aber reicht das wirklich, um allein in Deutschland in 10 Jahren realisierte, steuerabzugsfähige Verluste von fast 120 Mio privat (!) mal eben ganz locker wegzustecken ?
Diese EUR 119 Mio anerkannte steuerliche Verlustvorträge sind wirklich der Hammer. Jeder der sich mit Steuern auskennt weiss wie schwer das ist, so etwas anerkannt zu bekommen. Und normalerweise fragt das Finanzamt sehr genau nach der Mittelherkunft der eingesetzen Beträge. Am schönen Tegernsee gehen die Uhren aber offenbar anders.
Verlustvorträge kommen nicht aus der Luft, sondern können prinzipiell nur aus drei Quellen stammen, da es eines vorherigen Kapitaleinsatzes mindestens in Höhe des Verlustvortrages gegeben haben muss:
a) es hat in der Vergangenheit
Gewinne mindestens in gleicher Höhe gegeben. Diese müssen nicht zwangsläufig versteuert gewesen sein, da bis ca. zum Jahr 2000 Spekulationsgewinne steuerfrei waren. Damals waren Spekulationsverluste steuerlich nicht geltend zu machen. Es könnte also sein, das UH bei der Telekom Hausse (Kursanstieg Telekom 1996-März 2000 von ca. EUR 10 auf EUR 100) oder beim Neuen Markt Hype Eigenkapital über Spekulationsgewinne generiert hat. Als er es dann verzockt hat, entstanden durch die geänderte Steuergesetzgebung anrechenbare Spekulationsverluste. Mit den richtigen Transaktionen (z.B. EMTV, Dt. Telekom und vielen anderen) wäre eine Verzehnfachung des eingesetzen Kapital z.B. im Zeitraum 1997-2000 möglich gewesen. Und EUR 12 Mio als Startkapital (EK + vielleicht etwas Lombardkredit) kann ich mir ab ca. 1997 bei UH am ehesten als noch realistisch vorstellen.
b) Er hatte
Eigenmittel aus sonstigen Einnahmen (Manager-Gehalt, Entnahmen Wurstfabrik, Werbeeinnahmen etc). Die hat er verzockt und damit steuerliche Spekulationsverluste erzeugt. Möglich, aber wie von segmentix richtig festegestellt kann er kaum so hohe Einnahmen gehabt haben. Und deise Einkünfte wären ja vorher (i.d.R mit ca 50%) versteuert gewesen. Vor Steuer wären das also grob über EUR 200 Mio Einnahmen über einen Zeitraum ca. 1973-200x. Für mich kaum vorstellbar.
c) Es gab
Darlehen und das Geld daraus wurde verzockt; auch das kann einen anzuerkennenden, steuerlichen Verlustvortrag generieren. Aber: Wenn der Darlehensgeber (Bank oder Unternehmen oder Privatperson) nicht auf die Rückzahlung verzichtet hätten stände Uli Hoennes heute noch mit Verbindlichkeiten in dieser Höhe (= EUR 119 Mio) gegenüber den Darlehensgebern da. Kann sein, aber davon war bisher nicht die Rede. Ein Darlehensverzicht hätte vermutlich auch zu einem versteuernden Einkommen bei UH geführt und den Verlustvortrag gemindert. Scheidet deshalb für mich eher aus.
Normalerweise fragen Finanzämter vor Anerkennung von Verlusten in dieser Größenordnung nach der Mittelherkunft und prüfen genau, ob die eingesetzten Gelder, die die Verluste generiert haben vorher ordnungsgemäß versteuert waren. Ob das hier auch so war ist die Frage. Und das riecht nach Mega-Spezi-Skandal.
Ich stelle mit nur mal vor in 2008 wäre publik geworden, das eine Einzelperson (privat) in Deutschland einen anerkannten, steuerlichen Verlustvortrag von EUR 119 Mio hat. Dafür kommen in Deutschland nur wenige Personen in Betracht. auf Uli Hoeness wäre kaum einer gekommen.