Bestes Land zum Leben?

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Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
22.061
16.401
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Ich bin sicher, dass die meisten oder sogar alle von uns, die westdeutsch sozialisiert sind, Bekannte, Freunde, Verwandte oder sogar Vorfahren kennen, die in den 60ern und 70ern die ersten Akademiker in ihrer Familie waren und ohne Netzwerk und Hintergrund, nur mit Bildung, Ehrgeiz, harter Arbeit und Leistung einen sehr guten Aufstieg hingelegt haben.

Von dem ihre Kinder, bei denen dieser Automatismus heute nicht mehr funktioniert, heute profitieren. (Womit wir bei dem Punkt wären, dass Erbschaftssteuern ungerecht sind, aber das ist eine andere Facette.)
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
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4.749
Zum einen sind heute 8 bis 16 Uhr mittlerweile guter Standard geworden.
Leider ist bei uns weder 8 bis 14.00 Uhr noch irgendwas anderes „guter Standard“ für Kindergärten. Du kriegst nämlich keinen Platz, wenn du nicht zu irgendeiner speziellen Bevölkerungsgruppe gehörst. Wir haben eine Versorgung von 39 Prozent in der Stadt. Wir sind alle möglichen Kindergärten abgeklappert. Ohne Erfolg. Und ab 2 Jahren erst recht nicht. Unser jüngster ging dann in den Kindergarten einer Privatschule, die 7.30 bis 16.30 abdeckte, aber auch rund 15000 EUR im Jahr kostete (nebenbei: auch das aus versteuertem Einkommen).

Das reicht rein rechnerisch natürlich noch nicht ganz, um einen Achtstundentag abzudecken, aber mit Home Office - auch so eine familienfreundliche neue Entwicklung/Errungenschaft - geht es.
Ganz sicher in der Behörde und anderswo. Ein Beratungsberuf im Home Office ist ebenso irreal wie ein Handwerker im Home Office. Die müssen nicht nur vor Ort arbeiten, sondern sich auch noch um die Akquise neuer Mandate kümmern

Und selbst wenn es nicht geht: Auf eine Stunde Betreuungslücke mit einer Vollzeitangestellten zu reagieren (und die dann noch nicht einmal mit ein paar anderen Kindern zu teilen), ist auch nicht wirklich effizient
ich weiß nicht wo du regional lebst. Ich hatte mit ÖPNV eine Stunde ins Büro und mit dem Wagen zwischen 30 und 90 Minuten gebraucht. Da ist nix mit einer Stunde oder irgendwas anderem an Betreuungslücne. Wir waren täglich zwischen 10 und 12 Stunden nicht da. Und am Ende haben wir festgestellt, es macht nur Stress und rechnet sich nicht. Wir hatten mehr Geld und Ruhe, wenn einer nicht arbeitete und jetzt arbeiten wir beide nur noch wenn wir Lust haben. Das ist aber für den Staat und die Gesellschaft auch nicht gut. Wer soll denn bitte der Nettozahler sein?

Und vielleicht muss man sich auch mal, ich weiß, das wird jetzt keine besonders populäre Ansicht in der High-Potential-Welt sein, arbeits- und karrieremäßig eine Zeitlang zurückzunehmen. Für die Kinder. Ja, die kosten Geld - manchmal auch in Form von Einkommensausfall. Ein Jahr Elternzeit im jeweils zweiten Lebensjahr hat mir auch niemand bezahlt, und es war und ist mir egal.
Klar. Das ist auch genau der Grund warum wir Leute hoch und lange ausbilden. Damit sie dann sich nach kurzer Berufstätigkeit wieder um Küche, Kirche und Kinder kümmern. Das ist so eine Verschwendung von Ressourcen und Talent und Denke der 50ziger Jahre. Das war einer der wenigen Aspekte, wo der Westen was hätte von der DDR lernen können. Da gab es konsequent Kinderbetreuung, weil man nicht qualifizierte Werktätige von der Arbeit abhalten wollte. Frankreich und Schweden, kriegen das ebenso wie andere auch problemlos hin. Nur wir nicht.
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
22.061
16.401
Leider ist bei uns weder 8 bis 14.00 Uhr noch irgendwas anderes „guter Standard“ für Kindergärten. Du kriegst nämlich keinen Platz, wenn du nicht zu irgendeiner speziellen Bevölkerungsgruppe gehörst.

Das ist Mist, das sehe ich ein. Ist hier ähnlich, allerdings ist man als Doppelverdienerpaar Teil einer solchen Gruppe. Prio 1 sogar.

Unser jüngster ging dann in den Kindergarten einer Privatschule, die 7.30 bis 16.30 abdeckte, aber auch rund 15000 EUR im Jahr kostete (nebenbei: auch das aus versteuertem Einkommen).

Wenigstens ein bisschen hilft § 10 Abs. 1 Nr. 5 EStG :( Und ansonsten muss man dann halt wohl den Ganztagsanspruch einklagen.

A propos Ganztag: Das wird dann ja nächstes Jahr im Schulbereich auch besser.

Wir waren täglich zwischen 10 und 12 Stunden nicht da. Und am Ende haben wir festgestellt, es macht nur Stress und rechnet sich nicht. Wir hatten mehr Geld und Ruhe, wenn einer nicht arbeitete und jetzt arbeiten wir beide nur noch wenn wir Lust haben. Das ist aber für den Staat und die Gesellschaft auch nicht gut. Wer soll denn bitte der Nettozahler sein?

Du siehst das aber auch ein bisschen sehr aus Deiner sehr speziellen Perspektive, die weder von der Arbeitszeit noch vom Verdienst her typisch ist. Die meisten Jobs, auch gutbezahlte/Nettozahler/High Potentials you name it funktionieren wenigstens zeitweise mit geregelten Arbeitszeiten. Und wenn nicht: Aren't you barking up the wrong tree, wenn Du dem Staat vorwirfst, schlechte Bedingungen für die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf zu schaffen, wenn es doch eher an Arbeitnehmern liegt, die bei der Work-Life-Balance die Waage ein bisschen zu sehr zu der Schale "Work" neigen lassen? Soll es wirklich die Aufgabe der Gesellschaft sein, eine Betreuungsinfrastruktur zu schaffen, damit Arbeitnehmer (im weiteren Sinne) "zehn bis zwölf Stunden nicht da" sein können?

Ehrlich gesagt meine ich nein, denn das wäre auch wieder Umverteilung von unten nach oben: Die Aldi-Kassiererin soll Steuern zahlen, um einen Betreuungsplatz zu finanzieren, damit Du Deine 60-Stunden-Woche dargestellt bekommst.

Ich finde alles über acht Stunden Betreuung Privatvergnügen; die sollten dann aber auch sein, wenn nicht, s.o., ist das misslich.

Klar. Das ist auch genau der Grund warum wir Leute hoch und lange ausbilden. Damit sie dann sich nach kurzer Berufstätigkeit wieder um Küche, Kirche und Kinder kümmern. Das ist so eine Verschwendung von Ressourcen und Talent und Denke der 50ziger Jahre.

Wir bilden die Leute nicht aus, damit sie 40 Jahre nonstop durchknüppeln. Es gibt Phasen, in denen man einfach weniger leistungsfähig ist. Die Zeit, in der man kleine Kinder hat, ist eine davon. Ausbaufähige Betreuung hin oder her. Denn spätestens, wenn die Kinder krank sind, also gefühlt alle zwei Tage, ist die Betreuung sowieso Makulatur und man sitzt "kinderkrank" zu Hause. (Ich als "High Potential", "Leistungsträger", "Nettozahler", demütiger Arbeiter im Weinberg des Rechtsstaats etc. pp. übrigens im Home Office arbeitend und nicht kinderkrank.)
 

Mr.Tequila

Erfahrenes Mitglied
21.05.2025
920
587
Die alten weißen Männer haben nie "attackiert", sie waren so in ihren 30er bis 60er Jahre Denkweisen verwurzelt und haben da einfach weitergemacht. Mein erster Clash war, als einer dieser Menschen meine junge hochqualifizierte Anwältin in den 1990ern aufforderte, ein Diktat von ihm aufzunehmen. Der Witz, dass eine Anwältin mal den Kaffee machen soll, ist leider kein Witz, habe ich oft genug erlebt. Es hat aber nie jemand einen jungen Anwalt aufgefordert, Kaffee zu kochen. Sexistische Witze, die in den 50er Jahren normal waren, sind es heute nicht mehr. Heute fängst Du Dir zurecht eine verbalte Ohrfeige, wenn du sagst "Akademikerinnen werfen nicht mehr" und es ist sexuelle Belästigung, wenn du ungefragt meinst, dass eine junge Kollegin gut aussehe. Einige - auch hier - haben das noch nicht gemerkt und sind in ihrem herabwürdigenden patriarchalischen Bild der Vorzeit gefangen. Ebenso wie ein Beamter in den Hinteramtsstubenjargon gefangen ist, wenn er Bürgergeldempfänger als "Bürgergeldis" betitelt und das noch lustig findet.
die "alten weißen Männer" der Jetztzeit werden wohl kaum noch die 1930er bis 1960er Jahre kennen, schon gar nicht deren Denkweisen

die alten weißen Männer, die ich kenne jedenfalls, sind Boomer, typische Rock n Roll Fans, "Kinder" der 70er und 80er Jahre, und können heute noch Deep Purple, ABBA, Born to be Wild oder Skandal im Sperrbezirk nachts um 3 auswendig mitsingen

und die Denkweisen sind stark individualisiert und freiheitsbezogen, zumindest derjenigen Boomer und alten weißen Männer, die in Westdeutschland der 1950er und 1960er geboren und aufgewachsen sind
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Acht Stunden arbeiten und vorübergehend "nur" zum oberen Perzentil der Einkommen gehören statt zum oberen halben Perzentil.
ist das irgendwie wichtig ??
 

Mr.Tequila

Erfahrenes Mitglied
21.05.2025
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587
🤣🤣🤣🤣🤣 Das ist das Grundproblem der rechtsextremen Schwurbler. Bei geringstem Gegenwind kommt nichts mehr ausser heisser Luft.
Den Diskurs dekonstruieren haste eben nicht gelernt. Da kommen dann halt nur noch persönliche Angriffe auf unterstem Niveau, wie nen bockiges Kind.

Nen wissenschaftliches Studium, das wärs doch.Na vielleicht schaffste das auch noch. Ich drück dir die Daumen.

Ach ne , halt. Ich versteck mich ja hinter Studien Fakten🤣🤣🤣🤣🤣Hilft also auch nicht🤦Kannste dir nicht ausdenken.

Davon abgesehen, inmer diese dummen Fakten...eine große Anzahl von Ex Mfs Mitarbeitern ist heut bei Afd und Pegida/Wutbürgern am Start.

Bildung. Sooo wichtig
jedes System braucht seine Systemtröten
ohne seine staatshörigen und staatsnahen Systemtröten hätten auch Diktatoren keine Chance

ein braver Beamter und ein braver Büttel des Systems
ein "feiner" Kerl und Untertan einfach, ohne den kein Staat der Welt zu machen wäre
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Eine gute Soziologin könnte Dir schlüssig erloitern, warum „rein gute Bildung“ auch damals nicht ausgereicht hat.
dann las ma lesen
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Ich kann ja normalerweise vielem zustimmen, was du schreibst. Aber deine Fixierung pro „high Potentials“ wie deine Kinder und contra Beamten finde ich eher grenzwertig. Hilfreich für die Diskussion ist das nicht.
gerade Beamte sind Träger, Tröten und Büttel des Systems
ohne die kein Unrechtssystem der Welt funktionieren würde ... oft nützliche Idioten

und man macht oft auch nicht unbedingt die besten Erfahrungen mit ihnen
 

Mr.Tequila

Erfahrenes Mitglied
21.05.2025
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Finde ich auch. Akademikerinnen, die nicht „werfen“ und „Bürgergeldis“, das ist eine Sprache und eine Denke, die nicht mit den Grundlagen unseres Grundgesetzes übereinstimmt und die eines Beamten des höheren Dienstes unwürdig ist.
Jeder mit ein paar Jahrzehnten Lebenserfahrung weiß doch, dass man Beamten bei ihrer Berufung 2 Dinge amputiert
a) das eigene selbständige Denken und
b) das eigene Rückgrat
 

Mr.Tequila

Erfahrenes Mitglied
21.05.2025
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Das ist aber für den Staat und die Gesellschaft auch nicht gut. Wer soll denn bitte der Nettozahler sein?
bekanntlich gibt es in D (noch) 15 Mio Nettosteuerzahler (out of 45 Mio Erwerbstätigen und out of 83 Mio Bevölkerung)

Tendenz sinkend

Nettosteuerzahler – diese Personen gehören dazu


In Deutschland gibt es nach aktuellen Erhebungen rund 15 Millionen sogenannter Nettosteuerzahler. Während insbesondere die Boulevardpresse gerne von „Menschen, die das Land am Laufen halten“, spricht, könnte man den Begriff auch etwas sachlicher verdeutlichen. Denn Nettosteuerzahler sind Personen, die insgesamt mehr Geld an den Staat zahlen, als sie über Sozialleistungen und Transfers von ihm erhalten.

 
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bcs13

Erfahrenes Mitglied
22.11.2010
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Jeder mit ein paar Jahrzehnten Lebenserfahrung weiß doch, dass man Beamten bei ihrer Berufung 2 Dinge amputiert
a) das eigene selbständige Denken und
b) das eigene Rückgrat
Ich wollte dir mal wieder meine Bewunderung ausdrücken: wie man permanent und immer wieder nur so absoluten Unfug geben kann, ist mir ein Rätsel. Da mußt du lange und hart für trainiert haben. Insbesondere deine Gabe zur absoluten Vereinfachung und zum Ignorieren von Fakten ist bemerkenswert. Ich kann da nur sagen: Chapeau!! Wer so gepolt ist, hat es im Leben leicht, weil sich ihm alles offenbart und er sich nicht mit der lästigen Realität abgeben muß. Ich bewundere das!
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
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Das sind allesamt sehr kluge Gedanken, die aber auch zum ganzen Teil nunmehr aus Deiner Blase (ich vermute A14/A15 im öffentlichen Dienst) stammen. Die Wohltaten des öffentlichen Dienstes gibt es aber nicht für alle.

Das ist Mist, das sehe ich ein. Ist hier ähnlich, allerdings ist man als Doppelverdienerpaar Teil einer solchen Gruppe. Prio 1 sogar.
Leider ist es hier umgekehrt. Es greift das Einkommen. Hast Du viel, geht man davon aus, dass Du es nicht nötig hast und dich selbst einrichten kannst
Wenigstens ein bisschen hilft § 10 Abs. 1 Nr. 5 EStG :( Und ansonsten muss man dann halt wohl den Ganztagsanspruch einklagen.
Klar. Und bei der Geschwindigkeit des VG Düsseldorf ist das Kind auf der Uni oder in der Ausbildung.
A propos Ganztag: Das wird dann ja nächstes Jahr im Schulbereich auch besser.
Für uns nicht mehr relevant, da zum Glück keiner in Deutschland in die Schule geht. Der jüngste ist noch in Deutschland, aber auch einer englisch-sprachigen Privatschule, die auch zum weitaus überwiegenden Teil unser Privatvergnügen ist. Wir - und inzwischen auch er - finden/fanden es aber sinnvoll, dass er neben seiner eigenen Sprache zwei Sprachen wie seine Muttersprache lernt und in einem System ohne Mobbing und den Defiziten deutscher öffentlicher Schulen groß wird.
Soll es wirklich die Aufgabe der Gesellschaft sein, eine Betreuungsinfrastruktur zu schaffen, damit Arbeitnehmer (im weiteren Sinne) "zehn bis zwölf Stunden nicht da" sein können?
Nein, der Staat soll aber die Möglichkeit schaffen, dass die Kosten für das was zum Arbeiten erforderlich ist auch Gegenstand der Werbungskosten ist. Und dazu gehört die Kinderbetreuung. Ohne Kinderbetreuung kein solcher Job, ohne diese keine Steuern im Spitzensteuersatz. Die Ungerechtigkeit liegt darin, dass diese Kosten aus dem versteuerten Einkommen und nicht aus dem netto gezahlt wird. Das ist anderswo sehr anders und dies fördert (a) die Familie und (b) den Staat, denn es gibt mehr Nachwuchs und damit die Basis der Zahler. In jedem Unternehmen ist der Bleistift, der Kaffee, der Benz und der F/C Flug des Geschäftsführers steuerlich absetzbar. In der Kernzelle unserer Gesellschaft werden die Ausgaben, die die Erzielung eines weit überdurchschnittlichen Einkommens und die Zahlung des Spitzensteuersatzes erst ermöglichen, als Privatvergnügen angesehen. Da passt was nicht.
Ehrlich gesagt meine ich nein, denn das wäre auch wieder Umverteilung von unten nach oben: Die Aldi-Kassiererin soll Steuern zahlen, um einen Betreuungsplatz zu finanzieren, damit Du Deine 60-Stunden-Woche dargestellt bekommst.
Nein. Die Aldi-Verkäuferin mit 2000 EUR selbst ohne Kinder und sonstige Besonderheiten zahlt EUR 90cEUR Lohnsteuer und trägt damit erst einmal nichts zu Deiner Vergütung und sonstigem Wohlergehen des Staates bei, denn diese EUR gehen für die Verwaltung der Zahlungseingänge ein. Das Doppeltverdienerpaar mit mehr als 250.000 EUR (und wir haben gelernt, dass sind rund 5% in Deutschland) liegt mit dem, was es über 200k verdient, im absoluten Spitzensteuersatz. Davon müsste unser Staat mehr haben, dann sähe es um die Finanzen nicht so öde sein. Diese beiden finanzieren nämlich den Schul- und Kindergartenplatz der von die zitierten Aldi-Verkäuferin.
Ich finde alles über acht Stunden Betreuung Privatvergnügen; die sollten dann aber auch sein, wenn nicht, s.o., ist das misslich.
Nach dem Grundgedanken unseres Steuerrecht ist nichts, was zur Erzielung der Einkünfte notwendig ist, "Privatvergnügen". Insofern liegt bei der Familie ein Bruch des Systems vor, der sich alleine fiskalisch erklären lässt. Außerdem ist es - wie man hier sieht - sehr populär populistisch, gerade auf Spitzenverdiener
Wir bilden die Leute nicht aus, damit sie 40 Jahre nonstop durchknüppeln. Es gibt Phasen, in denen man einfach weniger leistungsfähig ist. Die Zeit, in der man kleine Kinder hat, ist eine davon. Ausbaufähige Betreuung hin oder her. Denn spätestens, wenn die Kinder krank sind, also gefühlt alle zwei Tage, ist die Betreuung sowieso Makulatur und man sitzt "kinderkrank" zu Hause. (Ich als "High Potential", "Leistungsträger", "Nettozahler", demütiger Arbeiter im Weinberg des Rechtsstaats etc. pp. übrigens im Home Office arbeitend und nicht kinderkrank.)
Dir ist schon bewusst, dass es "kinderkrank" für privat Versicherte außerhalb des öffentlichen Dienstes erst einmal gar nicht gibt? Und dass Home Office vor allem im öffentlichen Dienst gut geht? Für einen Anwalt, der Akquise machen muss (wir müssen uns drum kümmern, Arbeit zu bekommen und kriegen nicht die Akte auf den Schreibtisch gelegt), für einen Handwerker, der beim Kunden arbeitet, für einen Ingenieur, der den Betrieb der Anlage sicherstellt, aber auch für die Aldi-Verkäuferin, den Arzt, den Müllmann, den Taxifahrer, geht das nicht. Du bist da sehr privilegiert. Und: Dieser Staat könnte nicht existieren, wenn es nicht die Leute gäbe, die "durchknüppeln". Handwerker, Unternehmer, Freiberufler, aber auch Müllwerker, Bahner usw. All diese haben nicht die Möglichkeit, mit einer Verbeamtung auf Lebenszeit relaxt an anderes zu denken. Und viele davon sind die Leistungsträger und zahlen Spizyensteuersätze.[/QUOTE]
 
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bcs13

Erfahrenes Mitglied
22.11.2010
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Dir ist schon bewusst, dass es "kinderkrank" für privat versicherte außerhalb des öffentlichen Dienstes erst einmal gar nicht gibt? Und dass Home Office vor allem im öffentlichen Dienst gut geht? Für einen Anwalt, der Akquise machen muss (wir müssen uns drum kümmern, Arbeit zu bekommen und kriegen nicht die Akte auf den Schreibtisch gelegt), für einen Handwerker, der beim Kunden arbeitet, für einen Ingenieur, der den Betrieb der Anlage sicherstellt, aber auch für die Aldi-Verkäuferin, den Arzt, den Müllmann, den Taxifahrer, geht das nicht. Du bist da sehr privilegiert.
[/QUOTE]
Du hast ja mit den aufgezählten Berufen im Wesentlichen Recht, aber es gibt Millionen andere Erwerbstätige in D, die nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, und "kinderkrank" und Home-Office haben. Banken, Chemieindustrie, Immobiliendienstleister - you name it. Und ich kenne viele sog. "high-potentials", oder - wie ich es nennen würde - Personen mit sehr guter Ausbildung, verantwortungsvoller Position und hohem Einkommen, die genau das - und dazu noch "workation" - ausgiebig und gerne und mit Zustimmung des Arbeitgebers nutzen. (und die Argumentation mit dem Müllmann und der Verkäuferin erinnert mich an die Gewerkschaften, die beim Thema "längere Lebensarbeitszeit" immer den Dachdecker bringen, der nicht bis 70 arbeiten kann. Ausnahmen bestätigen nicht immer die Regel).
 
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31.08.2013
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Irgendwie komme ich zur Überzeugung, dass sich einige hier zu wichtig nehmen.
Ich lache immer über die gestressten Herren Wichtig im Nadelstreifen mit Telefon in der Hand.
Wer wirklich top ist, braucht keine Wochenarbeitszeit von 60 Stunden, denn der kann sich organisieren.
Karriere und Geld ist nicht alles auf der Welt. Setzt einfach die Familie an erster Stelle, dann ändert sich so manches zum besseren.
 

malone

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11.05.2015
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Du hast ja mit den aufgezählten Berufen im Wesentlichen Recht, aber es gibt Millionen andere Erwerbstätige in D, die nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, und "kinderkrank" und Home-Office haben. Banken, Chemieindustrie, Immobiliendienstleister - you name it. Und ich kenne viele sog. "high-potentials", oder - wie ich es nennen würde - Personen mit sehr guter Ausbildung, verantwortungsvoller Position und hohem Einkommen, die genau das - und dazu noch "workation" - ausgiebig und gerne und mit Zustimmung des Arbeitgebers nutzen. (und die Argumentation mit dem Müllmann und der Verkäuferin erinnert mich an die Gewerkschaften, die beim Thema "längere Lebensarbeitszeit" immer den Dachdecker bringen, der nicht bis 70 arbeiten kann. Ausnahmen bestätigen nicht immer die Regel).
[/QUOTE]

seine „Brüder im Geiste“ hocken doch selbst in erster Linie in den öffentlichen Verwaltungen und fabrizieren im Auftrag der Politik neue Regelungen und Gesetze, zu deren „Erfüllung“ man letztendlich wiederum neue “demütige Arbeiter im Weinberg des Rechtsstaats“ benötigt.

um es mit Adam Smith zu sagen:

The proposal of any new law or regulation of commerce which comes from this order, ought always to be listened to with great precaution, and ought never to be adopted till after having been long and carefully examined, not only with the most scrupulous, but with the most suspicious attention. It comes from an order of men, whose interest is never exactly the same with that of the public, who have generally an interest to deceive and even to oppress the public, and who accordingly have, upon many occasions, both deceived and oppressed it.
 
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bcs13

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22.11.2010
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...Antwortfunktion hat nicht geklappt - sorry

Was ich sagen wollte: solche Antworten sind für die Diskussion nicht hilfreich.
 
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Leider ist es hier umgekehrt. Es greift das Einkommen. Hast Du viel, geht man davon aus, dass Du es nicht nötig hast und dich selbst einrichten kannst

Das ist Mist und halt auch grob verfehlte Sozialpolitik, pardon my French.

Nein, der Staat soll aber die Möglichkeit schaffen, dass die Kosten für das was zum Arbeiten erforderlich ist auch Gegenstand der Werbungskosten ist. Und dazu gehört die Kinderbetreuung. Ohne Kinderbetreuung kein solcher Job, ohne diese keine Steuern im Spitzensteuersatz. Die Ungerechtigkeit liegt darin, dass diese Kosten aus dem versteuerten Einkommen und nicht aus dem netto gezahlt wird.

Ja, da stimme ich zu.

Dir ist schon bewusst, dass es "kinderkrank" für privat Versicherte außerhalb des öffentlichen Dienstes erst einmal gar nicht gibt?

Ja, aber niemand wird gezwungen, sich privat zu versichern. Das ist dann wirklich und in dem Falle buchstäblich Privatvergnügen

Das sind allesamt sehr kluge Gedanken, die aber auch zum ganzen Teil nunmehr aus Deiner Blase (ich vermute A14/A15 im öffentlichen Dienst) stammen. Die Wohltaten des öffentlichen Dienstes gibt es aber nicht für alle.

Und dass Home Office vor allem im öffentlichen Dienst gut geht? Für einen Anwalt, der Akquise machen muss (wir müssen uns drum kümmern, Arbeit zu bekommen und kriegen nicht die Akte auf den Schreibtisch gelegt), für einen Handwerker, der beim Kunden arbeitet, für einen Ingenieur, der den Betrieb der Anlage sicherstellt, aber auch für die Aldi-Verkäuferin, den Arzt, den Müllmann, den Taxifahrer, geht das nicht. Du bist da sehr privilegiert.

Jein. Gegenüber Handwerkern, Fabrikarbeitern, Schichtarbeitern ja. (Aber da kommt der Punkt zum Tragen, den Du auch schon etwas breitbeinig brachtest: Ein bisschen will ich ja auch profitieren von meiner langen und teuren Ausbildung, und sei es durch bessere Arbeitsbedingungen.)

Gegenüber sonstigen akademischen White Collars aber nicht. Da schließe ich mich bcs13 in #1511 an. Ich sehe bzgl. Home Office keinen Unterschied darin, ob man im öD oder in der Industrie am Schreibtisch sitzt. Eher noch mit Vorteilen in der Industrie dank familienunfreundlicher bis zu 42 Stunden Wochenarbeitszeit für den Beamten.

Und: Dieser Staat könnte nicht existieren, wenn es nicht die Leute gäbe, die "durchknüppeln". Handwerker, Unternehmer, Freiberufler, aber auch Müllwerker, Bahner usw. All diese haben nicht die Möglichkeit, mit einer Verbeamtung auf Lebenszeit relaxt an anderes zu denken. Und viele davon sind die Leistungsträger und zahlen Spizyensteuersätze.

Bashing hin oder her (nicht von Dir, das ist faire argumentierende Kritik, das geht auch ganz anders, wie wir hier im Thread sehen...) - aber ohne öD geht es nicht, und auch da gibt es Leistungsträger. Das mit dem Weinberg des Rechtsstaats habe ich oben durchaus ernstgemeint und bewusst nicht in Tüdelchen gesetzt.
 

Flying Lawyer

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09.03.2009
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Bashing hin oder her (nicht von Dir, das ist faire argumentierende Kritik, das geht auch ganz anders, wie wir hier im Thread sehen...) - aber ohne öD geht es nicht, und auch da gibt es Leistungsträger. Das mit dem Weinberg des Rechtsstaats habe ich oben durchaus ernstgemeint und bewusst nicht in Tüdelchen gesetzt.
Das ist noch nicht einmal Kritik, sondern mehr eine Feststellung. Du hast dich für Amt 30 in einer Kommune oder so entschieden und das ist eine Lebens- und auch Lifestyleentscheidung. Kaum etwas anderes gibt soviel Freiheit wie das und die früher damit verbundenen Armutsgelübte sind für Oberrechtsräte und Rechtsdirektoren auch Vergangenheit. Ich habe mich damals vor 35 Jahren für die Anwaltschaft entschieden, habe 25 Jahre auch unter Verzicht auf Familie geknüppelt, rund die Hälfte meines Einkommens an Steuern bezahlt um sehr viele andere zu finanzieren und hatte die Freiheit und den Lifestyle, dass ich mit Mitte fünfzig zum Privatier werden konnte, der, wenn er Lust und Laune hat, noch das eine oder andere Schiedsverfahren macht und den einen oder anderen Vorstand berate und das geht im Großen und Ganzen super aus meinem Homeoffice zig tausend Kilometer weg heraus. Alles Lebensentscheidungen und alles valide Modelle. Und was es mir ermöglicht, in einem für mich mehr als lebenswerten Land zu leben, zu dessen Fortentwicklung ich auch noch beitragen darf.

Was mich hier angiftet sind einerseits Neiddebatten und andererseits gefrustete angebliche Abteilungsleiter in einem ostdeutschen Landesministerium in der B-Besoldungsklasse, die sexistische Witze machen, jede von ihnen abweichende Meinung als Nazi-Gedankengut stempeln, damit prahlen, dass sie nur 37,5 Stunden die Woche ihrem Dienstherren widmen, die juristische Ausbildung als minderwertig abqualifiziert und große Bevölkerungsteile mit herabsetzenden Bezeichnungen versehen.
 

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31.08.2013
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Das ist noch nicht einmal Kritik, sondern mehr eine Feststellung. Du hast dich für Amt 30 in einer Kommune oder so entschieden und das ist eine Lebens- und auch Lifestyleentscheidung. Kaum etwas anderes gibt soviel Freiheit wie das und die früher damit verbundenen Armutsgelübte sind für Oberrechtsräte und Rechtsdirektoren auch Vergangenheit. Ich habe mich damals vor 35 Jahren für die Anwaltschaft entschieden, habe 25 Jahre auch unter Verzicht auf Familie geknüppelt, rund die Hälfte meines Einkommens an Steuern bezahlt um sehr viele andere zu finanzieren und hatte die Freiheit und den Lifestyle, dass ich mit Mitte fünfzig zum Privatier werden konnte, der, wenn er Lust und Laune hat, noch das eine oder andere Schiedsverfahren macht und den einen oder anderen Vorstand berate und das geht im Großen und Ganzen super aus meinem Homeoffice zig tausend Kilometer weg heraus. Alles Lebensentscheidungen und alles valide Modelle. Und was es mir ermöglicht, in einem für mich mehr als lebenswerten Land zu leben, zu dessen Fortentwicklung ich auch noch beitragen darf.
Das muss man akzeptieren. Wenn es für dich richtig war, dann ist es so, aber der Verzicht auf Familie bringt mich auf den Gedanken des Egos.
Was mich hier angiftet sind einerseits Neiddebatten und andererseits gefrustete angebliche Abteilungsleiter in einem ostdeutschen Landesministerium in der B-Besoldungsklasse, die sexistische Witze machen, jede von ihnen abweichende Meinung als Nazi-Gedankengut stempeln, damit prahlen, dass sie nur 37,5 Stunden die Woche ihrem Dienstherren widmen, die juristische Ausbildung als minderwertig abqualifiziert und große Bevölkerungsteile mit herabsetzenden Bezeichnungen versehen.
Da gibt es hier eigentlich nur einen hier.
 
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19.12.2016
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rund die Hälfte meines Einkommens an Steuern bezahlt um sehr viele andere zu finanzieren

Anders herum wird ein Schuh draus.
Nicht nur du finanzierst andere, auch andere finanzieren dich, damit du überhaupt tun kannst was du tust.
Dieses "ich habe mein halbes Leben geknüppelt" sag mal jemandem der täglich unsere Alten, Kranken oder Bedürftigen pflegt.
Jobs die immer mehr gebraucht werden. DAS sollten eigentlich die bestbezahlten Jobs in einer von Werten geprägten Gesellschaft sein.
Oder man sollte sie zumindest dahingehend entlasten, dass Sie ebenfalls die Möglichkeit haben etwas früher in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.

Das Problem unserer, von Kopf bis Fuß auf Geld, Geld, Geld eingestellten Gesellschaft ist, dass wir den moralischen Kompass komplett verloren haben.
Und Nein, das ist jetzt keine Kritik an dich. Du hast das für dich so gemacht, es ging und das Lebensmodell anderer Menschen bewerte ich nicht.
Aber zu sagen, du finanzierst durch deine Steuern andere, ist halt sehr einseitig.
 

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Erfahrenes Mitglied
31.08.2013
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Anders herum wird ein Schuh draus.
Nicht nur du finanzierst andere, auch andere finanzieren dich, damit du überhaupt tun kannst was du tust.
Dieses "ich habe mein halbes Leben geknüppelt" sag mal jemandem der täglich unsere Alten, Kranken oder Bedürftigen pflegt.
Jobs die immer mehr gebraucht werden. DAS sollten eigentlich die bestbezahlten Jobs in einer von Werten geprägten Gesellschaft sein.
Oder man sollte sie zumindest dahingehend entlasten, dass Sie ebenfalls die Möglichkeit haben etwas früher in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.

Das Problem unserer, von Kopf bis Fuß auf Geld, Geld, Geld eingestellten Gesellschaft ist, dass wir den moralischen Kompass komplett verloren haben.
Und Nein, das ist jetzt keine Kritik an dich. Du hast das für dich so gemacht, es ging und das Lebensmodell anderer Menschen bewerte ich nicht.
Aber zu sagen, du finanzierst durch deine Steuern andere, ist halt sehr einseitig.
Ein Jurist, Steuerberater, Zahnarzt oder ähnliches, der behauptet, die Hälfte seines Einkommens an Steuern abgegeben zu haben, macht oder machte etwas falsch.😉
 
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Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
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Dieses "ich habe mein halbes Leben geknüppelt" sag mal jemandem der täglich unsere Alten, Kranken oder Bedürftigen pflegt.
Jobs die immer mehr gebraucht werden. DAS sollten eigentlich die bestbezahlten Jobs in einer von Werten geprägten Gesellschaft sein.

Da hast du völlig recht. Nur leider ist das in einem Staat, wo es en vogue ist, immer weniger zu arbeiten, nicht finanzierbar. Im Jahr 2021, dem letzten Jahr mit verfügbaren Daten, erwirtschaftete das oberste 1 Prozent der Einkommensbezieher 26 Prozent aller Einkünfte und zahlte 46 Prozent aller Bundeseinkommenssteuern – mehr als die unteren 95 Prozent zusammen (33 Prozent). Das ist leider die Realität in Deutschland und solange wir nicht mehr einnehmen, können wir nicht mehr ausgeben

Oder man sollte sie zumindest dahingehend entlasten, dass Sie ebenfalls die Möglichkeit haben etwas früher in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.
Dann haben wir ja noch weniger Leute, die da arbeiten. Meine Mutter war im Pflegebereich tätig. Man hat sie angebettelt, über 65 und 67 hinaus zu arbeiten, weil es keinen Nachwuchs gibt, weil viele es nicht wollen (auf dem Büro kaffeekoxhen ist „schicker“ als Nachttöpfe leeren.
Das Problem unserer, von Kopf bis Fuß auf Geld, Geld, Geld eingestellten Gesellschaft ist, dass wir den moralischen Kompass komplett verloren haben.
Und Nein, das ist jetzt keine Kritik an dich. Du hast das für dich so gemacht, es ging und das Lebensmodell anderer Menschen bewerte ich nicht.
Aber zu sagen, du finanzierst durch deine Steuern andere, ist halt sehr einseitig.
Der Kompass ist allgemein auf Geld eingestellt. Ich habe in den 80gern noch 24 Monate Zivildienst leisten müssen. Da hat mich keiner gefragt. Das dürfte aber wohl meinen Anteil an ehrenamtlichem Einsatz in der Pflege abgelten. Die heute 18jährigen beschweren sich, dass man bei der aktuellen Situation über ihre Köpfe hinweg entscheidet. Du hast in einem recht: unser Leben ist oft geldgetrieben. Sehr oft aber dahingehend, dass man für immer weniger Arbeit immer mehr Geld möchte. Leider.

Ein Jurist, Steuerberater, Zahnarzt oder ähnliches, der behauptet, die Hälfte seines Einkommens an Steuern abgegeben zu haben, macht oder machte etwas falsch.😉
Nein, der verzichtet auf Steuersparmodelle, die oft genug nur die Initiatoren reich machen. Und glaube es oder glaube es nicht: ich zahle gerne Steuern, weil unser Staat das Geld braucht.
 
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Alfalfa

Erfahrenes Mitglied
23.01.2022
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Anders herum wird ein Schuh draus.
Nicht nur du finanzierst andere, auch andere finanzieren dich, damit du überhaupt tun kannst was du tust.
Dieses "ich habe mein halbes Leben geknüppelt" sag mal jemandem der täglich unsere Alten, Kranken oder Bedürftigen pflegt.
Jobs die immer mehr gebraucht werden. DAS sollten eigentlich die bestbezahlten Jobs in einer von Werten geprägten Gesellschaft sein.
Oder man sollte sie zumindest dahingehend entlasten, dass Sie ebenfalls die Möglichkeit haben etwas früher in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.

Das Problem unserer, von Kopf bis Fuß auf Geld, Geld, Geld eingestellten Gesellschaft ist, dass wir den moralischen Kompass komplett verloren haben.
Und Nein, das ist jetzt keine Kritik an dich. Du hast das für dich so gemacht, es ging und das Lebensmodell anderer Menschen bewerte ich nicht.
Aber zu sagen, du finanzierst durch deine Steuern andere, ist halt sehr einseitig.
In der Theorie war das doitsche System mal so angedacht. Heute bezahle ich aber nicht für Bildung, Gesundheit, Infrastruktur sondern für Waffen, Krieg, nicht empfangsberechtigte Personen und immer weniger Leistung. Verstehe jeden, der da keine Lust mehr drauf hat.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
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Das muss man akzeptieren. Wenn es für dich richtig war, dann ist es so, aber der Verzicht auf Familie bringt mich auf den Gedanken des Egos.
Der Verzicht auf Familie war ehr der Mangel an Gelegenheit. Ich hatte damals 100 und mehr Nächte im Hotel, war BA Gold und LH Hon und das war alles alles andere als zuträglich für den Aufbau familiärer Bindungen. Das brachte mir Topeinkommen, entsprechende Mandate und Top-Rankings und viel Spaß außerhalb familiärer Verantwortung ein. Und deswegen habe ich, anders als 90 Prozent meiner damaligen Partner mit Eheschließung vor dem Berufseinstieg die erste Scheidung ausgelassen und habe dann mit fast 50 aus sehr solider Situation heraus meine Familie gegründet. Alles zu seiner Zeit.
 
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bcs13

Erfahrenes Mitglied
22.11.2010
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Da hast du völlig recht. Nur leider ist das in einem Staat, wo es en vogue ist, immer weniger zu arbeiten, nicht finanzierbar. Im Jahr 2021, dem letzten Jahr mit verfügbaren Daten, erwirtschaftete das oberste 1 Prozent der Einkommensbezieher 26 Prozent aller Einkünfte und zahlte 46 Prozent aller Bundeseinkommenssteuern – mehr als die unteren 95 Prozent zusammen (33 Prozent). Das ist leider die Realität in Deutschland und solange wir nicht mehr einnehmen, können wir nicht mehr ausgeben


Dann haben wir ja noch weniger Leute, die da arbeiten. Meine Mutter war im Pflegebereich tätig. Man hat sie angebettelt, über 65 und 67 hinaus zu arbeiten, weil es keinen Nachwuchs gibt, weil viele es nicht wollen (auf dem Büro kaffeekoxhen ist „schicker“ als Nachttöpfe leeren.

Der Kompass ist allgemein auf Geld eingestellt. Ich habe in den 80gern noch 24 Monate Zivildienst leisten müssen. Da hat mich keiner gefragt. Das dürfte aber wohl meinen Anteil an ehrenamtlichem Einsatz in der Pflege abgelten. Die heute 18jährigen beschweren sich, dass man bei der aktuellen Situation über ihre Köpfe hinweg entscheidet. Du hast in einem recht: unser Leben ist oft geldgetrieben. Sehr oft aber dahingehend, dass man für immer weniger Arbeit immer mehr Geld möchte. Leider.


Nein, der verzichtet auf Steuersparmodelle, die oft genug nur die Initiatoren reich machen. Und glaube es oder glaube es nicht: ich zahle gerne Steuern, weil unser Staat das Geld braucht.
Ich kann ja deinen Unmut über manche posts hier gut verstehen. Aber du äußerst dich auch sehr herablassend und pauschalierend. Ich finde es ok, daß du dich für ein Leben voller Entbehrungen entschieden hast, um dann später die Früchte dieser Jahre zu genießen. Deine Entscheidung. Aber man sollte viel Einkommen nicht mit "high-potential" verwechseln und nicht jeden, der einen anderen Lebensweg einschlägt, verächtlich machen. Und dein Trauma mit Beamten scheint ja auch tief zu sitzen, sonst würdest du hier nicht ununterbrochen unterstellen, daß die meisten nur einen faulen Lenz schieben. Ganz abgesehen davon, daß ich die Klassifizierung eines Einkommens von gut 100k nicht als "mittlerer Gutverdiener" ansehen würde, insbesondere wenn es das Zusatzeinkommen in einem offensichtlich sehr gut gestellten Haushalt ist. Und man kann sich auch fragen, warum die Frau dann Steuerklasse 1 ist, wenn der Mann so viel mehr verdient. Und warum sie offensichtlich nicht soviel Spaß an ihrem Job hat, daß sie weiterarbeitet und die Care-Arbeit zeitweise bezahltem Personal überlässt, weil das ja nur ein zeitlich stark befristete Phase ist.
Fragen über Fragen, aber ich finde, das sollte jeder für sich entscheiden und nicht so wertend auf andere Lebensmodelle schauen.
Und abschließend: ich finde es immer bedenklich, wenn man sich aus den Rechts-/Steuer-(Sozialsystemen anderer Länder etwas rauspickt und sagt: da ist es klasse, sollten wir auch so machen. Man muß das immer im Kontext sehen. Und ich weiß nicht, ob du - oder deine Frau - mit dem Leben einer "high-potential" Pariser Mutter tauschen möchtest und die an diese gestellten Anforderungen erfüllen kannst.