Leider ist bei uns weder 8 bis 14.00 Uhr noch irgendwas anderes „guter Standard“ für Kindergärten. Du kriegst nämlich keinen Platz, wenn du nicht zu irgendeiner speziellen Bevölkerungsgruppe gehörst.
Das ist Mist, das sehe ich ein. Ist hier ähnlich, allerdings ist man als Doppelverdienerpaar Teil einer solchen Gruppe. Prio 1 sogar.
Unser jüngster ging dann in den Kindergarten einer Privatschule, die 7.30 bis 16.30 abdeckte, aber auch rund 15000 EUR im Jahr kostete (nebenbei: auch das aus versteuertem Einkommen).
Wenigstens ein bisschen hilft § 10 Abs. 1 Nr. 5 EStG

Und ansonsten muss man dann halt wohl den Ganztagsanspruch einklagen.
A propos Ganztag: Das wird dann ja nächstes Jahr im Schulbereich auch besser.
Wir waren täglich zwischen 10 und 12 Stunden nicht da. Und am Ende haben wir festgestellt, es macht nur Stress und rechnet sich nicht. Wir hatten mehr Geld und Ruhe, wenn einer nicht arbeitete und jetzt arbeiten wir beide nur noch wenn wir Lust haben. Das ist aber für den Staat und die Gesellschaft auch nicht gut. Wer soll denn bitte der Nettozahler sein?
Du siehst das aber auch ein bisschen sehr aus Deiner sehr speziellen Perspektive, die weder von der Arbeitszeit noch vom Verdienst her typisch ist. Die meisten Jobs, auch gutbezahlte/Nettozahler/High Potentials you name it funktionieren wenigstens zeitweise mit geregelten Arbeitszeiten. Und wenn nicht: Aren't you barking up the wrong tree, wenn Du dem Staat vorwirfst, schlechte Bedingungen für die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf zu schaffen, wenn es doch eher an Arbeitnehmern liegt, die bei der Work-Life-Balance die Waage ein bisschen zu sehr zu der Schale "Work" neigen lassen? Soll es wirklich die Aufgabe der Gesellschaft sein, eine Betreuungsinfrastruktur zu schaffen, damit Arbeitnehmer (im weiteren Sinne) "zehn bis zwölf Stunden nicht da" sein können?
Ehrlich gesagt meine ich nein, denn das wäre auch wieder Umverteilung von unten nach oben: Die Aldi-Kassiererin soll Steuern zahlen, um einen Betreuungsplatz zu finanzieren, damit Du Deine 60-Stunden-Woche dargestellt bekommst.
Ich finde alles über acht Stunden Betreuung Privatvergnügen; die sollten dann aber auch sein, wenn nicht, s.o., ist das misslich.
Klar. Das ist auch genau der Grund warum wir Leute hoch und lange ausbilden. Damit sie dann sich nach kurzer Berufstätigkeit wieder um Küche, Kirche und Kinder kümmern. Das ist so eine Verschwendung von Ressourcen und Talent und Denke der 50ziger Jahre.
Wir bilden die Leute nicht aus, damit sie 40 Jahre nonstop durchknüppeln. Es gibt Phasen, in denen man einfach weniger leistungsfähig ist. Die Zeit, in der man kleine Kinder hat, ist eine davon. Ausbaufähige Betreuung hin oder her. Denn spätestens, wenn die Kinder krank sind, also gefühlt alle zwei Tage, ist die Betreuung sowieso Makulatur und man sitzt "kinderkrank" zu Hause. (Ich als "High Potential", "Leistungsträger", "Nettozahler", demütiger Arbeiter im Weinberg des Rechtsstaats etc. pp. übrigens im Home Office
arbeitend und nicht kinderkrank.)