Auf der einen Seite teile ich die Ansicht, dass gerade Kinder aus Familien, in denen wenig Disziplin und Durchhaltevermögen gelehrt/vorgelebt wird, nicht auch noch durch das Verhalten ihrer Eltern lernen sollten, dass solch´ eine arbiträre Regelbefolgung in Bezug auf Schulferien in Ordnung wäre. Wenn meine Eltern mit uns vor Beginn der Ferien verreisen wollten, haben sie das den Lehrern entsprechend "mitgeteilt" (einfach einen Brief geschrieben) und nicht darum gebeten; selbiges, wenn wir an einem Freitag auf ein weiter weg gelegenes Reitturnier wollten. Ob das so in Ordnung war? Die Lehrer jedenfalls haben es akzeptiert und immerhin sind wir nicht sang- und klanglos weg geblieben.
Andererseits erinnere ich mich an meine eigene Schulzeit. Ich habe schnell und leicht gelernt und bin an manchen Tagen auch zuhause geblieben, wobei ich nicht nur faul vor dem TV saß, sondern mich auch anderweitig beschäftigt habe (Lektüre, Sport, Instrument, ...). Meine Eltern wussten nichts davon und haben es auch nicht mitbekommen, weil sie den ganzen Tag über geschäftlich unterwegs waren und ab der 5. Klasse auch kein Au-Pair/Kindermädchen mehr da war, das hätte aufpassen können.
Das Ganze wurde zur Oberstufe hin so heikel, dass ich weniger an- als abwesend war; da ich jedoch hervorragende Zensuren schrieb, wurde mir das inoffiziell von manchen Lehrern sogar gestattet. Andere haben versucht, mich mit Disziplinarmaßnahmen zu einem Verhaltenswandel zu führen. Gebracht hat das überhaupt nichts; außer, dass ich noch widerstrebender und seltener in die Schule ging. Meine Eltern bekamen irgendwann davon Wind und waren ziemlich erbost, was mich jedoch auch nicht bekehren konnte.
So habe ich mein Abitur bestritten und hernach mit dem Studium begonnen - und anfangs hatte ich eine unglaublich harte Zeit! Ich musste mir die Disziplin, die ich mir selbst aberlegt hatte, eigens wieder antrainieren; und das war in dieser Lebensphase nicht mehr so einfach. Ich bin anfangs nach Belieben Vorlesungen und Praktika fern geblieben und habe wie gewohnt zuhause aus Büchern gelernt. Klappte zwar einwandfrei, was die entsprechenden Klausuren anbelangte - wurde jedoch von den Profs nicht gestattet und mir wurde der entsprechende Kursus schlicht als "nicht bestanden" eingetragen. Da habe auch ich begriffen, dass ich damit nicht mehr durchkomme.
Ich stehe dem Thema also ambivalent gegenüber -
1) Ja, ich sehe ein, weshalb das aus pädagogischen und soziokulturellen Gründen nicht gestattet werden sollte! Mir fallen sogar noch jede Menge weitere Gründe dagegen ein.
2) Ich selbst habe als Kind unheimlich von dieser Art, dann und wann fern zu bleiben und sich das eigene Programm ansprechend und abwechslungsreich zu gestalten, profitiert und würde diese Zeiten nicht missen wollen. Obwohl die Umstellung hart war, würde ich es genau so wieder machen.
3) Natürlich kann man nicht davon ausgehen, dass alle Kinder ihre Zeit abseits der Schule sinnvoll gestalten und auch hernach aus eigenem Antrieb ihre Gewohnheiten und Ansichten ändern - daher letzten Endes doch "pro Schule/Polizei", außer, die Familie hat entsprechende Ausnahme vorab bei der Schule angefragt.