12. Tag; 2. Winterreise 2017/18 (1. Teil)
Auch am 12. Reisetag gab es Programm – also wieder um kurz nach 7 aus den Federn, nach der Dusche (muss man ja jetzt extra erwähnen) zum Frühstück, heute mit etwas besserer Sicht auf die Umgebung. Seltsam, obwohl die Auswahl nicht riesig ist, wird das Frühstück auch an Tag 3 nicht langweilig, die Produkte sind einfach alle von hervorragender Qualität.
Um 09:30 wartete wieder ‚Alfa-Taxi’ vor der Hoteltüre, heute leider ein anderer Fahrer, mit einem Suzuki-Van neueren Datums. Die Kommunikation mit diesem Herrn war etwas beschwerlich, denn sein Französisch war wesentlich besser als sein Englisch.
Raus ging es aus Beirut, in Richtung Norden, entgegen dem unglaublichen Stau in die Stadt hinein. Die Luft war zum Schneiden, das diesige Wetter ist wohl eher Smog von den vielen Autoabgasen.
Der Libanon wird mir als das Land der Autohändler in Erinnerung bleiben. Entlang der Straßen gibt es unzählige Autohäuser aller Marken plus unzählige Gebrauchtwagenhändler, Reifendienste, Alufelgenanbieter, Servicestationen – auch halbe Autos scheinen beliebt zu sein. Der Libanon hat 4 Millionen Einwohner, ich glaube ich habe 5 Millionen Autos gesehen, welche zum Verkauf angeboten werden, vor allem der alte Range Rover Sport, Mercedes und BMW – aber auch der 911er Porsche erfreut sich großer Beliebtheit. Wir beide fragten uns wer denn die ganzen Autos kauft, die Straßen sind doch eh schon komplett überfüllt.
Egal, wir bogen mal wieder in die Berge ab, erreichten unser erstes Etappenziel, die ‚Jeita Grotto’
im Tal des Nahr al-Kalb-Flusses, ca. 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt, seit 1958 der Öffentlichkeit zugänglich.
Die Anlage ist für einen großen Touristenandrang ausgelegt, wovon schon das mehrstöckige Parkhaus zeugt. Dieser Andrang blieb aber aus, so dass das Taxi direkt vor dem Eingang auf dem fast leeren Parkplatz anhalten konnte.
Valentyna besorgte die Tickets (US$ 12/Person)
und wir durften nach dem Scannen der Karte eintreten.
Eine Seilbahn des österreichischen Herstellers Doppelmayr
bring einen nach oben zur oberen Grotte, wo man am Eingang leider die Fotoapparate in einem Schließfach verwahren muss. Also keine eigenen Fotos, nur welche aus dem Internet, um einen Eindruck zu vermitteln.
Die obere Grotte hat eine Gesamtlänge von 2'130 Metern, von welchen man die ersten 750 auf einem eindrucksvollen, am Felsen entlangführenden Weg besichtigen kann. Man kann wunderschöne Stalaktiten, Stalagmiten, Säulen, Vorhänge und pilzförmige Gebilde sowie Teiche besichtigen. Die künstliche Beleuchtung ist sehr gut gestaltet, gibt dem Ganzen einen eindrucksvollen Effekt.
Der zu besichtigende Teil besteht aus drei Hallen, welche nach den Farben ihrer Formationen benannt sind. In der ersten Halle befindet sich der mit 8,2 Metern längste Stalaktite der Welt, die größte Halle ist die letzte, mit einer Höhe von bis zu 120 Metern.
Nachdem wir unsere Kamera wieder abgeholt hatten gingen wir zur Haltestelle des Bähnchens, welches einen hinunter zur unteren Grotte bringt.
Hätten wir gewusst, dass der Weg in maximal 3 Minuten zu Fuß zurückzulegen ist, wir hätten nicht 10 Minuten auf die Abfahrt der Bimmelbahn gewartet.
In der unteren Grotte mussten wir wieder die Kamera abgeben, Fotos also wieder aus den Tiefen des Internets.
Die untere Grotte ist der Flusslauf des Nahr al-Kalb, welche die Höhe in den Fels gegraben hat. Sie befindet sich 60 Meter unterhalb der oberen Grotte und ist mit 6,2 Kilometern wesentlich länger. Auch hier gibt es mehrere Hallen, sogar kleinere Wasserfälle.
Wir gingen eine große Treppe hinunter, bestiegen ein kleines Boot für ca. 10 Personen. Der ‚Kapitän’ fährt einen 500 Meter in die Grotte – und schon geht es wieder zurück. Ja, das Innere ist eindrucksvoll, das Wasser glasklar, man sieht große und kleine Formationen – aber 500 Meter von 6,2 Kilometern sind doch etwas enttäuschend.
Schon liefen wir die paar Meter zum Auto, fuhren weiter der Ufer-Autobahn entlang nach Jounieh.
Es gab nun zwei Möglichkeiten zur ‚Our Lady of Lebanon’, einem maronitischen Marienschrein und Pilgerstätte auf dem Berg zu kommen, per Auto oder mit der ‚Telepherique’, einer Kombination aus Seil- und Standseilbahn aus dem Jahre 1965, welche einen in ca. 9 Minuten auf 650 Meter Höhe bringt.
Wir entschieden uns für das Auto, so brachte uns unser Fahrer nach oben, warf uns auf dem Parkplatz raus, von wo wir auch gleich einen Blick auf die neuerrichtete Basilika ‚Sanctuaire Notre Dame du Liban’ hatten.
Zuerst eine Blick auf die Standseilbahn,
welche nur eine kleine Steigung überwindet, welche man gut auch per Treppe zurücklegen könnte, und auf die Bucht von Jounieh, mit großem Sandstrand.
Schon standen wir vor dem Schrein der ‚Our Lady of Lebanon’,
welcher 1904 - 1908 errichtet wurde. Die Marienstatue selbst wurde in Frankreich aus Bronze hergestellt und ist weiß gestrichen. Sie weist eine Höhe von 8,5 Metern auf und wiegt ca. 14 Tonnen. Selbst Päpste besuchten den Schrein, Johannes-Paul im Jahre 1997, Benedict in 2007.
Wir stiegen den Podest zur Statue hinauf, hatten von dort einen tollen Ausblick in alle Himmelsrichtungen.
Wieder unten angekommen entschloss sich Valentyna im Auto zu warten, ich lief noch zum Eingang der Basilika, so dass ich deren einmaliges Inneres betrachten konnte.
Wieder hinunter zum Ufer und weiter nördlich in Richtung Byblos. Unser Fahrer ging uns ganz schön auf die Nerven, denn er fuhr extrem langsam, auf der Autobahn zwischen 60 und 80 km/h, dauernd zogen hupend Busse und Lastwagen an uns vorbei. Nach gefühlte 1'000 Autohändler & Nachtclubs erreichten wir Byblos, eine der ältesten permanent besiedelten Orte der Welt.
Hier ein kurzer Abriss der Geschichte: schon im 5. Jahrtausend v.Chr. war die Gegend besiedelt, im 3. Jahrtausend entwickelte sich ein bedeutender Hafen und um das Jahr 2'800 v.Chr. wurde die erste Stadtmauer angelegt. Um das Jahr 1'500 v.Chr. war der Hafen der wichtigste der Region, besonders durch die Verschiffung von Zedernholz nach Ägypten.
Byblos war auch Haupthandelsplatz für Papyrus, welches auch in Griechenland verwendet wurde. Die Griechen bezeichneten die Ware nach der Ursprungsstadt, so dass ‚biblion’ im Altgriechischen für ‚kleines Buch’ steht, von was sich wiederum das Wort ‚Bibel’ ableitet. Auch die Anfänge unserer heutigen Lautschrift findet ihren Ursprung in Byblos, da hier eine neue Silbenschrift (statt der umständlichen Keilschrift) erfunden wurde.
Im 2. Jahrtausend v.Chr. verlor Byblos seine Vormachtstellung, blieb aber weiter wichtiger Handelshafen. Ca. 900 v.Chr. fiel die Stadt an die Assyrer, dann an die Babylonier, später an die Perser.
In römischer Zeit war Byblos sehr wohlhabend, was man am Theater, einer Kolonnade und vieler Mosaiken erkennen kann. Zu dieser Zeit galt Byblos als die älteste Stadt der Welt.
Im Christentum war Byblos Bischofssitz und eine wichtige Basis der Kreuzfahrer in der Levante. So wurde hier eine Festung errichtet.
Ende des 13. Jahrhunderts fiel die Stadt an die Mameluken, stand ab 1516 unter der Herrschaft des Osmanischen Reichs.
Unser Fahrer ließ uns am Eingang des alten Souks aussteigen, wir vereinbarten uns nach einer Stunde wieder zu treffen. So liefen wir zuerst durch die hübsche Anlage
mit vielen Souvenirgeschäften,
alten Torbögen und hübscher Bepflanzung,
bis wir zu einem hübschen Platz kamen.
Wir gingen zum Eingang der Kreuzfahrerburg ‚Gibelet’, lösten Tickets zu je US$ 5,20
und gingen die Treppen hinauf
zum Burgeingang.
Die Burg wurde ab 1103 von Kreuzfahrern errichtet, das Baumaterial entnahm man den antiken Tempelanlagen der Umgegend. Die Konstruktion war recht simpel, rechteckig (17,6 x 21,3 Meter) und aus grob behauenem Sandstein errichtet. Eine ebenso rechteckige Mauer umgab das Gebäude, an jeder Ecke wurden Wehrtürme errichtet.
Vom Eingang hatten wir schon einen Ausblick auf einen kleinen Teil der römischen Kolonnaden.
Der schlechte Zustand dieser ist auf Erdbeben, aber auch auf die Kreuzfahrer zurückzuführen, welche die Säulen wegen ihrer Härte in ihre Burgmauer integrierten, ihr so mehr Halt gaben.
Wir liefen durch die Burg, speziell nach oben, um einen guten Ausblick auf die Gegend
und die Überbleibsel vorheriger Kulturen zu erhalten
- natürlich kein Vergleich zu Baalbek.
Das in der Burg befindliche Museum war sehr aufschlussreich, da es die Präsenz Byblos in den verschiedenen Epochen aufzeigte. Interessant war vor allem die Rekonstruktion der Stadt, oder Siedlung, zur Bronzezeit.
Wieder hinaus in die Stadt,
zur naheliegenden Kathedrale St. Jean-Marc,
an welcher man sehr schön erkennen kann, dass diese auf älteren Gebäuden aufgebaut wurde
und zurück zum Taxi.
An unserem Treffpunkt war eindrucksvoll zu erkennen, wie die antiken, römischen Kolonnaden ins heutige Leben integriert sind. So spielten Jungs zwischen diesen Fußball.
Auf dem Rückweg nach Beirut war Stau angesagt, Abgase ohne Ende, denn unser Fahrer stand auf offene Fenster und ausgeschaltete Klimaanlage. Wir wollten noch einen kurzen Stopp einlegen, denn ich hatte herausgefunden, dass iPads im Libanon besonders günstig zu erhalten sind. Da ich Valentyna schon lange eines versprochen hatte, war es nun an der Zeit.
Bei Adkom (sehr netter Kontakt via Email)
erstanden wir ein 2017er iPad WiFi in Spacegrau mit 128GB Memory zu US$ 484, wobei wir am Flughafen US$ 48 zurückbekommen.
Am Hotel angekommen hatten wir Hunger, fragten an der Rezeption nach einer Kleinigkeit in der direkten Umgebung. Man schickte uns mit einem dicken Lächeln in die Damascus Street
zu ‚Malek Taouk’.
Wir traten ein,
bestellten Shawarma, für Valentyna mit Hühnerfleisch, für mich mit Rind, nahmen uns zwei Ayran, zahlten (US$ 9) und setzten uns. Das Essen kam zügig,
wir bissen hinein. Ja, es war ganz gut – aber wieder lag ‚Jan Takeaway’ bei Paphos vorn.
Zurück zum Hotel, wir mussten uns etwas erholen.