Im Supermarkt wird das aber noch deutlich stärker spürbar werden, wenn das aktuelle politische Weltgeschehen sich nicht schlagartig ändert. Ich persönlich gehe nicht davon aus, obwohl ich kein Pessimist bin. Der Krieg wurde leider noch länger dauern.
Zu den Supermarktpreisen: Tendenz weiter steigend. Im Lebensmittelsektor dauert es viel länger als an der Tankstelle, bis Kostensteigerungen beim Konsumenten ankommen. Ich bin selber Landwirt. Kosten sind seit der Coronapandemie und jetzt durch den Krieg sehr stark gestiegen. Das wird man leider auch beim Lebensmitteleinkauf bemerken. Nur um eine Vorstellung zu bekommen: Futterkosten (Getreide) sind in den letzten zwei Jahren bei mir um 90% gestiegen. Tendenz weiter steigend. Düngemittel, Energie, Treibstoffe und Verpackung in den verarbeitenden Betrieben sind auch gestiegen. Im Verhältnis dazu sind die Preissteigerungen im Lebensmitteleinzelhandel bisher sehr moderat ausgefallen.
An dieser Stelle möchte ich noch etwas zu den reichen Landwirten sagen, da es früher in diesem Thread angesprochen wurde - insbesondere in Bezug auf den Verkauf von Bauland: Dieser hat in meinen Augen mit der Landwirtschaft nichts zu tun. Selbstverständlich kommt der Landwirt dadurch zu Geld. Genauso wie wenn Flying Lawyer seine Wohnungen verkauft, anstatt sie zu viermieten. Besonders nachhaltig ist das nicht. Im Sinne einer Städte- und Industrieentwicklung ist es aber unvermeidbar, dass neues Bauland benötigt wird. Wenn ein Investor ein Grundstück gewinnbringend wieder weiterverkauft, ist es auch nicht viel anders, als wenn es der Landwirt tut. Bei diesem Geschäft ist er in meinen Augen aber auch kein klassischer Landwirt, sondern Geschäftsmann, der die Chance halt nützt.
Ein Landwirt, der von seinem Betrieb leben muss, dürfte selten reich sein. Es kommt nicht von ungefähr, dass Ställe in Norddeutschland heutzutage für mindestens 300 Milchkühe gebaut werden. Kleine Betriebe können eine angemessene Entlohnung erwirtschaften, wenn sie den Vertrieb selber machen. Der Wein wurde hier schon vorher als Beispiel genannt, das gibt es aber auch bei anderen Produkten. Diese Wirtschaftsweise ist mit vielen Arbeitsstunden verbunden. In anderen, ähnlich kapitalintensiven Branchen, ist eine Entlohnung für das eingegangene Risiko nicht so diskussionswürdig.
Die Ausgleichszahlungen, die ein Landwirt erhält, sind eine indirekte Stützung des Lebensmittelpreises. Andernfalls müsste man auch heute noch deutlich mehr als im Schnitt 12% des Einkommens für das Essen ausgeben. Mir wäre ja lieber, keine Ausgleichszahlungen und dafür die an die Kosten angepassten Produktpreise. Gerade Geringverdiener bekämen das dann zu spüren. Die Ausgleichszahlungen müssten im Sinne einer solidarischen Gesellschaft dann an diese fließen. In vielen Staaten auf der Welt fließen öffentliche Gelder in die Landwirtschaft. Besonders stark werden Investitionen in neuen EU-Ländern gefördert. Die öffentlichen Gelder machen da auch zum Teil deutlich über 50% der Investitionssumme aus. Hierzulande ist das viel niedriger. Das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung durch billige Importe. Aus vertrauenswürdigen Quellen (aber nicht von mir persönlich geprüft) habe ich von einer Farm mit Millionen Tieren in der Ukraine gehört, die zu 75% von der EU als "Annäherungsprojekt" finanziert wurde. Von solchen Aktionen wird der Weltmarktpreis geprägt. Dann wurde hier noch Geld für's Nicht-bewirtschaften von Flächen angesprochen: Die Brache gibt es eigentlich nicht mehr. Eher werden durch diese Maßnahmen wertvolle Lebensräume für Wildtiere und Insekten geschaffen. Der Erlös durch produktive Bewirtschaftung wäre für den Landwirt natürlich höher, als diese Ausgleichszahlungen. Gewisse Maßnahmen werden aber von der Politik vorgeschrieben. Anders wird es aber auch nicht gehen, dafür ist unsere Umwelt zu wichtig.
So mancher wird sich nun die Frage stellen, was ich hier in diesem Forum treibe. Mit dem Flugzeug verreist bin ich noch nie, beruflich muss ich das ja auch nicht. Im Urlaub wäre das aber schon mal schön. Da ich leider nur wenige Tage von meinem Betrieb wegkann, sind die Kosten für den Flug im Verhältnis sehr hoch. Ich schaue mich hier ein wenig um, ob ich ein paar Erfahrungen anderer nutzen kann. Zu Themen, von denen ich nichts verstehe, wie z.B. Meilensammeln, enthalte ich mich im Sinne einer guten Diskussionskultur einer Meinung. Ein First-Class-Ticket kann und will ich mir eh nicht leisten, wodurch viele Themen hier im Forum nichts für mich sind.
Ich entschuldige mich, wenn das jetzt etwas off-topic geworden ist, aber das Thema und die Supermarktpreise wurden jetzt mehrfach angesprochen. Da einige hier in der Stadt leben dürften und den Landwirt sehen, der Bauland gut verkauft, wollte ich euch die andere Seite etwas näherbringen. Ich könnte noch viel dazu sagen, das würde den Rahmen aber noch mehr sprengen. Wenn es jemanden interessiert, natürlich gerne. Keinesfalls soll es aber in die Richtung des jammernden Landwirtes gehen. Jeder sucht sich seinen Beruf selber aus.