradies der Halbinsel zu tun. Landschaft? Bis auf ein paar pittoreske Berge
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ebenfalls Fehlanzeige, eher eine Aneinanderreihung von Ortschaften mit Villen in Richtung Strand uns Wellblechhütten in der Gegenrichtung (etwas überspitzt ausgedrückt). Der Verkehr war übel, wenn man 50 km/h fuhr war man bereits überglücklich.
Dies lag zum einen am sehr starken Verkehr, zu vielen Autos und alten, langsamen ‚Bedford’-Lastwagen, den zu engen Straßen, welche links und rechts sofort steil in einen Graben abfielen, Fußgängern, Radfahrern und heimatlosen Hunden.
Weiter verwunderte uns die schiere Anzahl von Bauruinen, von kleinen Einfamilienhäusern bis zu mehrgeschossigen Wohnblocks, ich übertreibe nicht wenn ich von hunderten auf unserer 80 Kilometer-Strecke spreche.
Nach einer Stunde Fahrt und ca. 40 Kilometer Strecke hatten wir Hunger – und plötzlich sah ich es, dachte anfangs es handle sich um eine Fata Morgana: ein großes, goldenes ‚M’.
Schnurstracks abgebogen und das Auto auf dem Parkplatz abgestellt, in die heiligen Hallen zu ‚McD’ eingetreten. Das Menü war dem europäischen sehr ähnlich, jedoch mit Fokus auf Huhn.
Die Mitarbeiter und deren Mentalität war jedoch eine ganz andere: trotz mehrerer Gäste, welche eine Bestellung aufgeben wollten, wurde nur eine Kasse geöffnet, ganze 6 weitere Mitarbeiter unterhielten sich an der Hamburgerausgabe, machten keine Anstalten etwas arbeiten zu wollen. Auch die eine Dame ‚on duty’ war nicht gerade motiviert, nahm die Bestellungen eher widerwillig und langsam auf.
Aber schließlich erhielten wir unser Festmahl.
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War das lecker!!!
Wieder zurück auf die Straße, der Verkehr wurde in Richtung Port Louis immer schlimmer, kam dann in der Stadt teilweise völlig zum Erliegen. So hatten wir uns die Insel nun gar nicht vorgestellt.
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Willkommen im echten Leben, abseits eines TUI/Airtours-Hochglanzprospekts.
Kaum hatten wir Port Louis verlassen, kamen wir auf eine ‚Autobahn’ mit Limit 110 km/h – was allerdings nicht machbar war, da die Autobahn alle 2 Kilometer von einem Kreisverkehr unterbrochen wurde, Frankreich ließ grüßen.
Nach knapp über 2 Stunden erreichten wir Goodlands, eine Ortschaft mit ca. 20'000 Einwohnern, deren Gründung auf die Eröffnung einer Zuckerrohrfabrik um 1830 zurückzuführen ist.
Hier hatte ich uns im ‚La Demeure Saint Antoine’ eingebucht, einem wunderschönen Kolonialgebäude von ca. 1835.
Wir fuhren auf das Gelände, welches direkt neben dem Deutschen Honorarkonsulat auf Mauritius liegt, parkten vor dem Restaurant
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und wurden zum Wohngebäude mit umlaufender Kolonnade geführt.
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Das Zimmer war wie erwartet ‚traditionell’, jedoch mit Klimaanlage ausgestattet.
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Wir erhielte einen Willkommensdrink, nahmen diesen auf der wunderschönen Terrasse
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mit Blick auf den alten Baumbestand des Gartens ein.
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Ich schaute mir noch kurz unsere Unterkunft an, entdeckte die sehr stilvolle Lounge für die 4 Gästezimmer,
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selbst der Geruch brannte einem die Historie dieses Anwesens ein. Mir kam die Mastercard-Werbung in den Sinn, dass manche Dinge einfach unbezahlbar sind.
Noch etwas über das Anwesen geschlendert, das Restaurant beäugt,
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weitere Anwesen auf dem Grundstück entdeckt.
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Schnell in den in unmittelbarer Nähe befindlichen Supermarkt gelaufen, ein paar Kleinigkeiten eingekauft.
Doch unser Unglücksfaden riss trotz der wunderschönen Location nicht ab – wir erhielten eine Nachricht aus Thailand, dass unser Hund, welcher im Nord-Osten Thailands bei der Mutter unserer ehemaligen Haushälterin lebte, am Morgen von einem Auto erfasst und unmittelbar danach gestorben sei.
Zur Entspannung bekam Valentyna in der Kolonnade als Aperitif einen ‚Kir Vin Blanc’ serviert.
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Trotz der schlechten Nachricht aus Thailand ein erhebendes Gefühl endlich, nach 3 Tagen Le Morne-Halbinsel, auf Mauritius angekommen zu sein.
Gegen 20 Uhr wechselten wir auf die Terrasse des Restaurants,
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traumhaft, der Ausblick sehr beruhigend.
Die sehr hübsch gemachte Speisekarte überreicht bekommen,
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mit sehr interessanter Auswahl, preislich jedoch mindestens auf St. Regis-Niveau.
Als Amuse-Gueule eine kleine Scheibe geröstetes Baguette mit einer Prawns-Creme.
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Valentyna hatte sich als kombinierte Vorspeise/Hauptgericht für die Gänseleberterrine mit Mango-Mousse und geröstetem Brioche entschieden,
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Ich hatte einen Tartar vom Speerfisch mit hauchdünnen Streifen von grüner Papaya und Apfel.
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Und hier war der Beweis: man kann auf Mauritius sehr gutes Essen servieren – wenn man Kochen kann & dies auch will, nicht so wie im St. Regis. Die Gänseleberterrine war perfekt abgeschmeckt, das Mango-Mousse nicht zu süß und das Brioche zum Niederknien. Wie oft habe ich mich zuhause schon im Backen von Brioche versucht – und nie habe ich diesen einzigartigen Geschmack und die Konsistenz getroffen. Aber auch mein Tartar, eine hervorragende Kombination.
Als Hauptgericht wählte ich eine Dorade in der Folie, mit Reis und scharfer Sauce.
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Dies war ein relativ simples Gericht, der Fisch aber perfekt getroffen, obwohl nicht im Ganzen zubereitet nicht zu trocken.
Da das Gebotene so gut war entschied ich mich für ein Dessert, wählte eine Limonencreme mit Ananas- und Apfelstückchen und einem Hauch Erdbeersauce, das Ganze auf Krokant serviert.
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Super, süß und dennoch erfrischend, nicht so schwer wie ein Schokoladendessert.
Preislich lagen wir inklusive Getränke bei knapp US$ 100 – für das Gebotene ein überaus akzeptabler Preis.
Glücklich entschwanden wir wieder in die Kolonnade vor unserem Zimmer, ließen und dort nochmals einen Kir Vin Blanc sowie eine Coke Light servieren, genossen den Ausblick und den Geruch des tropischen Gartens.