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Es geht halt auch um die Frage, wie denn die Exitstrategie aus der Pandemie aussehen soll. COVID-19 wird man nicht wieder los (im Sinne einer Ausrottung). Und das bedeutet auch, dass jeder, der sich anstecken kann, dies früher oder später tun wird. Man kann nur "damit leben" (auch ein sehr missbrauchter Terminus), was nur heißen kann, es als endemisch zu erklären.
In diesem Zusammenhang folgende Frage, die hoffentlich den Rahmen nicht zu sehr sprengt: durch welchen Mechanismus gehen/gingen eigentlich COVID-Wellen wieder runter? Klar, es kann eine Verhaltensänderung der Bevölkerung geben, auch z.T. ausgelöst durch wärmeres Wetter o.ä., schärfere Restriktionen oder allgemein gewachsene Sorge/Verängstigung. Bei den letzten vier Wellen hatte ich allerdings nicht den Eindruck, dass ein solcher Faktor im zeitlichen Zusammenhang stand.
Wieso also geht die Welle wieder runter, oder anders gefragt, wieso sinkt die Reproduktionszahl deutlich unter 1? Findet das Virus (unter den gegeben Bedingungen) nach einer gewissen Zeit nicht mehr genug Wirte? Weil dann bereits zu viele Leute (vielleicht auch nur innerhalb der jeweiligen sozialen Blase) infiziert sind/waren?
Ich frage, weil man damit vielleicht abschätzen könnte, wie lange die Omikron-Welle, die seit Mitte letzter Woche auch in Deutschland sichtbar geworden ist, dauern mag.
Hatte vor einigen Wochen ein Gespräch mit einem frz. Virologen:Das ist die Frage die wir seit Jahrzehnten nicht klären können. Schon bei der Influenza nicht. Ich vermute einen Mix aus den Faktoren die du genannt hast. Einer der größten Kritikpunkte an den Modellen war bzw. ist ja, dass man annimmt, dass jeder Mensch mit jedem anderen interagiert und ihn potenziell infizieren kann. Das stimmt aber offensichtlich nicht. Wenn das Virus in zu viele Immune reinläuft ist das wie eine Wand. Dementsprechend wird die Infektionskette schlagartig unterbrochen wenn der Pool an infizierbaren Wirten aufgebraucht ist.
Aus vergangenen Wellen und der bereits durchgelaufenen Welle in Südafrika würde ich schätzen, dass es bei uns irgendwann im März wieder absteigen wird. In UK und Frankreich wahrscheinlich schon ab Ende Januar / Februar. Bis dahin wird’s aber noch ein paar Rekordinzidenzen geben.
Ich bleibe bei meiner Hoffnung, dass nach Omikron viele Länder die Masken fallen lassen. Deutschland sehe ich da aber nicht darunter. Leider…
Er meinte auch, dass einiges nicht ganz klar ist und dass wohl eine ganze Reihe Faktoren reinspielen.
SARS-CoV2 ist sehr mutationsfreudig; im Schnitt tritt eine Mutation alle 2-3 Wochen auf.
So entsteht aus einer Variante eine Anzahl an Untervarianten, diese geben Unteruntervarianten usw. usw.
So entsteht ein schöner phylogenetischer Baum:
auspice

Die meisten Äste versiegen nach ca. 7 Mutationen, also nach ca. 4-5 Monaten. Das kann davon kommen, dass dieses eine Virus sich "zu Tote" mutiert hat; die Mutationen also das Virus stark abgeschwächt haben und/oder das Virus auf eine genesene/geimpfte Population trifft.
Und dann gibt es halt Äste wo die zufälligen Mutationen dem Virus halt einen Vorteil bringen, z.B. höhere Infektiösität wie wir es mit Omicron nun sehen.
Wie es auf einem anderen Ast in Zukunft weitergeht, kann niemand im voraus sagen.