Wir stimmen in sofern überein, dass die Aktie momentan zu hoch bewertet ist, allerdings aus sehr unterschiedlichen Gründen. Tesla ist kein Dividendentitel und Deine Bewertungskriterien mögen für Chemieunternehmen und Versicherungen völlig passend sein, nicht aber für eine IT-Firma, die eine Autokarosserie um die CPUs baut und aufgrund der Wettbewerbssituation gewissen Notwendigkeiten bezüglich Innovation und Skaleneffekten unterworfen ist.
Bei einer Firma, die sich momentan in einer Phase extremer Expansion befindet und deren Produkte trotzt permanenter Preissteigerungen immer noch starke Nachfrage erzeugen, macht es überhaupt keinen Sinn, den Unternehmensgewinn bzw. -verlust auf Produktionszahlen runterzubrechen. Die von Dir gepostete leicht tendenziöse Grafik von Seekingalpha hat den gleichen Wert wie viele andere Analysen auf deren Webseite. Dort geht es ausschließlich darum, zu polarisieren. Ich sehe die Verlust-pro-Auto-Kurve immer genau dann, wenn versucht wird, einer großen Anzahl an Investoren latente Irrationalität zu unterstellen.
Amazon wird ja auch bis heute vorgeworfen, dass sie von Anfang an keine Rücksicht auf die Umsatzrendite genommen haben. Und ex post betrachtet war es eine völlig richtige Strategie. Tesla wird in absehbarer Zeit weder von der Bildfläche verschwinden noch sonstwie insolvent gehen, denn sie hatten bisher keine größeren Probleme in der Refinanzierung, die letzten Kapitalmaßnahmen liefen sogar ziemlich gut.
Der aktuelle Aktienkurs setzt voraus, dass die M3 Einführung ziemlich glatt verläuft und sehr zeitnah beginnt, was ich aufgrund der bisherigen Erfahrungen eher bezweifeln würde. Und in erster Linie deswegen halte ich das aktuelle Kursniveau für überbewertet. Ich glaube aber auf der anderen Seite auch, dass Musk die Schwierigkeiten deutlich schneller hinbekommen wird, als seine Wettbewerber das tun würden.