Heimlich Homeoffice in Asien. Fragen..

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Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
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MUC
Ich beabsichtige im Dezember zu meiner Familie nach Thailand zu fahren, und dort dann für 3 Monate (mit 90 Tage Visum) zu "überwintern". Dem Arbeitgeber werde ich nichts darüber erzählen. Ich betrachte das als Notlüge, aber nicht als schwere Verfehlung gegen den Arbeitsvertrag. Wenn der Arbeitgeber das herausbekommt, was ich natürlich zu verhindern versuchen werde, wäre ich mit einer Abmahnung einverstanden - nicht aber mit einer Kündigung!

Eine Notlüge würde ich das vorsätzliche Überwintern in Thailand unter Vorspiegelung der Tatsache, dass Du Dich in Österreich aufhältst, nicht bewerten. Inwiefern Dein Arbeitgeber oder das Arbeitsrecht hier die Voraussetzungen für eine arbeitgeberseitige (fristlose) Kündigung ohne vorherige Abmahnung erfüllt sieht, mag ich nicht beurteilen. Dies hängt auch sicherlich von den konkreten Passagen im Arbeitsvertrag und der Betriebsvereinbarung zur Remote-Arbeit ab.

Wenn sich immer alle 100%-ig an Arbeitsverträge und gesetzliche Vorschriften halten würden, hätte ich schon des Öfteren nicht länger als 10 Std. pro Tag arbeiten dürfen (-> Arbeitszeitgesetz).

Whataboutism schützt einen selten vor den Konsequenzen des eigenen Handelns.

Da ich aber gegenüber dem Arbeitgeber und meinen Kollegen loyal bin, denke ich, wird der Arbeitgeber damit leben können und müssen, dass ich ihm nicht alles erzähle.

Das musst Du bewerten, wie Dein Verhältnis zu Deinem Arbeitgeber und insbesondere Deiner Führungskraft ist. Ggf. kann es ja auch eine Lösung sein, inoffiziell mit der direkten Führungskraft Deinen längeren Auslandsaufenthalt abzustimmen. Damit bekommst Du dann auch ein Gefühl, wie wichtig Du dem Unternehmen und Deiner Führungskraft bist.

Das gelebte Arbeitsleben unterscheidet sich massiv von der Realität, und wer der Meinung ist, man kann einen erfahrenen IT'ler, wegen einer Notlüge vor die Tür setzen, der wird sehr schnell feststellen, dass ein Ersatz in der aktuellen Situation extrem schwer zu finden sein wird.

Ich als Führungskraft warte mitunter nur auf eine Verfehlung eines Mitarbeiters, den ich ohnehin gerne loswerden möchte, dies aber aufgrund der Gesetzgebung nicht ohne Weiteres kann. Insofern hängt wirklich viel davon ab, wie Deine direkte Führungskraft über Dich denkt. Wenn Du ein wertvoller Teil des Teams bist, (sehr) gute Arbeit leistest und nicht leicht zu ersetzen bist, wird man Dich wegen der Auslandarbeit sicher nicht vor die Tür setzen. Wenn Du aber bisher mit Deiner Arbeit nicht wirklich geglänzt hast und Dein Chef Dich eigentlich gerne loswerden möchte, gibst Du ihm im Zweifelsfall nun eine Möglichkeit, dies tun zu können.

Da ich diesmal ebenfalls einfach davon ausgehe, dass mich der jetzige Arbeitgeber bei meiner Notlüge erwischt (so gut ich mich auch davor schützen werde), werde ich diese Plan B-Strategie wieder anwenden. Einfach ab Dezember ordentlich bewerben, und reichlich Hintertüren offen halten.

Dies klingt nicht danach, dass Du Dich mit Deinem aktuellen Arbeitgeber sonderlich identifizierst. Wenn das auf Gegenseitigkeit beruhen sollte, ist ein Plan B vielleicht wirklich sinnvoll.

So falle ich bei einer evtl. Kündigung weich. Vielleicht kann ich die Angelegenheit aber auch mit einer Entschuldigung aus der Welt räumen. Ein guter Arbeitgeber kann auch mal ein Auge zudrücken, oder?

Du kannst Dir offenbar einen Arbeitgeberwechsel gut vorstellen, aber Dein jetziger Arbeitgeber soll Dir einen Verstoß gegen die (sehr wahrscheinlich) geltenden Regeln durchgehen lassen?

Einen 100% Remote-Vertrag habe ich zwar (Arbeitgeber in DE / Wohnung in AT) - aber eben mit der Einschränkung, dass ich mich am gemeldeten Wohnort aufhalten muss, wenn ich arbeite. Ich empfinde das als zu weitgehend.

Wenn Du das als zu weitgehend empfindest, hättest Du den Vertrag nicht unterschreiben sollen. Das was im Vertrag steht, gilt. Wenn Du dies vorsätzlich brichst, sehe ich durchaus eine gute Chance, dass man Dich fristlos ohne vorherige Abmahnung kündigen kann.

Mal abgesehen von Strom- und Internetausfällen, die es auch in AT geben kann, gilt meine Hauptsorge 3 Dingen:
1. Erkennung des Verbindungs-Standortes (TH, statt AT)

Sofern Du kein zusätzliches VPN nutzt, was technisch, wie von mir in einem vorherigen Post beschrieben, wahrscheinlich gar nicht funktioniert, wird Dich Dein Arbeitgeber, wenn er einen Verdacht hat, leicht identifizieren können. Mit einer thailändischen IP-Adresse auf das Netz Deines Arbeitgebers zuzugreifen, kann kritisch sein. Tatsächlich dürften aber die wenigsten Arbeitgeber derartige Auswertungen und Analysen machen. Das Risiko sehe ich daher eher gering.

2. Plötzlicher Mobilanruf des Vorgesetzten (kommt selten vor, kann aber sein)

Mit Voice-over-WiFi bzw. WiFi-Calling kannst Du ohne Roaming-Gebühren mit Deiner deutschen bzw. österreichischen Nummer in einem WLAN egal wo auf der Welt telefonieren. Man hört auch als Anrufer die deutschen Ansagen und Ruftöne. Wichtig ist, dass Du Dich nicht in das thailändische Mobilfunknetz mit Deiner europäischen Karte einbuchst. Das Handy am besten im Flugmodus lassen und nur mit dem WiFi verbinden.

Voice-over-WiFi wird meines Wissens allerdings gerade von den österreichischen Netzbetreibern nicht weltweit unterstützt. Hier könnte ggf. eine neue SIM-Karte, die das unterstützt, hilfreich sein. Alternativ Satellite-App installieren und die Sattelite-Rufnummer als neue Handynummer kommunizieren.

3. Auffällige Hintergrundgeräusche (Thailand am Abend : Millionen von lauten Zikaden machen einen Höllenlärm !!)

Gute Kopfhörer filtern Hintergrundgeräusche relativ zuverlässig raus.

Lösungsansätze:
zu 1. Einsatz eines VPN (aktueller Favorit: hide.me VPN)

Wie gesagt, das muss nicht funktionieren, abhängig davon, welches VPN Dein Arbeitgeber einsetzt.

zu 2. ...kriegt man das wirklich mit, wenn die Rufnummer erreichbar bleibt, ob sich der Mitarbeiter außerhalb der EU aufhält...(Roaminggebühren auch für den Anrufer) ?

Nein, keine Roaminggebühren für den Anrufer, aber wenn Du gerade nicht erreichbar bist (Funkloch oder kurzzeitige Netzstörung) kann es passieren, dass der Anrufer eine thailändische Ansage bekommt. Auch wird der Rufaufbau deutlich länger dauern und der Klingelton anders klingen. Lösung wäre (siehe oben) Wifi-Calling.

zu 3. ich habe mir ein sehr gutes Headset zugelegt, mit konfigurierbarem Voice-Gate, und Nierencharakteristik-Mikrofon (reduziert Umgebungsgeräusche regelbar)

Perfekt!

Da wir alle 2 Wochen ein Scrum-Review haben, mit Key-Stakeholdern (Chef + Abteilungsleitung) wird das eine hakelige Geschichte - aber : wer immer nur auf der sicheren Spur bleiben will, lebt nicht wirklich, oder fahrt ihr alle immer ganz brav mit 50 durch die Innenstadt ? 🥴 Aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation hält sich das Risiko in Grenzen. Vor 20 Jahren (zu Zeiten der dot.com Krise) hätte ich das jedenfalls nicht gewagt!

Moralisch finde ich Dein Vorhaben nicht kritisch. Technisch ist ein Risiko vorhanden, dass man Dich enttarnen könnte, aber realistisch sehe ich das nicht. Nichtsdestotrotz würde ich mich auf den Worst-Case einer fristlosen Kündigung vorbereiten. Viel Erfolg und schönen Urlaub!

Von Anfang November bis Anfang Dezember diesen Jahres werde ich übrigens auch in Thailand sein. Vielleicht läuft man sich über den Weg. :)
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
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Voice-over-WiFi wird meines Wissens allerdings gerade von den österreichischen Netzbetreibern nicht weltweit unterstützt. Hier könnte ggf. eine neue SIM-Karte, die das unterstützt, hilfreich sein. Alternativ Satellite-App installieren und die Sattelite-Rufnummer als neue Handynummer kommunizieren.
Als kleine Ergänzung noch dass es auch in den Niederlanden zwar grundsätzlich VoWiFi gibt, aber eben nicht im Ausland (alle nicht-niederländische IP-Adressen sind blockiert), d.h. die Vorteile wie 'Anrufen wie zu Hause' gibt es nicht (nicht auf KPN, nicht auf Vodafone, nicht auf T-Mobile und alle Submarken und MVNOs die auch WoWiFi können). Müsste mal probieren, wie es mit VPN aussieht (aber was juckt es, wenn man eigentlich nur für die Arbeit oder per WhatsApp telefoniert).

Es dauert dann auch nicht lange bis es klingt, @Nitus? Oft merke ich schon daran dass Kollegen im Ausland sind, dann exotischer Rufton und danach dann natürlich die schlechtere Sprachqualität weil es meist kein HD Voice gibt.
 

Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
6.082
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MUC
Als kleine Ergänzung noch dass es auch in den Niederlanden zwar grundsätzlich VoWiFi gibt, aber eben nicht im Ausland (alle nicht-niederländische IP-Adressen sind blockiert), d.h. die Vorteile wie 'Anrufen wie zu Hause' gibt es nicht (nicht auf KPN, nicht auf Vodafone, nicht auf T-Mobile und alle Submarken und MVNOs die auch WoWiFi können). Müsste mal probieren, wie es mit VPN aussieht (aber was juckt es, wenn man eigentlich nur für die Arbeit oder per WhatsApp telefoniert).

Das sieht in Deutschland dann besser aus. Mit meiner o2-SIM-Karte konnte ich u.a. schon aus Thailand, Costa Rica, Jordanien, den USA und im Flugzeug kostenfrei über WLAN nach Deutschland telefonieren und angerufen werden. Berichten nach soll es zumindest mit einer deutschen Telekom-SIM ähnlich gut funktionieren.

Es dauert dann auch nicht lange bis es klingt, @Nitus? Oft merke ich schon daran dass Kollegen im Ausland sind, dann exotischer Rufton und danach dann natürlich die schlechtere Sprachqualität weil es meist kein HD Voice gibt.

Korrekt, die Weiterleitung in das Zielland übernimmt der heimische Mobilfunkanbieter. Und der will Kosten sparen und nutzt dann irgendwelche Billigcarrier, um den Call durch die Welt zu schicken. Wird mit VoLTE-Roaming Alles besser. Bis dahin ist VoWiFi aber die beste Lösung.
 
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Valentino

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19.08.2023
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Nur so aus Neugier, ist das gelebte Arbeitsleben nicht die Realität?
Sorry, das war natürlich quatsch von mir :doh:...ich meinte eher, dass das gelebte Arbeitsleben anders aussieht, als ein trockener, theoretischer Vertrag, der einseitig vom Arbeitgeber diktiert wird. In der Regel schiebt der Arbeitgeber einem Aspiranten den vorgefertigten Standard-Vertrag vor die Nase.Das einzige, was der Arbeitgeber zugunsten des Mitarbeiters einträgt, ist die Arbeitszeit, und das Gehalt, weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist. Ansonsten stehen im AV nur massenweise Pflichten des AN drin. Würde sich wirklich jeder im Detail daran halten müssen, wäre praktisch fast jeder AN zu jedem Zeitpunkt kündbar. Deshalb haben Gerichte auch (über entsprechende Urteile) Regeln festgelegt, an was der AN tatsächlich gebunden ist.Eine Vielzahl an Regelungen ist in jedem Arbeitsvertrag nichtig. Das führt aber keineswegs dazu, dass die Arbeitgeber endlich dazu übergehen, rechtskonforme Arbeitsverträge zu verwenden. Solange der AN nicht weiß, an welche Regeln er/sie tatsächlich gebunden ist, lassen sich AN's eben hervorragend ausbeuten...
 
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thbe

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27.06.2013
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Sorry, das war natürlich quatsch von mir :doh:...ich meinte eher, dass das gelebte Arbeitsleben anders aussieht, als ein trockener, theoretischer Vertrag, der einseitig vom Arbeitgeber diktiert wird. In der Regel schiebt der Arbeitgeber einem Aspiranten den vorgefertigten Standard-Vertrag vor die Nase.Das einzige, was der Arbeitgeber zugunsten des Mitarbeiters einträgt, ist die Arbeitszeit, und das Gehalt, weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist. Ansonsten stehen im AV nur massenweise Pflichten des AN drin. Würde sich wirklich jeder im Detail daran halten müssen, wäre praktisch fast jeder AN zu jedem Zeitpunkt kündbar. Deshalb haben Gerichte auch (über entsprechende Urteile) Regeln festgelegt, a was der AN tatsächlich gebunden ist.Eine Vielzahl an Regelungen ist in jedem Arbeitsvertrag nichtig. Das führt aber keineswegs dazu, dass die Arbeitgeber endlich dazu übergehen, rechtskonforme Arbeitsverträge zu verwenden. Solange der AN nicht weiß, an welche Regeln er/sie tatsächlich gebunden ist, lassen sich AN's eben hervorragend ausbeuten...
Die mir bekannten Arbeitsverträge sind genau umgekehrt. Es werden die Rechte des AN geregelt und als Pflicht die Arbeitszeit und Datenschutz sowie vielleicht noch das Ausmaß an Dienstreisen vereinbart.

Ich würde es als AG solange “kenntnislos” ignorieren, was Du planst, wie Deine Arbeit nicht Kunden betrifft, bei denen vertragliche Vereinbarungen oder gesetzliche Regelungen das Arbeiten aus Staaten wie Thailand verbieten. Das fängt mit Verträgen zur Auftragsverarbeitung an und geht bis zur Vorgaben zum Geheimschutz. Da solltest Du Dich nochmal vergewissern, dass dies nicht der Fall ist, denn sonst könnte es “teurer” werden als nur eine Kündigung.
 

Nitus

Erfahrenes Mitglied
04.04.2013
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MUC
Eine Vielzahl an Regelungen ist in jedem Arbeitsvertrag nichtig.

Eine Vielzahl in jedem Arbeitsvertrag? Ich bekomme das Gefühl, dass Du entweder bisher an die falschen Arbeitgeber geraten bist oder Dir Deine eigene Vertragsbrüchigkeit in Bezug auf den Tätigkeitsort aktuell schönreden möchtest.

Hast Du vielleicht ein paar Beispiele, welche Vielzahl von Regelungen in jedem Arbeitsvertrag gerichtlich kassiert wurden?
 

doc7austin2

Erfahrenes Mitglied
10.03.2021
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Wie gesagt: die größte Gefahr, dass so ein "Thailand-Urlaub" auffliegt, ist der Umstand,
- dass man doch Bilder und Videos auf Social Media veröffentlicht;
- dem falschen Kollegen dann doch was vom Aufenthalt erzählt;
 

Valentino

Neues Mitglied
19.08.2023
22
15
@Nitus:
Ich bin gerade in Deinem Post mit Deiner ersten Thailand-Reise versunken, und ...und tja, was soll ich sagen..!? Eigentlich wollte ich nur mal kurz rein schnüffeln, aber kam dann nicht mehr davon los, und musste dann alles lesen ;) Wenn ich das jetzt alles kommentieren wollte, wäre die Woche um...da waren so viele Sachen dabei, die mich sehr beeindruckt haben. Eine wirkliche hammergute, und auch persönliche Liebeserklärung an Thailand. Ja, mich hat es auch erwischt...ich bin das erste Mal 2012 drüben gewesen, und - um es kurz zu halten: das ist der Ort, den ich mein Leben lang gesucht habe.

Wenn Du von November

Wenn ich mehr Zeit und Motivation hätte, würde ich auch gerne mal einen solch tollen und interessanten Bericht über meine verrückten Anfangserfahrungen in TH verfassen, aber irgendwie halten mich gerade intensiv-technische Themen gefangen (s.o.). Übrigens: Deinen Tipp mit dem persönlichen und offenen Gespräch zu meiner Vorgesetzten habe ich heute auch ernsthaft ins Auge gefasst. Das wäre im Erfolgsfall die beste Lösung - ohne Angst im Nacken, denn ich finde die aktuelle Firma, eigentlich gar nicht sooo schlecht. Aber es zieht mich natürlich auch zu meiner Familie. Eine denkbare Lösung wäre, dass ich mit meiner Abteilungsleiterin darüber spreche. Immerhin sind 90 Tage vertretbar, und das Unternehmen benötigt mich, da ich mit einer speziellen Software arbeite, für die es nur einen sehr engen Markt an Entwicklern gibt. Ich glaube, sie würde es sich ernsthaft überlegen. Zumindest könnte man einen Versuchsballon starten, mit der Einschränkung, dass wenn es nicht funktioniert, ein sofortiger Abbruch durchgeführt wird.

Jedenfalls steht fest, dass ich nach Ablauf von 4 Jahren - wenn mein befristeter Mietvertrag ausläuft - definitiv nach Thailand gehe. Dann aber für immer - idealerweise als Freelancer. Das heißt, ewig werde ich für meine aktuelle Firma ohnehin nicht mehr arbeiten, so gerne ich es auch tun würde. Das deutsche (und auch das österr.) Arbeits-, Steuer- und Sozialversicherungsrecht läßt es einfach nicht zu, dass man als Fest-Angestellter dauerhaft im Ausland arbeitet. Das ist für den Arbeitgeber ein solch bürokratischer Wahnsinns-Aufwand, dass ich die Vorbehalte der deutschen Arbeitgeber gegen HO in Drittstaaten, durchaus nachvollziehen kann. Dazu kommen dann noch die unendlich komplexen Vorschriften für Arbeitsvisa im Drittstaat. Für einen deutschen Arbeitgeber ist es beispielsweise de facto nur möglich, einen Arbeitnehmer legal nach TH kurzzeitig zu "entsenden", wenn der Arbeitgeber dort eine Niederlassung hat (Betriebsstätte), oder von einem thailändischen Kooperationspartner eingeladen wird. Es gibt zwar neue LTR Visa in TH, aber die sind auch wieder von komplexen Vorschriften umgeben. Und so ist das in anderen Ländern auch. Deshalb untersagen die Arbeitgeber auch fast immer Remote aus einem Drittstaat.- auch bei kurzzeitigem Aufenthalt (unterhalb der "183-Tage Regel")

Sämtliche internationale Gesetzgeber haben den Fortschritt unserer Arbeitswelt verschlafen. Das gilt für TH genauso, wie für DE oder AT. Das sieht man an der aktuellen verzweifelten Debatte in AT und DE, ausländische Fachkräfte mit vermeintlich erleichterten Einreisebedingungen anzulocken. Im Endeffekt wird der Fachkräftemangel (glücklicherweise) weiter gehen, und sich in Richtung internationaler Agenturen, bzw. Freelancer entwickeln. Die Pandemie hätte hier durchaus das Potential gehabt, dass man aus der Situation eine Lehre zieht. Statt dessen haben Staat und Arbeitgeber nurmehr darauf gewartet, dass sich die Pandemie-Situation entspannt - und das ist auch der Grund, warum jetzt wieder sämtliche IT'ler vom HO ins Büro zurück gepfiffen werden. Viele Arbeitnehmer sträuben sich aber dagegen, und suchen sich kleinere Firmen, die mit der Materie kulanter umgehen. Die kleineren Firmen haben nämlich erkannt, dass im Remote, eine Chance liegt, günstig an gute und loyale Mitarbeiter zu kommen. Viele, die aber jetzt per Remote arbeiten, sehen keinen Sinn mehr darin, sich in europäischen Ländern aufzuhalten. Das hat viele Gründe: Energiekrise, Krieg, Inflation, kaltes Klima, etc. Das führt zur vermehrten Verbreitung von "Workation". Wir sind hier nicht die einzigen, die das Thema umher treibt.

Ich habe übrigens gerade einen interessanten Post bei "Frag-einen-Anwalt.de" gelesen, wo ein Rechtsanwalt auch meiner Meinung ist, dass ein heimliches kurzfristiges HO-Arbeiten im Ausland nur eine Verfehlung darstellt, also kein Grund für eine fristlose Kündigung ist, sondern bei Einsicht des Mitarbeiters, nur eine Abmahnung rechtfertigt. Wir wir aber gelernt haben, ist auf hoher See und vor Gericht alles möglich. Tatsache ist, dass uns schon sehr bald die ersten Gerichtsurteile in dieser Hinsicht um die Ohren fliegen werden. Was jedenfalls in meinem Fall sehr bedenklich ist, ist die Tatsache, dass ich ohne Arbeitsvisum in TH arbeiten müsste. Das kann gefährlich werden, denn wenn ein neidischer Nachbar bei der Immigration anruft, hilft nur noch die Ausrede, dass ich halt computersüchtig bin, und deswegen den ganzen Tag vor der PC-Kiste sitze :rolleyes:
 

meilenfreund

Erfahrenes Mitglied
10.03.2009
7.005
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Das alles ändert aber nichts daran, dass der beabsichtigte Aufenthalt in Thailand wohl nicht mit dem Arbeitsvertrag kompatibel ist.

Ausführungen bei "frag-einen-anwalt.de" sind aus meiner fachlichen Sicht als Jurist immer mit Vorsicht zu lesen. Der Sachverhalt wird vom Fragesteller vorgegeben. Die Frage beantwortet IIRC, wer sie sich als erster schnappt.
 

xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
4.228
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KUL (bye bye HAM)
Sollte dein AG ein Geschaeft mit thailaendischen Kunden oder internationalen Kunden mit thailaendischen Niederlassungen betreiben, dann besteht durchaus eine Gefahr ueber das Arbeitsvisum hinaus. Das thailaendische Steuerrecht hat die Besonderheit der defacto Niederlassung und ein wichtiger Indikator ist die Bereitstellung eines MItarbeiters im Land selber, sei es festangestellt in Europa oder als Freelancer. In der Realitaet sieht das sieht das so aus, das ueber die Jahre viele Inbetriebnehmer von deutschen Firmen in Thailand gestrandet sind, meistens aufgrund von diversen Bekanntschaften. Wenn diese ueber kein entsprechendes Visum verfuegen (Stichwort Visa-Run), kann der "Arbeitgeber" in Europa in Thailand auf alle Umsaetze die mit Thai-Kunden getaetigt werden steuerpflichtig sein.

Daneben liegt das groesste Risiko in der Verletzung von NDAs, wo der Speicher- und Verarbeitungsort von Daten definiert ist und Thailand nicht dazu gehoert. In der Regel sind diese Verletzungen anzeigepflichtig gegenueber der anderen Vertragspartei, somit gibt es da wenig Interpretationsspielraum.
 
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Valentino

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19.08.2023
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Eine Vielzahl in jedem Arbeitsvertrag? Ich bekomme das Gefühl, dass Du entweder bisher an die falschen Arbeitgeber geraten bist oder Dir Deine eigene Vertragsbrüchigkeit in Bezug auf den Tätigkeitsort aktuell schönreden möchtest.

Hast Du vielleicht ein paar Beispiele, welche Vielzahl von Regelungen in jedem Arbeitsvertrag gerichtlich kassiert wurden?
> Eine Vielzahl in jedem Arbeitsvertrag? Ich bekomme das Gefühl, dass Du entweder bisher an die falschen Arbeitgeber geraten bist oder Dir Deine eigene Vertragsbrüchigkeit in Bezug auf den Tätigkeitsort aktuell schönreden möchtest.

Das stelle ich mal als Polemik in den Raum, oder als Unwissenheit, oder einfach nur als unendlich viel Glück bei Arbeitgebern...oder Du hast Dir Deine Arbeitsverträge noch nicht richtig durchgelesen, oder keine Erfahrung auf dem juristischen Sektor...!? Aber frag nicht mich, sondern ruf einfach mal bei einer Arbeitnehmervertretung an (Betriebsrat, Gewerkschaft, Sozialverband). Die können Dir versichern, dass unzulässige Klauseln in Arbeitsverträgen an der Tagesordnung sind, und nahezu in jedem Arbeitsvertrag vorkommen. In der Regel entwerfen Arbeitgeber die Arbeitsverträge nicht selbst, sondern übernehmen Standard-Branchen-Verträge, die von den Arbeitgeberverbänden, und/oder den Handelskammern entworfen wurden. Die Standard-Arbeits-Verträge werden dann nur noch um individuelle Klauseln, bzw. weitere Verschärfungen, erweitert.

Und: ich werde hier gar nichts schön reden...ich werde mich aber auch nicht dazu überreden lassen, die Arbeitgeber hier als Unschuldsengel darzustellen - und schon gar nicht die deutschen Arbeitgeber, die den USA inzwischen in nichts mehr nachstehen, was die Ausbeutung angeht. Selbst das "ach-so-heilige" Bundesarbeitsgericht hat sich schon den guten Ruf dadurch vermasselt, weil es in einem peinlichen Whistleblower-Urteil gegen fundamentale Menschenrechte verstoßen hat. Die Bundesrepublik Deutschland wurde vom EGMR daraufhin zu einer Strafzahlung von 15.000 Euro verdonnert.

Ich habe schon viele naive Menschen kennen gelernt, die der Meinung waren, dass sie in "ihrem" Unternehmen gut aufgehoben und wertgeschätzt werden...bis dann eines Tages die Dornröschen-Seifenblase platzt. Kleiner Tipp von mir: einfach eine Vorlesung in BWL an der Uni besuchen, wenn es um das Thema "das ökonomische Prinzip" geht. Für die Unternehmen sind wir nur Nummern, die dazu da sind, deren Profit zu mehren. Wir werden von den Unternehmen nicht eingestellt, weil wir so tolle Menschen sind! Die Ausbeutung unserer Arbeitsleistung ist praktisch systemimmanent. Das ist keine negative Haltung zu den Unternehmen im Allgemeinen von meiner individuellen Haltung her, sondern ein zentrales Verständnis unserer Marktwirtschaft.

Man darf alles von den Unternehmen erwarten, aber Dankbarkeit oder Fairness gehören nicht dazu. Sicher gibt es kleinere Unternehmen, wo man als kleiner Angestellter mehr Wertschätzung erhält. Aber guck Dir mal Dein Überstundenkonto an...dann weißt Du warum das so ist ;-) Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Arbeitgeber im Kern alle gleich sind. Manche sind freundlich...manche mobben, dass es nur so raucht. Aber im Kern wollen alle das Gleiche...und das ist die Ausbeutung. Aber bitte nicht falsch verstehen: die Kollegen untereinander helfen sich oft aus menschlichen Motiven und sind teilweise wirklich miteinander befreundet. Natürlich gebt es auch hier Mobber - aber mit den meisten Kollegen bin ich immer gut ausgekommen. Die Arbeitgeber, also Abteilungsleiter und Führungskräfte jedoch stehen immer auf der anderen Seite, oder hast Du schon einmal gesehen, wie Löwe und Antilope zu Freunden wurden? Die einzig guten Führungskräfte sind die, die nicht mehr im Unternehmen sind, weil sie die Anweisungen der Geschäftsführung nicht mehr beachten wollten. Denn die Geschäftsführung will immer nur das Eine...und das ist die Ausbeutung der Belegschaft. Und das sind eben die, die auch die Arbeitsverträge machen. Und deswegen sind die Arbeitsverträge so, wie sie sind. Versuch mal mit einem Arbeitgeber den Arbeitsvertrag im Detail auszuhandeln *LOL*.
Die Dinge die Du aushandeln kannst, lassen sich an einer Hand abzählen, von denen "das Gehalt" wohl das wichtigste ist. Der Arbeitsvertrag ist so ziemlich das Kompromissloseste, was es überhaupt gibt. Natürlich gibt es feinste Unterschiede, aber zu 99% sehen meine Arbeitsverträge der letzten 35 Jahre alle gleich aus, und das ist bei meinen Freunden und Familie genau so.

> Hast Du vielleicht ein paar Beispiele, welche Vielzahl von Regelungen in jedem Arbeitsvertrag gerichtlich kassiert wurden?

Hier ist mal eine (unvollständige) Liste dazu:
 
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Valentino

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19.08.2023
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Das alles ändert aber nichts daran, dass der beabsichtigte Aufenthalt in Thailand wohl nicht mit dem Arbeitsvertrag kompatibel ist.

Ausführungen bei "frag-einen-anwalt.de" sind aus meiner fachlichen Sicht als Jurist immer mit Vorsicht zu lesen. Der Sachverhalt wird vom Fragesteller vorgegeben. Die Frage beantwortet IIRC, wer sie sich als erster schnappt.
Da bin ich absolut Deiner Meinung. Ich bin nur der Überzeugung, dass die Konsequenzen aus der Verfehlung - also dem Vertragsbruch - nicht so schwer wiegen, dass dies eine Kündigung rechtfertigt. Aber ich kann mich da natürlich auch irren - so wie jeder Jurist auch. Wir haben ja in Deutschland das Einzelfallprinzip, wo man diverse Urteile auch nicht immer auf andere Fälle übertragen kann. Geringfügige Abweichungen können zu völlig unterschiedlichen Urteilen führen. Es ist aber zumindest so, das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gerechnet werden darf. Und wer schon über sehr viel Erfahrung im juristischen Bereich verfügt, kann auch mit höherer Wahrscheinlichkeit richtig liegen. Aber wir werden schon sehr bald sehen, wie die Gerichte diese Verfehlung beurteilen werden.

Richtige Profis unter Juristen gibt es eigentlich nicht, denn auch nationale Gesetze werden immer wieder gekippt - sei es nun durch höchstrichterliche deutsche Instanzen, oder durch den EUGH. Selbst jahrzehntelang praktizierte Rechtsnormen werden oft verworfen. So jüngst z.B. die stillschweigende Zustimmung zu den AGB der Banken, die vom BGH 2021 verworfen wurde. Vieles von dem, was wir als legitim betrachten, wird nur deshalb noch praktiziert, weil keiner dagegen bis zum Höchstgericht geklagt hat. Ein Freund von mir ist Versicherungsjurist in höchsten Kreisen, und hat mir "versichert", dass Versicherungen in bestimmten Fällen immer nachgeben, weil das immer noch billiger ist, als wenn eine höchstrichterliche grundsätzliche Entscheidung zustande käme. So gibt es viele Dinge, die noch gar nicht wirklich geklärt sind. Das führt dann immer zu großen Überraschungen, wenn dann doch mal etwas den Sprung zu einem Höchstgericht schafft, und sich plötzlich heraus stellt, dass hunderttausende oder gar Millionen Verträge ungültig sind. Wie eben im angesprochenen Fall der unzulässigen Banken-AGB-Änderungen ;-)
 
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Valentino

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19.08.2023
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Sollte dein AG ein Geschaeft mit thailaendischen Kunden oder internationalen Kunden mit thailaendischen Niederlassungen betreiben, dann besteht durchaus eine Gefahr ueber das Arbeitsvisum hinaus. Das thailaendische Steuerrecht hat die Besonderheit der defacto Niederlassung und ein wichtiger Indikator ist die Bereitstellung eines MItarbeiters im Land selber, sei es festangestellt in Europa oder als Freelancer. In der Realitaet sieht das sieht das so aus, das ueber die Jahre viele Inbetriebnehmer von deutschen Firmen in Thailand gestrandet sind, meistens aufgrund von diversen Bekanntschaften. Wenn diese ueber kein entsprechendes Visum verfuegen (Stichwort Visa-Run), kann der "Arbeitgeber" in Europa in Thailand auf alle Umsaetze die mit Thai-Kunden getaetigt werden steuerpflichtig sein.

Daneben liegt das groesste Risiko in der Verletzung von NDAs, wo der Speicher- und Verarbeitungsort von Daten definiert ist und Thailand nicht dazu gehoert. In der Regel sind diese Verletzungen anzeigepflichtig gegenueber der anderen Vertragspartei, somit gibt es da wenig Interpretationsspielraum.
Hey, vielen Dank für die Info. Das wusste ich bisher noch nicht. Aber Dein Hinweis zeigt mal wieder ganz deutlich, wie verworren und absurd unsere Welt doch ist. Ich bin davon überzeugt, dass es noch Tausende solcher Fallstricke gibt. Es gibt wohl niemanden geben, der sich wirklich rechtssicher in diesem Bereich bewegt. Wir leben alle so vor uns hin, verhalten uns anständig, im Glauben, dass wir das Richtige tun, bis wir eines Tages erfahren müssen, welche rechtlichen Minenfelder in Wirklichkeit existieren. Wenn wir erkennen, was wir falsch gemacht haben, ist es meistens zu spät, und bestenfalls können windige Rechtsanwälte dann noch etwas "aushandeln". Thailand hat den Vorteil, dass man mit Geld sehr viel erreichen kann. Und da kann ich mir zum Beispiel vorstellen, dass man den von Dir beschriebenen Fall, mit - sagen wir mal - 50.000 Baht Bestechungsgeld an den Finanzbeamten aus der Welt schaffen könnte. Ich will hier nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber mir ist dahingehend schon einiges zu Ohren gekommen 😁 Das soll aber nicht heißen, dass Deutschland oder Österreich besser wären. Hier spielt sich die Korruption hauptsächlich auf höherer Ebene ab: ob nun Cum-Ex-Affäre (DE) oder Ibiza-Affäre (AT)...oder...oder...oder

Die Deutschen sind immer voll auf Sicherheit getrimmt. Tatsache ist jedoch, dass Sicherheit nur eine Illusion ist. Es geht immer nur um statistische Wahrscheinlichkeiten. Wenn Du aber in der Maschine sitzt, die gerade abstürzt, helfen Dir statistische Wahrscheinlichkeiten wenig.
Ich glaube, wir Deutschen müssen einfach mehr wagen, und die Generation Z macht uns gerade vor, wie das geht. Die Zeitenwende von der unser Olaf gesprochen hat, ist wahrlich gekommen...ich bin davon überzeugt, dass dieses politische Statement so ziemlich das Wahrste ist, was in den letzten 40 Jahren von der Politik ausgesprochen wurde. Wir gehen in ein neues Zeitalter über...da ist der Vertragsbruch beim Remotejob noch das kleinste vorstellbare Übel. Mal sehen, was sich in Thailand so tut...auf jeden Fall ist auch dort aktuell ein (kaum vorstellbarer) politischer Wandel im Gange. Das ist momentan nur die Ruhe vor dem Sturm. Thailand steckt in einer tiefen politischen Krise...so wie auch wir in Europa (der Ukraine-Krieg ist keine 500km von meiner Haustür entfernt)...und auch die USA hängen momentan voll durch (Stichwort: Handelskrieg und Taiwan Konflikt mit China). Wir stecken wirklich in einer Zeitenwende epischen Ausmaßes....Ob das gut geht? Ich hoffe es....
 
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mf_2

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26.02.2016
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Eine Vielzahl in jedem Arbeitsvertrag? Ich bekomme das Gefühl, dass Du entweder bisher an die falschen Arbeitgeber geraten bist oder Dir Deine eigene Vertragsbrüchigkeit in Bezug auf den Tätigkeitsort aktuell schönreden möchtest.

[..]
Ich glaube eher hier haben XT599 und das Bahnschweinchen für einen gemeinsamen Trollaccount kooperiert? :D
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
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Ich habe übrigens gerade einen interessanten Post bei "Frag-einen-Anwalt.de" gelesen, wo ein Rechtsanwalt auch meiner Meinung ist, dass ein heimliches kurzfristiges HO-Arbeiten im Ausland nur eine Verfehlung darstellt, also kein Grund für eine fristlose Kündigung ist, sondern bei Einsicht des Mitarbeiters, nur eine Abmahnung rechtfertigt.
Die Konsequenzen für den AN, wenn er beim HO-Arbeiten im Ausland erwischt wird, hängen insbesondere davon ab, warum ihm das HO-Arbeiten im Ausland verboten ist. Hat Dein AG gute Gründe dafür, dann kann ein Gespräch mit dem Vorgesetzten nur mit einem “Nein” enden. Sind die Gründe (erheblicher) finanzieller Natur, dann wird das finanzielle Risiko für Deinen AG potentiell zu Deinem persönlichen Risiko.

Dazu musst Du Datenschutz- und Geheimhaltungsregelungen Deines AV sowie entsprechende zusätzliche Vereinbarungen (auch Belehrungen) mit Deinem AG prüfen.
 
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Nitus

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04.04.2013
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Jedenfalls steht fest, dass ich nach Ablauf von 4 Jahren - wenn mein befristeter Mietvertrag ausläuft - definitiv nach Thailand gehe. Dann aber für immer - idealerweise als Freelancer.

Den Wunsch kann ich nur zu gut verstehen. Wie willst Du an einen legalen Aufenthaltstitel für einen Langzeitaufenthalt in Thailand kommen? Und wie an eine Arbeitserlaubnis? Das sind Themen, die gerade in Thailand alles andere als trivial sind.

Ich habe übrigens gerade einen interessanten Post bei "Frag-einen-Anwalt.de" gelesen, wo ein Rechtsanwalt auch meiner Meinung ist, dass ein heimliches kurzfristiges HO-Arbeiten im Ausland nur eine Verfehlung darstellt, also kein Grund für eine fristlose Kündigung ist, sondern bei Einsicht des Mitarbeiters, nur eine Abmahnung rechtfertigt.

Das würde ich erstmal als eine isolierte Meinung betrachten, die ggf. nicht alle Aspekte beleuchtet hat.

Neben der reinen Arbeitstätigkeit im Ausland kommt ja hinzu, dass Du durch eine heimliche Auslandstätigkeit vielleicht schützenswerte Daten Deines Arbeitgebers oder gar dessen Kunden in ein Drittland mitnimmst bzw. dort verarbeitest. Da kann ein Verstoss gegen das Datenschutzgesetz vorliegen. Wenn dieser durch Dich vorsätzlich begangen wurde, kann ich mir da durchaus eine fristlose Kündigung ohne Abmahnung vorstellen.

Wie Du ja selbst geschrieben hast, ist die Thematik komplex.

Was jedenfalls in meinem Fall sehr bedenklich ist, ist die Tatsache, dass ich ohne Arbeitsvisum in TH arbeiten müsste.

Dieser Aspekt kommt auch noch dazu, wenngleich ich mir diesbezüglich gefühlt weniger Sorgen machen würde. Bei einem temporären Aufenthalt in Thailand, an dem das Land verdient, und Du remote bei für Deinen heimischen Arbeitgeber arbeitest, nimmst Du ja potenziell keinem Thailänder einen Arbeitsplatz weg. Trotzdem würde ich den Fakt, dass Du in Deinem "Urlaub" arbeitest, auch vor Ort in Thailand nicht an die große Glocke hängen.
 

steroidpsycho

Erfahrenes Mitglied
03.12.2010
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Hey, vielen Dank für die Info. Das wusste ich bisher noch nicht. Aber Dein Hinweis zeigt mal wieder ganz deutlich, wie verworren und absurd unsere Welt doch ist. Ich bin davon überzeugt, dass es noch Tausende solcher Fallstricke gibt. Es gibt wohl niemanden geben, der sich wirklich rechtssicher in diesem Bereich bewegt. Wir leben alle so vor uns hin, verhalten uns anständig, im Glauben, dass wir das Richtige tun, bis wir eines Tages erfahren müssen, welche rechtlichen Minenfelder in Wirklichkeit existieren. Wenn wir erkennen, was wir falsch gemacht haben, ist es meistens zu spät, und bestenfalls können windige Rechtsanwälte dann noch etwas "aushandeln". Thailand hat den Vorteil, dass man mit Geld sehr viel erreichen kann. Und da kann ich mir zum Beispiel vorstellen, dass man den von Dir beschriebenen Fall, mit - sagen wir mal - 50.000 Baht Bestechungsgeld an den Finanzbeamten aus der Welt schaffen könnte. Ich will hier nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber mir ist dahingehend schon einiges zu Ohren gekommen 😁 Das soll aber nicht heißen, dass Deutschland oder Österreich besser wären. Hier spielt sich die Korruption hauptsächlich auf höherer Ebene ab: ob nun Cum-Ex-Affäre (DE) oder Ibiza-Affäre (AT)...oder...oder...oder

Die Deutschen sind immer voll auf Sicherheit getrimmt. Tatsache ist jedoch, dass Sicherheit nur eine Illusion ist. Es geht immer nur um statistische Wahrscheinlichkeiten. Wenn Du aber in der Maschine sitzt, die gerade abstürzt, helfen Dir statistische Wahrscheinlichkeiten wenig.
Ich glaube, wir Deutschen müssen einfach mehr wagen, und die Generation Z macht uns gerade vor, wie das geht. Die Zeitenwende von der unser Olaf gesprochen hat, ist wahrlich gekommen...ich bin davon überzeugt, dass dieses politische Statement so ziemlich das Wahrste ist, was in den letzten 40 Jahren von der Politik ausgesprochen wurde. Wir gehen in ein neues Zeitalter über...da ist der Vertragsbruch beim Remotejob noch das kleinste vorstellbare Übel. Mal sehen, was sich in Thailand so tut...auf jeden Fall ist auch dort aktuell ein (kaum vorstellbarer) politischer Wandel im Gange. Das ist momentan nur die Ruhe vor dem Sturm. Thailand steckt in einer tiefen politischen Krise...so wie auch wir in Europa (der Ukraine-Krieg ist keine 500km von meiner Haustür entfernt)...und auch die USA hängen momentan voll durch (Stichwort: Handelskrieg und Taiwan Konflikt mit China). Wir stecken wirklich in einer Zeitenwende epischen Ausmaßes....Ob das gut geht? Ich hoffe es....


Zitat: „der Ukraine-Krieg ist keine 500km von meiner Haustür entfernt“

Warum stellst Du die ganzen Fragen? Offenbar wohnst Du ja bereits außerhalb Deutschlands.
 
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xcirrusx

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16.10.2012
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KUL (bye bye HAM)
Dir beschriebenen Fall, mit - sagen wir mal - 50.000 Baht Bestechungsgeld an den Finanzbeamten aus der Welt schaffen könnte.

Sollte es um den Bereich steuerliche Zwangsveranlagung eines auslaendischen Unternehmens in Thailand gehen, solltest du die Waehrung besser in USD/EUR aendern, dann passt es. Die Zeiten wo man mit einem "Handgeld" alles in SEA regeln konnte sind zumindest fuer Thailand, Indonesien und Vietnam vorbei.

Mehr als allgemeine Info, weniger fuer den TE: kein Hahn kraeht danach wenn man waehrend seines Urlaubes sich an den Laptop setzt und was arbeitet, das ist einfach Fakt. Die Probleme fangen an wenn man einen langen Aufenthalt in einem Land antritt der auch nicht zum Profil passt. Bsp. 3 Monate Aufenthalt werden eher weniger als Urlaub ausgelegt als 3 Wochen, besonders wenn man diese in einem AirBnB auf der Sukhumvit verbringt, anstatt in einem Urlaubshotel. Aber kritisch wird es, sobald man einen Visa-Run machen muss, weil 3 Monate eben nicht ausreichen.

Zudem muss man unterscheiden, arbeite ich (illegalerweise) als Angestellter im warmen HO in Thailand, oder als Freelancer. Waehrend Ersteres steuerlich haeufig lokal nicht zum tragen kommt (siehe das Remote Worker Visum in Indonesien oder das Steuerrecht in Malaysia), sind Freelancer fast immer in dem Land in dem sie ihren Lebensmittelpunkt haben (diese Verschaerfung gibt es in fast allen Laendern heutzutage) steuerpflichtig. Dabei ist nicht immer die 183 Tage Regel entscheidend, sondern eben ob man einen festen Wohnsitz hat. Leider ist es fast unmoeglich diese Stolperfallen ohne lokale Steuernummer sauber abzudecken, die es wiederum nur mit sauberem Arbeitstitel gibt.

Thailand ist was das Erlangen einer Arbeitserlaubnis angeht nicht einfach. Die Expat-Visa sind geschluesselt auf die Quote an lokalen Angestellten, die der thailanedische Arbeitgeber auf der Payroll hat und die Huerden werden zumindest was den Papierkram angeht immer hoeher. Alternative waere, sich bei einem BOI Unternehmen (einfach googlen), anstellen zu lassen, da werden die Visa vom OSS erteilt und das schnell, zudem sind die Gehaltsanforderungen in einem Rahmen das eigentlich jeder Europaer ins Schema passt. Aber als Freelancer einfach nach Thailand und loslegen, das wird nicht klappen, ausser das Spielgeld fuer ein Investorenvisum ist vorhanden.
 
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Nitus

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04.04.2013
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MUC
> Eine Vielzahl in jedem Arbeitsvertrag? Ich bekomme das Gefühl, dass Du entweder bisher an die falschen Arbeitgeber geraten bist oder Dir Deine eigene Vertragsbrüchigkeit in Bezug auf den Tätigkeitsort aktuell schönreden möchtest.

Das stelle ich mal als Polemik in den Raum, oder als Unwissenheit, oder einfach nur als unendlich viel Glück bei Arbeitgebern...oder Du hast Dir Deine Arbeitsverträge noch nicht richtig durchgelesen, oder keine Erfahrung auf dem juristischen Sektor...!?

Polemik sehe ich eher in Deiner für meinen Geschmack etwas zu pauschalen Aussage "eine Vielzahl in jedem Arbeitsvertrag".

Ich habe schon viele naive Menschen kennen gelernt, die der Meinung waren, dass sie in "ihrem" Unternehmen gut aufgehoben und wertgeschätzt werden...bis dann eines Tages die Dornröschen-Seifenblase platzt. Kleiner Tipp von mir: einfach eine Vorlesung in BWL an der Uni besuchen, wenn es um das Thema "das ökonomische Prinzip" geht. Für die Unternehmen sind wir nur Nummern, die dazu da sind, deren Profit zu mehren. Wir werden von den Unternehmen nicht eingestellt, weil wir so tolle Menschen sind! Die Ausbeutung unserer Arbeitsleistung ist praktisch systemimmanent. Das ist keine negative Haltung zu den Unternehmen im Allgemeinen von meiner individuellen Haltung her, sondern ein zentrales Verständnis unserer Marktwirtschaft.

Ich würde es nicht Ausbeutung nennen sondern Geschäftsbeziehung. Als Arbeitnehmer erhalte ich mein Gehalt und stelle dafür meine Arbeitsleistung bereit. Inwiefern sich der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und das Unternehmen mit dem Mitarbeiter identifiziert, ist sicher sehr vom konkreten Einzelfall abhängig. Da gibt es in beide Richtungen Ausprägungen in die eine oder in die andere Richtung.

Man darf alles von den Unternehmen erwarten, aber Dankbarkeit oder Fairness gehören nicht dazu.

Dankbarkeit erwarte ich auch nicht, Fairness hingegen schon.

Aber guck Dir mal Dein Überstundenkonto an...dann weißt Du warum das so ist ;-)

Mein Überstundenkonto ist im niedrigen zweistelligen Bereich, die meiner Mitarbeiter ebenfalls. Sofern ein Überstundenkonto eines Mitarbeiters längerfristig über 40 Stunden liegt, wird die zuständige Führungskraft von HR angeschrieben und aufgefordert, einen Plan zu erarbeiten, wie die Überstunden abgebaut werden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Arbeitgeber im Kern alle gleich sind. Manche sind freundlich...manche mobben, dass es nur so raucht. Aber im Kern wollen alle das Gleiche...und das ist die Ausbeutung.

Ich kann mir vorstellen, dass es nicht wenige Arbeitgeber gibt, die ihre Mitarbeiter ausbeuten. Gerade jedoch im Umfeld, wo es um speziell qualifizierte Mitarbeiter geht, sehe ich da eher ein Angestelltenverhältnis auf Augenhöhe. Es ist halt ein Geben und Nehmen, ich brauche das Geld, der Arbeitgeber meine qualifizierte Arbeitskraft.

Die einzig guten Führungskräfte sind die, die nicht mehr im Unternehmen sind, weil sie die Anweisungen der Geschäftsführung nicht mehr beachten wollten. Denn die Geschäftsführung will immer nur das Eine...und das ist die Ausbeutung der Belegschaft.

Ich würde erwarten, dass die Geschäftsführung nach Gewinnmaximierung, Expansion, höheren Aktienkurs bzw. einfach wirtschaftlichem Erfolg strebt. Das bedingt natürlich, dass man für seine Mitarbeiter kein Schlaraffenland bauen kann, in welchem stetig Milch und Honig fließen. Es ist die Kunst, die Personalkosten in einem vertretbaren Rahmen zu halten, aber dennoch die Mitarbeiter so zufrieden zu bekommen, dass diese möglichst motiviert und engagiert arbeiten. Das würde ich persönlich in meinem Umfeld nicht Ausbeutung nennen wollen. Wenn ich mir den Zeitarbeitssektor bzw. manche prekären Beschäftgungsfelder ansehe, würde ich Dir da eher zustimmen. Aber auch Du sprichst ja davon, dass Du ein qualifizierter Arbeitnehmer bist, den man nicht ganz so leicht ersetzen kann.

Und das sind eben die, die auch die Arbeitsverträge machen. Und deswegen sind die Arbeitsverträge so, wie sie sind. Versuch mal mit einem Arbeitgeber den Arbeitsvertrag im Detail auszuhandeln *LOL*. Die Dinge die Du aushandeln kannst, lassen sich an einer Hand abzählen, von denen "das Gehalt" wohl das wichtigste ist. Der Arbeitsvertrag ist so ziemlich das Kompromissloseste, was es überhaupt gibt. Natürlich gibt es feinste Unterschiede, aber zu 99% sehen meine Arbeitsverträge der letzten 35 Jahre alle gleich aus, und das ist bei meinen Freunden und Familie genau so.

Versuch mit einem Vermieter einen individuellen Mietvertrag auszuhandeln oder mit Deinem Energieanbieter, Deiner Versicherung, etc. Es gibt im geschäftlichen Leben häufig Standardverträge, wobei ich es gerade bei Arbeitsverträgen sehr wohl erlebt habe, dass individuelle Zusatzvereinbarungen getroffen wurden.

> Hast Du vielleicht ein paar Beispiele, welche Vielzahl von Regelungen in jedem Arbeitsvertrag gerichtlich kassiert wurden?

Hier ist mal eine (unvollständige) Liste dazu:

Meinen aktuellen Arbeitsvertrag habe ich mal dagegen gehalten. Die einzige fragwürdige Klausel meines Arbeitsvertrages ist die Versetzungsklausel. Das war mir aber bereits vorher klar, dass die in der Form nie zur Anwendung kommen kann. Übrigens genauso wie in meinem letzten Mietvertrag stand, dass ich bei Auszug die Wohnung renovieren muss. Auch der Passus war zum Zeitpunkt des Abschlusses des Mietvertrages schon kassiert. Hat mir daher keinen Schmerz bereitet, einen solchen Vertrag zu unterschreiben, und habe die Wohnung dann beim Auszug unrenoviert übergeben.

Ich möchte nicht bestreiten, dass Arbeitgeber versuchen, Arbeitsverträge zu ihrem Vorteil zu gestalten. Und ich stimme Dir zu, dass Du als potenzieller neuer Arbeitnehmer da wenig Möglichkeiten hast, den Vertrag nach Deinen Wünschen angepasst zu bekommen, aber gerade wenn in dem Vertrag Klauseln stehen, die unzulässig sind, kann man im Wissen, dass der Arbeitgeber diese nicht so ohne weiteres anwenden kann, damit ja leben.

Der Arbeitgeber, der Dich unberechtigt versetzen möchte, oder der unberechtigt Teile Deines Weihnachtsgeldes zurückfordert, wird sich spätestens am Arbeitsgericht eine blutige Nase holen.

Das Gleiche gilt aber auch für den Arbeitnehmer, der sich nicht an den vertraglich vereinbarten Einsatzort hält. Denn diese Regelung ist bisher wohl nicht als unzulässig kassiert worden und hat daher bestand. Insofern, um auf den Ursprung zurück zu kommen, bitte nicht mit ungültigen Klauseln im Arbeitsvertrag das eigene Brechen von zulässigen Klauseln rechtfertigen.
 

DFW_SEN

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28.06.2009
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Es ist doch ganz einfach, nicht nur Du sondern auch Dein Arbeitgeber machst sich unter Umständen des Steuerbetruges, illegaler Immigration (Arbeiten ohne entsprechendes Visum) und Sozialbetruges schuldig. Wenn Dein Arbeitgeber Dir wegen so etwas nicht kündigt, dann frage ich mich warum Du aufgrund der scheinbaren Unkündbarkeit überhaupt arbeitest und nicht nur Dein Gehalt beziehst.
 
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dk88

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12.04.2012
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Ohne hier auf alles andere einzugehen und aus eigener Erfahrung: unterschätze auch die Zeitverschiebung nicht. Gerade wenn dein Chef dich gerne mal nachmittags oder am frühen Abend anruft, ist das dann für dich Ortszeit schon sehr später Abend/Nacht und ihr entweder unterwegs oder schon am schlafen. Zeitverschiebung vor allem wenn du dich an deutsche Kernarbeitszeiten halten willst/sollst haben die paar Remote Work-Abenteuer bei mir immer relativ stark eingeschränkt. Und bei mir waren die Arbeitgeber immer darüber informiert und hatten dann Verständnis dafür, dass ich auch manchmal für Stunden gar nicht erreichbar war, wenn Internet und/oder Strom gerade den Abgang gemacht hatten.
 

LH88

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Sorry, das war natürlich quatsch von mir :doh:...ich meinte eher, dass das gelebte Arbeitsleben anders aussieht, als ein trockener, theoretischer Vertrag, der einseitig vom Arbeitgeber diktiert wird. In der Regel schiebt der Arbeitgeber einem Aspiranten den vorgefertigten Standard-Vertrag vor die Nase.Das einzige, was der Arbeitgeber zugunsten des Mitarbeiters einträgt, ist die Arbeitszeit, und das Gehalt, weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist. Ansonsten stehen im AV nur massenweise Pflichten des AN drin. Würde sich wirklich jeder im Detail daran halten müssen, wäre praktisch fast jeder AN zu jedem Zeitpunkt kündbar. Deshalb haben Gerichte auch (über entsprechende Urteile) Regeln festgelegt, an was der AN tatsächlich gebunden ist.Eine Vielzahl an Regelungen ist in jedem Arbeitsvertrag nichtig. Das führt aber keineswegs dazu, dass die Arbeitgeber endlich dazu übergehen, rechtskonforme Arbeitsverträge zu verwenden. Solange der AN nicht weiß, an welche Regeln er/sie tatsächlich gebunden ist, lassen sich AN's eben hervorragend ausbeuten...
Ich glaube das siehst du etwas falsch, AVs enden meist mit der salvatorischen Klausel um genau solche Probleme zu beheben. Kündigung also nicht einfach so möglich, zumindest nicht fristlos.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Ohne hier auf alles andere einzugehen und aus eigener Erfahrung: unterschätze auch die Zeitverschiebung nicht. Gerade wenn dein Chef dich gerne mal nachmittags oder am frühen Abend anruft, ist das dann für dich Ortszeit schon sehr später Abend/Nacht und ihr entweder unterwegs oder schon am schlafen. Zeitverschiebung vor allem wenn du dich an deutsche Kernarbeitszeiten halten willst/sollst haben die paar Remote Work-Abenteuer bei mir immer relativ stark eingeschränkt. Und bei mir waren die Arbeitgeber immer darüber informiert und hatten dann Verständnis dafür, dass ich auch manchmal für Stunden gar nicht erreichbar war, wenn Internet und/oder Strom gerade den Abgang gemacht hatten.
Ich habe eine zeitlang in Thailand gearbeitet und musste meine Geschäfte am laufen halten, Hochbetrieb am Telefon war dann immer wenn ich gefühlt in den Feierabend wollte (zwischen 18:00Uhr und 21:00Uhr), schlimmer ist es allerdings wenn man von der US Westküste aus. arbeiten muss.

Thailand als dauerhafter Ort für das Homeoffice ist nicht der Traum von dem vielen träumen, es ist eher eine charmante Lösung für ein paar Monate. Wer sich langfristig dort einrichten möchte muss mit Korruption, Willkür und Gesetzen klarkommen die den Aufenthalt doch erschweren.

Ich kenne einige die dort lange gewohnt haben, in leitender Funktion bei deutschen Konzernen, als Sebständige/Freelancer oder als Aussteiger am Strand, richtig heimisch sind nur die geworden die die Sprache konnten und mit einem Partner dort lebten. Die meisten sind nach 2 - 5 Jahren weitergezogen. Ohne Sprache wird es aber ganz sicher nix.
 
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dk88

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Ich habe eine zeitlang in Thailand gearbeitet und musste meine Geschäfte am laufen halten, Hochbetrieb am Telefon war dann immer wenn ich gefühlt in den Feierabend wollte (zwischen 18:00Uhr und 21:00Uhr), schlimmer ist es allerdings wenn man von der US Westküste aus. arbeiten muss.
Da es bei mir abgesprochen war und jeder Bescheid wusste, durfte ich früher anfangen und 15 bzw. 16 Uhr deutscher Zeit Feierabend machen. Das war dann allerdings auch schon 21/22 Uhr Ortszeit. Da aber zum Beispiel auf Bali da die Sonne schon seit 3-4 Stunden untergangen ist, waren die letzten Stunden von der Motivation her ziemlich schwierig, weil um dich herum jeder schon quasi ein Bier offen hatte :p Natürlich gibt es schlimmeres, aber interessanterweise ist die Zeitverschiebung bei solchen Unternehmungen häufig etwas, was gerne vergessen wird. Besonders wenn zu Hause bei der Arbeit keiner davon weiß und selbstverständlich davon ausgeht, dass du um 17 Uhr deutscher Zeit noch gut erreichbar vor deinem Notebook sitzt..
 

LH88

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Da es bei mir abgesprochen war und jeder Bescheid wusste, durfte ich früher anfangen und 15 bzw. 16 Uhr deutscher Zeit Feierabend machen.
Ich kann eigentlich Feierabend machen wann ich will, geht aber nicht wenn du Dinge geregelt bekommen musst. Insofern hängt eine Menge davon ab wie sehr du auf direkte Kommunikation angewiesen bist. Kannst du alles per email machen = (fast) kein Problem. Musst du telefonieren oder in ein Zoom Meeting wird es deutlich schwieriger.

Ich musste einmal eine Bausstelle koordinieren, und mit Handwerkern und Behörden kommunizieren, da waren meine thailändischen Arbeitszeiten 12:00/13:00Uhr bis 21:00/22:00Uhr mindestens - nicht fröhlich am Strand oder Pool, sondern im Büro.
 
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