Wenn man sich Porter genauer ansieht, nutzte er ja sogar die Airlinebranche als Beispiel in seinen legendaeren HBS – Porter 5 Forces Videos. Bei seiner Strukturanalyse kam er schon in den 1980igern zu der Erkenntnis, dass sich Airlines in den USA grundsaetzlich so gut wie gar nicht differenzieren koennen, insbesondere nicht mehr nach der Deregulierung 1978 und der vollkommenden Liberalisierung der Tarife 3-4 Jahre spaeter.
Leider folgte dann allerdings mit Braniff der erste Konkurs ausgerechnet bei einer Airline, die sich immens differenziert hatte und qualitativ alles locker in den Schatten stellte, inklusive Concorde von Dulles nach Texas und Steak in Eco auf den Love Field – Hobby Umlaeufen, ganz zu schweigen vom World HQ in Dallas, Alex Calder und Big Orange.
Wenn ich mir die klassischen ‚stuck in the middle’ Firmen ansehe, so muss ich leider auch feststellen, dass es vielen dort in der Mitte ganz gut geht, vor allem da die Mitte sehr gross ist….
Ohne Frage fehlt AB eine Strategie bzw. der Mut sich auf einen oder zwei Maerkte zu konzentrieren.
Entscheidend sind allerdings bei fast allen Airlines schlicht und ergreifend die Produktionskosten. Sicherlich sind diese nicht von heute auf morgen massiv senkbar, aber wenn man sich die Konkurse der letzten Jahrzehnte ansieht, so waren bei mehreren Airlines die Ertraege zum Teil exzellent ( SR als das Beispiel, OS und SK sind ebenfalls ganz weit oben in Sachen Ertraege, { auch noch stage-length bereinigt }werfen allerdings Kosten in die Waagschale, dass man nicht einmal mehr auf klassischen Rennstrecken in die skandinav. Metropolen Geld verdienen kann und da gibt es oft weder ‚substitutes’ noch wirkliche Airlinekonkurrenz, der man nicht Herr werden koennte.
Und genau hier spielt die Lufthansa mindestens Halbfinale Champions League. Wenn man sich die zum Teil schon absonderlichen Projekte ansieht, bei denen man mal wieder den oder anderen Euro sparen will, muss man zum einen das exzessive Fahnden nach Sparpotentialen loben, zum anderen unweigerlich schmunzeln. Nur zeigt sich doch in der Geschichte der BWL ganz eindeutig, dass die Unternehmen, die wirklich auf den cent achten sehr oft den Laden auch so besser kontrollieren.
Wenn ich mir nun ansehe, wer bei der Air Berlin noch was verdient und welche Leistung er dann erbringt, kann man nur hoffen, dass man diese Menschen asap aus dem Laden bekommt. Nur selbst die goldenen Handschlaege wurden ja negiert und das bei einer Krankenquote von 14,15 % bei einem gewissen Teil der Patchwork Airline ( die LH liegt bei etwas ueber der Haelfte – diese Benchmark wurde uebrigens exklusiv von Flysurfer gesponsort )
Der zweite wesentliche Punkt, Kapitalkosten.
Sicherlich kann man Franz auf die Schulter klopfen, da er einiges geleistet hat, aber ohne die Synergien aus dem Mutterkonzern und signifikant niedrigeren Kapitalkosten fliegt die Swiss auch nach wie vor defizitaer und es macht dann schon einen Unterschied, ob ich zu LH Konditionen kaufe, lease und/oder finanziere oder zu z.B DL Konditionen, die vor Jahren mal fuer 12,13, 14 % Geld aufgenommen haben, da sieht sogar Griechenland noch gut gegen aus.
Wie bereits mehrfach ausgefuehrt, vermuten einige wirkliche Insider Preisabsprachen zwischen AB und LH, zumindest im innerdeutschen Verkehr. Da Air Berlin auch in Bruessel immer als Competitor No.1 herhalten muss, wurde die Hansa sicherlich auch schon das eine oder andere Mal bei einer Uebernahme eher durchgewunken, von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass man sich wirklich bekriegt. Auch die aktuellen AB Preise in der Langstrecken C finde ich jetzt nicht so niedrig, dass man von Dumping sprechen kann, sieht mir mehr und mehr nach ‚Leben und Leben lassen’ aus. Fliegt ihr eure Strecken, wir bekommen die Moehren auch so voll und wenn ihr keinen Mist baut und discountiert wie MOL, dann bekommt ihr im Schnitt 10-15 % weniger und beide sind gluecklich, einer weil man Marktfuehrer ist und Hunold, da er weiterhin ueberleben darf.