Rein logisch macht es ja auch nur Sinn, es nicht in EU und Drittstaaten zu unterteilen, sondern wirklich nach konkreten Fallzahlen. Wenn in Lesotho bspw. kaum bis gar keine Fälle existieren, in Italien allerdings über der kritischen Marke, dann muss die Bewertung dementsprechend ausfallen.
Es gibt neben den konkreten Fallzahlen ja auch immer noch total intransparente "qualitative Kriterien", mit denen das Auswärtige Amt ein Land unabhängig von allen statistischen Kennzahlen zum Risikogebiet erklären kann. Wäre interessant, ob man hier auf dem gerichtlichen Wege oder über das Informationsfreiheitsgesetz Akteneinsicht erhalten könnte, um die Begründungen für solche Entscheidungen zu erfahren. Offiziell basiert das ja alles auf der Berichterstattung der Auslandsvertretungen, aber ich möchte nicht ausschließen, dass hier vielleicht auch eine Art "racial profiling" auf Staatenebene stattfindet und manche Staaten eher per Ministerdekret als faktenbasierter Analyse auf der Liste landen (bzw. es nicht wieder von der Liste runter schaffen, egal wie gut sich die Zahlen entwickeln).
Ein kurzer Blick auf Subsahara-Afrika zeigt, dass dort lediglich Ruanda, Uganda und Botswana keine Risikogebiete sind. Wenn man die 7-Tages-Inzidenzen dieser Länder mit Südafrika und Kenia vergleicht und zusätzlich die Anzahl der Tests pro 1 Mio. Einwohner als Kriterium dafür nimmt, wie zuverlässig die Zahlen der Neuinfektionen in einem Land sind, ergibt sich folgendes Bild:
Botswana (kein Risikogebiet)
7-Tage-Inzidenz: ca. 30,8 Neuinfektionen / 100.000 Einwohner
Durchgeführte Tests (gesamt): 66.078 Tests / 1 Mio. Einwohner
Südafrika (Risikogebiet)
7-Tage-Inzidenz: ca. 18,9 Neuinfektionen / 100.000 Einwohner
Durchgeführte Tests (gesamt): 67.676 Tests / 1 Mio. Einwohner
Kenia (Risikogebiet)
7-Tage-Inzidenz: ca. 1,9 Neuinfektionen / 100.000 Einwohner
Durchgeführte Tests (gesamt): 9.348 Tests / 1 Mio. Einwohner
Uganda (kein Risikogebiet)
7-Tage-Inzidenz: ca. 3,3 Neuinfektionen / 100.000 Einwohner
Durchgeführte Tests (gesamt): 9.652 Tests / 1 Mio. Einwohner
Ruanda (kein Risikogebiet)
7-Tage-Inzidenz: ca. 1 Neuinfektion / 100.000 Einwohner
Durchgeführte Tests (gesamt): 36.410 Tests / 1 Mio. Einwohner
Quelle:
https://www.worldometers.info/coronavirus/
Ruanda ist hier glaube ich unstrittig sehr gut unterwegs mit einer extrem niedrigen 7-Tage-Inzidenz trotz vergleichsweise hoher Anzahl an Tests.
Südafrika hingegen ist ein Risikogebiet, obwohl es mit quasi gleich viel Tests pro 1 Mio. Einwohner deutlich weniger Neuinfektionen hat als der Nicht-Risikogebiet Botswana.
Gleiches gilt für Kenia und Uganda, wo ebenfalls quasi gleich viel getestet wird, das Risikogebiet Kenia aber besser dasteht als das Nicht-Risikogebet Uganda.
Für mich rein anhand der öffentlich verfügbaren Zahlen nicht wirklich nachvollziehbar. Klar, bei Südafrika könnte man noch mit der vergleichsweise hohen Mortalitätsrate von 268 Toten / 1 Mio. Einwohner argumentieren, was etwas mehr als doppelt soviel wie in Deutschland ist. Aber so etwas sollte höchstens für eine Reisewarnung relevant sein (wegen potentiell schlechter Gesundheitsversorgung bei Covid-19-Infektion), nicht für eine Test- und/oder Quarantänepflicht.