Da kommt Frust auf - der Euro fällt ins Bodenlose

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Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
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die systemische Relevanz liegt daran, dass die US-Banken zuletzt (zu) stark in den Treasuries involviert waren und die großen Vier in den letzten Stunden fast 50 Milliarden verbrannt haben
Das ist ein Missverständnis Deinerseits. Eine Verlust der Marktbewertung der Big 4 an den Börsen hat keine Bedeutung für deren Solvenz und nachrangige Bedeutung für deren Liquidität. Dir ist schon klar, dass diese Banken nicht direkt betroffen sind, wenn ihre Aktien von Dritten im Sekundärmarkt gehandelt werden?

weil das Zinsniveau durch die FED wieder hoch liegt und das Geschäftsmodell zusammengekracht ist
Hohe Zinsen sind i.d.R. gut für Banken, nicht schlecht. Bei hohen Zinsen ist es leichter für sie, ihren Spread am Markt durchzusetzen.

Die SVB wollte die fehlenden zwei Milliarden als Notanleihe auflegen und das ging schief und DANN haben die Kunden erst recht die Bank gestürmt.
Die Treasuries haben ein Ausfallrisiko von null. Natürlich kannst Du mit ihnen Kapitalverluste erleiden (die die SVB nun bilanzieren musste, der Wertverlust war natürlich bereits vorher da). Die musst Du aber nur realisieren, wenn Du keine Anschlussfinanzierung hast. Denn bei Halten bis Fälligkeit hast Du ja den Nennwert der Treasuries sicher.

Insofern ein klassischer bank run im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Die Fed hätte, wenn sie gewollt hätte, eingreifen können, denn die Substanz war da (so es da nicht noch anderswo Lücken gab). Die Bewertungsverluste bei den Treasuries gehen gegen Null, wenn Du in Richtung ihrer Maturity gehst. Reine Frage der Fristentransformation/des Liquiditätsmanagements.

Die Märkte suchen jetzt ein bisschen nach anderen Finanzinstituten, die große Menge Treasuries mit nicht bilanzierten Bewertungsverlusten haben. Denn letztendlich sind Treasuries so etwas wie "sekundäre" Reserven, weil sie hochliquide sind. Aber um sie für kurzfrisitgen Liquiditätsbedarf einsetzen zu können, solltest Du sie halt wie der Markt bewerten, weil Liquidierung = Realisierung von Kapitalverlusten.

Da werden vielleicht noch ein paar kleinere/mittlereBanken hopps gehen, die bei ihren liquiden Assets zu sehr auf Treasuries gesetzt haben (die sie zu ungünstigen Zeitpunkten gekauft haben), aber ein systemisches Problem liegt nicht vor. Der Rest des Bankensystems ist groß genug, um die Lücke zu füllen, die durch den Abgang von SVB (und Signature) entstanden ist. Und die Fed kann guten Gewissens as lender of last resort dienen, wenn die Banken (im Gegensatz etwa zu Signature) abgesehen von Treasury-Holdings vernünftig aufgestellt sind.

Ich habe keinen Vorschlag in Flucht unterbreitet, ich wollte wissen, was DU vorschlägst? ;)
Du hast Gold vorgeschlagen, eine klassisches Vehikel zur "Flucht in die Sicherheit" in Krisenzeiten. Ich habe erwidert, dass es keine Finanzkrise gibt mMn.
 

Micha1976

Erfahrenes Mitglied
09.07.2012
4.586
2.603
Meine Familie drüben hat nur dieses eine Thema;
Scheint eine eher singuläre Beobachtung zu sein. Ich habe am Wochenende mit diversen Freunden telefoniert, die in Kalifornien oder anderen Teilen der USA leben. Man hat es zur Kenntnis genommen, viel mehr aber auch nicht.
 

ThoPBe

Erfahrenes Mitglied
16.09.2018
2.360
2.314
Scheint eine eher singuläre Beobachtung zu sein. Ich habe am Wochenende mit diversen Freunden telefoniert, die in Kalifornien oder anderen Teilen der USA leben. Man hat es zur Kenntnis genommen, viel mehr aber auch nicht.
Das liest sich in der lokalen (US) und jetzt internationalen Presse anders, da fallen auch schon wieder die Dominosteine. Und mein US-Teil der Familie ist schon ziemlich gut informiert; den russischen und israelischen Teil interessiert das aktuell auch weniger :)

Vielleicht interessiert deine Freunde das Thema einfach nicht, weil nicht involviert?
 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.489
Das liest sich in der lokalen (US) und jetzt internationalen Presse anders, da fallen auch schon wieder die Dominosteine. Und mein US-Teil der Familie ist schon ziemlich gut informiert; den russischen und israelischen Teil interessiert das aktuell auch weniger :)
Die Leute im New Tech Sektor sind hier sehr laut.

Ich muss einigen von ihnen eine gewisse Scheinheiligkeit vorwerfen. Die waren alle äußerst liberal (libertär), haben gesagt, es ist wichtig, dass wir frei sind in unseren Ideen, dass wir ungestört vom Staat die besten Lösungen für die Zukunft finden blah blah blah. Relativ moderate regulatorische Eingriffe wie z.B. bei den Cryptos (die durchaus systemische Relevanz haben könnten) als kontraproduktiv abgekanzelt.

Nun aber, wo der freie Fluss von Venture Capital in der Branche ins Stocken zu Drohen gerät, werden viele plötzlich zu Sozis und fordern staatliche Hilfe.

Lächerlich! Es gibt genug nicht auf Tech spezialisierte große Hedge Fonds und Banken, die über massig dry powder verfügen und auch nach Wegfall von ein paar Playern wie SVB Kapital zur Verfügung stellen können (wo es sich rechnet).
 

Micha1976

Erfahrenes Mitglied
09.07.2012
4.586
2.603
Das liest sich in der lokalen (US) und jetzt internationalen Presse anders, da fallen auch schon wieder die Dominosteine

Die Artikel, die ich heute morgen in der NYT gesehen habe waren nicht unbedingt in Richtung "fallender Dominosteine". In der deutschen Panik-Presse mag es natürlich anders aussehen.
 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.489
Der bekannte Harvard-Ökonom Greg Mankiw liefert eine Kuzeinschätzung zur SVB-Pleite und ihren Implikationen in fünf Thesen. Ich stimme allen fünf zu. Link:

 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.041
3.393
DTM

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
8.005
5.859
Das was wir aktuell sehen ist ein Sturm im Wasserglas im Vergleich zu 2008. Damals hätte es das System zwei Mal beinahe zerrissen (wurde von offizieller Seite im Nachhinein bestätigt).
Davon sind wir hier derzeit meilenweit entfernt. Manche Institute wackeln doch nur weil jetzt jeder den nächsten Laden mit maroder Risikoabsicherung finden und shorten will. Ein paar wenige, kleine Banken kann es dabei auch noch erwischen. Dann kommt der eine oder andere short squeeze und dann haben die Leerverkäufer auch schon keinen Bock mehr. Das ist mehr Psychologie und business as usual als alles andere.
 

knusper

Erfahrenes Mitglied
27.02.2019
404
338
Neben Crédit Suisse gehören die französischen Société Générale, BNP Paribas, die italienischev Monte dei Paschi und UniCredit zu den Banken, deren Aktien der Pan-European Stoxx-Index an diesem Mittwoch inmitten einer massiven Verkaufswelle aussetzte.

 

xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
3.779
972
KUL (bye bye HAM)
Naja, die CS bekommt jetzt eine Kapitalspritze der SNB und gut isses. Die CDS Raten fuer CS Papiere waren schon vorher deutlich ueber dem Schnitt, das lag aber weniger an der SVB, deren Investment in Staatsanleihen, sondern daran das das Geschaeft nicht gut lief und das aufgrund von internen, fachlichen Problemen. Der Rest der Banken bekommt Druck ab, weil professionelle Anleger auf den naechsten Big Short hoffen.
 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.489
Erstmal geht's um einen Kredit, also Geld das irgendwann zurückgegeben werden muss.
Da muss ich tripleseven777 ausnahmsweise jedoch Recht geben. Es sind Kredite, die außer der SNB momentan vermutlich niemand mehr vergeben würde. Und zurückgezahlt werden müssen sie halt nur, wenn CS keine Insolvenz erklärt.

Ich sehe immer noch nicht die große Gefahr einer Wiederholung von 2008. Die Probleme bei der CS sind seit vielen Monaten bekannt. Das Timing ist natürlich trotzdem unglücklich.

Ich bleibe vorerst bei meiner Einschätzung aus den Vorposts, allerdings sind die Anzeichen von Lücken in der Aufsicht von SVB, wie sie gerade durch die Presse gehen, natürlich ebenfalls keine schöne Sache.
 
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Reaktionen: longhaulgiant

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.489
Die sehe ich auch nicht und deswegen habe ich - meines Empfindens nach zu Recht - darauf hingewiesen, dass bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgegangen werden muss, dass die Betroffenen an Lösungen arbeiten und Kredite zurückzahlen werden.
Davon wird bei der Vergabe von Krediten nie ausgegangen, bzw., wenn in der Vergangenheit davon ausgegangen wurde, folgte i.d.R. ein volkswirtschaftliches Desaster (vgl. das "originate-to-distribute" Kreditvergabemodell in den Nuller Jahren bis etwas 2007 oder 2008).

Wenn die SNB also einen Kredit vergibt, weil die Privatwirtschaft nicht mehr dazu bereit war (letzteres hätte die CS natürlich bevorzugt - ein Zentralbank- oder Staatskredit hat natürlich ein gewisses Stigma, das eine Marktfinanzierung nicht hat), ist zu fragen, ob das im Interesse der Steuerzahler ist.

Im Falle der CS ist es statisch zweifellos im Sinne der Steuerzahler (denn ein Kollaps der hochgradig systemrelevanten CS wäre für die Schweiz als auch ganz Europa desaströs). Dynamisch ist halt zu fragen, ob Banker und ihre Kapitalgeber nicht immer noch zu waghalsig sind auf Kosten der Steuerzahler, weil in der Not die Zentralbank aushilft (wurde in der Fachpresse auch als der sog. "Greenspan put" bekannt).

Ich will das im Falle der CS hier gar nicht abschließend beurteilen. Ich sag nur soviel: Ein bisschen Pech aufgrund der Entwicklung in Kalifornien war sicher dabei. Dennoch ist es krass, dass trotz der großen Reformen der Finanzmarktregulierung in Folge der Finanzkrise ab 2007 eventuell immer noch nicht hart genug reguliert wird.

tl;dr Ich denke und hoffe, eine neue Finanzkrise kann vermieden werden. Es mehren sich aber die Anzeichen, dass die bereits verschärfte Regulierung von Banken und anderen Finanzinstituten nochmals auf den Prüfstand gestellt werden muss.
 

ThoPBe

Erfahrenes Mitglied
16.09.2018
2.360
2.314
 

Micha1976

Erfahrenes Mitglied
09.07.2012
4.586
2.603
Fuest kann ja seinem ex-Chef Sinn nicht widersprechen. Wenn man bei n-tv mal weiterklickt findet man auch eine komplett gegenteilige Meinung.

 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.489
Die IFO-Chefs sorgen schon seit vielen Jahren für Heiterkeit unter Fachleuten, wobei der Sinn allerdings erheblich weniger bei Sinnen war bzw. ist als der Fuest.

Ich mein, gut, in deren Haut möchte ich nicht stecken, als Wirtschaftsweiser oder IFO-Präsident musst du dich halt zu allen wirtschaftlichen Fragen äußern, nicht nur zu deinen Fachgebieten. Fuest ist ja eigentlich ein Experte zur Besteuerung der Produktionsfaktoren. Er ist vermutlich ein hervorragender Mikroökonom, der sich gut mit Arbeitsmarktökonomik, Mikroökonometrie, Trade usw. auskennt. Als IFO-Chef äußert er sich dann aber zu Wirtschaftspolitik während der C19-Pandemie, Brexit, Finanzkrisen oder Energiepolitik während der Ukrainekrise...

Trotzdem halte ich es für ziemlichen Blödsinn zu behaupten, dass jetzt die Dominosteine rollen oder eine große Finanzkrise droht.

Die EZB hat meiner Sichtweise in gewisser Hinsicht gerade zugestimmt und den Leitzins um satte 50bp erhöht.
 
Zuletzt bearbeitet:

knusper

Erfahrenes Mitglied
27.02.2019
404
338
Die First Republic Bank wird jetzt von einem durch die Regierung initiierten Zusammenschluss anderen Banken mit $30 Billion unterstützt.

Der MOVE Index ist auf dem Level von Dezember 2008. Bin gespannt wie es weitergeht. Erfahrungsgemäß passiert, wenn überhaupt, dann wieder morgen Abend irgendwas. Pünktlich zum Wochenende. :D
 

mf_2

Erfahrenes Mitglied
26.02.2016
1.823
3.428
STR
Die First Republic Bank wird jetzt von einem durch die Regierung initiierten Zusammenschluss anderen Banken mit $30 Billion unterstützt.

Der MOVE Index ist auf dem Level von Dezember 2008. Bin gespannt wie es weitergeht. Erfahrungsgemäß passiert, wenn überhaupt, dann wieder morgen Abend irgendwas. Pünktlich zum Wochenende. :D
Billion im englischen Wortlaut (was dann in der deutschen Sprache Milliarden sind) oder deutsche Billionen? Der Text ist ja deutsch, aber der Part „$30 billion“ darin klingt wiederum englisch.
 
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