Bei einem Verbrenner-Aus droht eine Überschwemmung des europäischen Marktes mit chinesischen Fahrzeugen – und ein Bankrott der deutschen Autoindustrie, an der 3,2 Millionen Arbeitsplätze hängen.
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Bei einem Verbrenner-Aus droht eine Überschwemmung des europäischen Marktes mit chinesischen Fahrzeugen – und ein Bankrott der deutschen Autoindustrie, an der 3,2 Millionen Arbeitsplätze hängen.
Bei der Debatte um das Verbrenner-Aus in der EU 2035 wird ein wichtiger Aspekt oft vergessen:
Es bringt uns in totale Abhängigkeit vom kommunistischen China. Aktuell lautet die Erzählung meist so: Die klimabewusste EU hat das Verbrenner-Aus für 2035 beschlossen, aber ewiggestrige Politiker und Autokonzerne, die die E-Mobilität verschlafen haben, wollen das jetzt kippen oder aufweichen.
Doch so einfach ist es nicht.
Wir leben in einer Welt, in der die Kräfte der Diktatur gegen die Kräfte der Freiheit kämpfen. In der Ukraine und im Nahen Osten wird dieser Konflikt bereits militärisch ausgefochten. Es geht auch um die wirtschaftliche Vorherrschaft. Computer und Handys, medizinische Geräte und Medikamente werden zu großen Teilen in China hergestellt. In der Autoindustrie, genauer gesagt bei Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor, führten bisher Länder wie die USA und Deutschland.
Das ändert sich jetzt mit der Umstellung auf Elektromobilität. China produziert schon heute mehr als 60 Prozent aller weltweit hergestellten Elektroautos. Sie kosten weniger, verfügen über die bessere Elektronik und sehen schicker aus als die europäische und amerikanische Konkurrenz. Tatsächlich haben Konzerne wie Volkswagen und BMW die Entwicklung verschlafen. Nun soll ausgerechnet der Staat den Privatunternehmen auf die Sprünge helfen. Das Verbrenner-Verbot ab 2035 werde diese motivieren, sich mehr anzustrengen, so das Argument.
Es lässt sich leicht widerlegen – am Beispiel Chinas. Denn in der Volksrepublik ist kein Verbrenner-Aus geplant.
Zwar fördert der Staat dort den Kauf von Autos mit neuen Antrieben, die alten werden aber nicht verboten. Da denken ausgerechnet die chinesischen Kommunisten marktwirtschaftlicher als die EU-Kommissionspräsidentin.
Auch muss man sich die Zahlen genauer ansehen. „Erstmals fahren die meisten Neuwagen in China elektrisch“, jubelte der „Spiegel“ im vergangenen Jahr. Tatsächlich hat der Anteil von New Energy Vehicles (NEVs) bei den Neuzulassungen in China einen Rekordstand von 50,7 Prozent erreicht. Dazu gehören aber fast zur Hälfte, mit steigender Tendenz,
Plug-in-Hybride, die neben dem Elektromotor noch einen Verbrennungsmotor haben, der genutzt wird, wenn die Batterie leer ist und wenn man längere Strecken fährt. Doch auch diese Plug-in-Hybride sollen nach bisheriger Entscheidung in der EU ab 2035 nicht mehr zugelassen werden.
Jetzt wird darüber diskutiert, dies zu ändern. Und das ist auch dringend notwendig. Denn bei einem Verbrenner-Aus droht eine Überschwemmung des europäischen Marktes mit chinesischen Fahrzeugen und ein Bankrott der deutschen Autoindustrie, an der aktuell 3,2 Millionen Arbeitsplätze hängen, wenn man die Zulieferbetriebe mitrechnet. Der Abwärtstrend ließe sich stoppen, wenn unsere Unternehmen besser und preisgünstiger produzieren würden als die Konkurrenz aus Fernost –
was angesichts der massiven Subventionen der E-Auto-Industrie durch den chinesischen Staat schwierig ist.
Was sich aber in absehbarer Zeit nicht ändern lässt:
Für die E-Mobilität essenziell sind seltene Erden wie Neodym, Praseodym und Dysprosium, da sie für leistungsstarke Permanentmagneten in Elektromotoren benötigt werden. 70 Prozent aller seltenen Erden stammen aus China. Und die Kommunistische Partei setzt dieses Quasi-Monopol als politisches Druckmittel ein – wie bereits geschehen beim Konflikt mit Japan um Inseln im Ostchinesischen Meer 2010 und jetzt im Handelsstreit mit den USA. Bei einem Angriff Chinas auf Taiwan und anschließenden gegenseitigen Sanktionen zwischen Ost und West würde unsere Produktion von E-Autos stillstehen.
Das Verbrenner-Aus ist geopolitisch so verheerend wie der Ausstieg aus der Kernenergie. Der hat entscheidend dazu beigetragen, dass 55 Prozent der deutschen Gasimporte aus Russland kamen, als Putin 2022 die Ukraine überfiel.
Adrian Geiges berichtete viele Jahre als Korrespondent aus China