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Hallo zusammen!
Zu meiner Zeit in Riyadh bin ich über die Jahre doch einige Male nach Beirut gereist. Die Stadt hat ein wunderbares Flair und ist eine sehr willkommene Abwechslung zur kulturellen Diaspora in Riyadh und den anderen Golfstaaten.
Da in Sachen Reiseberichten Beirut doch eher schwach in diesem Forum vertreten ist, möchte ich meine Eindrücke von dort beisteuern.
Es ist kein typischer Reisebericht, da ich nicht von einer einzelnen Reise erzähle, sondern die Eindrücke aus mehreren Jahren zusammenfasse. Über 6 Jahre war ich dann doch über 20mal dort.
Durch die zahlreichen Besuche habe ich dann auch ein gutes Gefühl dafür entwickelt, ob sich ein Viertel ändert und man gegebenenfalls sich dort nicht aufhalten sollte. Und lokale Freunde helfen da ebenfalls. Über all die Jahre bin ich in Beirut in keinerlei Situation geraten, in der ich mich unwohl oder gar unsicher gefühlt habe.
Meine Reisen folgten dabei jeweils einem ähnlichem Muster: Am Donnerstags Mittag hin und Samstagabend zurück. Das saudische Wochenende ist Freitag/ Samstag. Vor Juni 2013 waren die Reisen Mittwochmittag und Freitagabend, da das saudische Wochenende bis dahin der Donnerstag und Freitag war.
Da ich meist mit Middle East Airlines gereist bin, wird stellvertretend einer der Mittagsflüge (ME425) und ein abendlicher Rückflug (ME422) mit in den Bericht eingebaut. Die drei Mal, bei denen mich Mitreisende überredet haben, nicht MEA zu fliegen (und stattdessen Saudia oder Nasair – saudischer LCC) werden aus flugtechnischer Sicht ignoriert.
Sehr viele Libanesen arbeiten in Riyadh (in der Finanzbranche und in den Verwaltungen der Firmen) und reisen über das Wochenende nach Hause. Die MEA bietet konstant zwei tägliche Flüge zwischen Riyadh und Beirut – einen am Mittag und einem am Abend. Der Abendkurs wird oft auch mit einem A330-200 geflogen.
In 2010 waren noch viele andere Touristen an Bord und auch viele Saudis – nachdem sich die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Libanon verschlechterten (Die Regierung in Riyadh unterstellt der libanesischen Regierung eine zu starke Partnerschaft bzw. Einfluss durch den Iran) und auch die Sicherheitslage im Libanon sich verschlechterte, blieben die Saudis irgendwann aus (die saudische Regierung gab eine offizielle Reisewarnung heraus). Und die anderen (westlichen) Touristen wurden weniger.
In den Jahren 2015 und 2016 waren eigentlich nur noch Libanesen an Bord.
Der Ablauf für mich war immer der gleiche – sehr früh ins Buero und gegen 10.30 zum Flughafen, bevor das Verkehrschaos einsetzte und die Straßen verstopfte. Das Auto im Parkhaus am Flughafen abgestellt und zum Check-In. Anfangs flog MEA ab Terminal 1, wie alle ausländischen Airlines, wechselte dann aber mit dem Beitritt der Saudia zu Skyteam ins Terminal 2 (internationale Flüge von Saudia).
Check-In war meist recht schnell und tagsüber war auch die Ausreise schnell – keine langen Schlangen.
Das Terminal 1 in Riyadh:
Der Middle East Airlines MEA Airbus A321-200 OD-RMI wird für den Flug ME425 nach Beirut vorbereitet:
Die Flüge waren in der überwiegenden Zahl äußert pünktlich und anders verglichen zu den sonstigen Airlines der Region wissen die libanesischen Flugbegleiterinnen, wie man mit (männlichen) arabischen Fluggästen umgeht und denen eine klare Ansage macht, wie Man
sich zu verhalten hat, so dass die Flüge sehr zivilisiert ablaufen (alle angeschnallt und kein rumlaufen während des Taxelns). Flugzeit war immer sowas um die 2 ½ Stunden.
Start nach Süden mit Blick auf den Flughafen Riyadh – das obere Dreieck ist Terminal 1, das untere das ungenutzte Terminal 4. Links der Tower und die Kuppel der Flughafen Moschee:
Nach dem Start vom Flughafen Blick auf die Rennbahn von Riyadh 'King Abdulaziz Track - Al Jinadriyah' in der Wüste:
MEA serviert ein warmes Essen auf dieser Strecke, dazu vollen Bar Service. Was keine andere Airline aus dieser Region auf den Strecken nach Saudi macht, da diese den Aufwand der zollrechtlichen Behandlung (Verplombung) von Alkohol scheuen. Nicht so die MEA – Libanesen schätzen es nun mal, sich als gute Gastgeber zu präsentieren:
Auch nach Beginn des Syrienkrieges flog MEA den direkten Weg von Riyadh über Syrien (da Israel nicht überflogen werden darf). Saudia flog dann einen großen Bogen über das Mittelmeer.
Schneebedecktes Hermongebirge zwischen Libanon und Syrien (Flug im Februar)
Im Libanon gibt es im Winter auch Wintersport – bei dem Schnee kein Wunder:
Libanon-Gebirge und die Küste des Mittelmeers während des Anfluges auf Beirut
Je nach Jahreszeit auch schneebedeckt:
Anflug auf den Flughafen Beirut Rafiq-Hariri, Blick auf die Viertel Ain Al-Mreisse, Hamra und Raouché:
Aus einer etwas anderen Perspektive – im Vordergrund das 'Mövenpick Hotel':
Blick auf die enge Bebauung im Viertel Raouché:
Beirut - Rafiq-Hariri Flughafen – Terminalgebäude, Tower und Qatar Maschine:
Der Middle East Airlines Airbus A321-200 OD-RMI im Retrolack nach der Ankunft aus Riyadh King Khaled als Flug ME425:
Die Einreise war immer recht schmerzlos – als Deutscher gibt es Visa on Arrival. Meist musste ich noch kurz auf den Koffer warten und dann ging es per Taxi in die Innenstadt. Ich hatte meist ein Hotel im Viertel 'Minet Al-Hosn' nahe der Innenstadt. Einfach weil es zentral gelegen ist und sowohl die christlichen Viertel (angefangen mit Gemmayzeh) und muslimischen Viertel wie z.B. Hamra gut erreichbar waren.
Auf dem Weg zur Stadtmitte auf der Stadtautobahn Salim Salam mit der Hamza Moschee:
Durch die Straßenschluchten Beiruts:
Apartmentgebäude an der Stadtautobahn Salim Salam:
Im Folgenden nun ein paar Eindrücke nach Stadtvierteln gruppiert und über die Jahre hinweg.
Beirut ist auch heute noch spürbar geteilt, was die Bewohnerschaft angeht. Es gibt die christlichen (meist auch wohlhabenderen) Viertel und die muslimisch geprägten. Nicht schwarz-weiß, aber doch deutlich sichtbar. Darüber hinaus das Stadtzentrum ('Beirut Central Business District') mit dem Parlament – dieses Gebiet wurde im Bürgerkrieg, der 1990 endete, weitgehend zerstört und ist mittlerweile wieder aufgebaut, dabei hat man sich Mühe gegeben, die historische Bausubstanz zu bewahren bzw. wieder herzustellen.
'Beirut Central Business District':
Der Wiederaufbau des Stadtzentrums erfolgte durch den privaten Konzern 'Solidere', der vom Staat das Recht bekam, die Grundstücke und Rest-Immobilien aufzukaufen und anschließend großflächig zu sanieren. Der Firma kam doch sehr gelegen, dass die meisten Eigentümer mangels Kapital ihre zerstörten Gebäude und Grundstücke zu einem relativ niedrigen Preis verkauften. 'Solidere' hat in Beirut nicht den besten Ruf und es gibt reichlich Kritiker.
Das Ergebnis ist auch eher mit einer Mall vergleichbar und vergleichsweise steril.
Der Osten des Stadtzentrum am Märtyrer-Platz wird von der 'Mohammad Al-Amin Moschee' dominiert (2008 eröffnet):
Gleich um die Ecke ist die St. Elias Kirche:
Blick durch die wiederaufgebaute Altstadt über den 'Place d'Etoile' auf die Mohammad Al-Amin Moschee:
Das Ganze bei Tageslicht:
Der 'Place d'Etoile' mit dem Uhrenturm
Das Parlamentsgebäude am 'Place d'Etoile':
Die Straßen um den Platz waren anfangs voller Restaurants und Cafés, in denen sich die die arabischen Besucher aus den Golfstaaten tummelten:
Nachdem die Spannungen zwischen den Libanon und speziell Saudi-Arabien zunahmen – Syrien und damit der Iran hat(te) starken Einfluss auf den Libanon und dies führte zu Spannungen mit den Golfstaaten – und diese am Ende ihren Bürgen nahe legten, nicht in den Libanon zu reisen, brach der arabische Tourismus ungefähr 2012/ 2013 ein. Und diese Cafés verwaisten und sind eher leer bzw. geschlossen.
Östlich des 'Place d'Etoile' finden sich ein paar Blöcke mit Fußgängerzonen und schönen Stadthäusern – hier mit der Installation 'Shark' von 'Xavier Veilhan', 2008:
Fassadendetail:
Wiederaufgebaute Gebäude in der Gasse 'Fakhry Beik':
Blick in eine der kleinen Gassen:
Fassaden:
Fortsetzung folgt
Zu meiner Zeit in Riyadh bin ich über die Jahre doch einige Male nach Beirut gereist. Die Stadt hat ein wunderbares Flair und ist eine sehr willkommene Abwechslung zur kulturellen Diaspora in Riyadh und den anderen Golfstaaten.
Da in Sachen Reiseberichten Beirut doch eher schwach in diesem Forum vertreten ist, möchte ich meine Eindrücke von dort beisteuern.
Es ist kein typischer Reisebericht, da ich nicht von einer einzelnen Reise erzähle, sondern die Eindrücke aus mehreren Jahren zusammenfasse. Über 6 Jahre war ich dann doch über 20mal dort.
Durch die zahlreichen Besuche habe ich dann auch ein gutes Gefühl dafür entwickelt, ob sich ein Viertel ändert und man gegebenenfalls sich dort nicht aufhalten sollte. Und lokale Freunde helfen da ebenfalls. Über all die Jahre bin ich in Beirut in keinerlei Situation geraten, in der ich mich unwohl oder gar unsicher gefühlt habe.
Meine Reisen folgten dabei jeweils einem ähnlichem Muster: Am Donnerstags Mittag hin und Samstagabend zurück. Das saudische Wochenende ist Freitag/ Samstag. Vor Juni 2013 waren die Reisen Mittwochmittag und Freitagabend, da das saudische Wochenende bis dahin der Donnerstag und Freitag war.
Da ich meist mit Middle East Airlines gereist bin, wird stellvertretend einer der Mittagsflüge (ME425) und ein abendlicher Rückflug (ME422) mit in den Bericht eingebaut. Die drei Mal, bei denen mich Mitreisende überredet haben, nicht MEA zu fliegen (und stattdessen Saudia oder Nasair – saudischer LCC) werden aus flugtechnischer Sicht ignoriert.
Sehr viele Libanesen arbeiten in Riyadh (in der Finanzbranche und in den Verwaltungen der Firmen) und reisen über das Wochenende nach Hause. Die MEA bietet konstant zwei tägliche Flüge zwischen Riyadh und Beirut – einen am Mittag und einem am Abend. Der Abendkurs wird oft auch mit einem A330-200 geflogen.
In 2010 waren noch viele andere Touristen an Bord und auch viele Saudis – nachdem sich die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Libanon verschlechterten (Die Regierung in Riyadh unterstellt der libanesischen Regierung eine zu starke Partnerschaft bzw. Einfluss durch den Iran) und auch die Sicherheitslage im Libanon sich verschlechterte, blieben die Saudis irgendwann aus (die saudische Regierung gab eine offizielle Reisewarnung heraus). Und die anderen (westlichen) Touristen wurden weniger.
In den Jahren 2015 und 2016 waren eigentlich nur noch Libanesen an Bord.
Der Ablauf für mich war immer der gleiche – sehr früh ins Buero und gegen 10.30 zum Flughafen, bevor das Verkehrschaos einsetzte und die Straßen verstopfte. Das Auto im Parkhaus am Flughafen abgestellt und zum Check-In. Anfangs flog MEA ab Terminal 1, wie alle ausländischen Airlines, wechselte dann aber mit dem Beitritt der Saudia zu Skyteam ins Terminal 2 (internationale Flüge von Saudia).
Check-In war meist recht schnell und tagsüber war auch die Ausreise schnell – keine langen Schlangen.
Das Terminal 1 in Riyadh:

Der Middle East Airlines MEA Airbus A321-200 OD-RMI wird für den Flug ME425 nach Beirut vorbereitet:

Die Flüge waren in der überwiegenden Zahl äußert pünktlich und anders verglichen zu den sonstigen Airlines der Region wissen die libanesischen Flugbegleiterinnen, wie man mit (männlichen) arabischen Fluggästen umgeht und denen eine klare Ansage macht, wie Man
Start nach Süden mit Blick auf den Flughafen Riyadh – das obere Dreieck ist Terminal 1, das untere das ungenutzte Terminal 4. Links der Tower und die Kuppel der Flughafen Moschee:

Nach dem Start vom Flughafen Blick auf die Rennbahn von Riyadh 'King Abdulaziz Track - Al Jinadriyah' in der Wüste:

MEA serviert ein warmes Essen auf dieser Strecke, dazu vollen Bar Service. Was keine andere Airline aus dieser Region auf den Strecken nach Saudi macht, da diese den Aufwand der zollrechtlichen Behandlung (Verplombung) von Alkohol scheuen. Nicht so die MEA – Libanesen schätzen es nun mal, sich als gute Gastgeber zu präsentieren:

Auch nach Beginn des Syrienkrieges flog MEA den direkten Weg von Riyadh über Syrien (da Israel nicht überflogen werden darf). Saudia flog dann einen großen Bogen über das Mittelmeer.
Schneebedecktes Hermongebirge zwischen Libanon und Syrien (Flug im Februar)

Im Libanon gibt es im Winter auch Wintersport – bei dem Schnee kein Wunder:

Libanon-Gebirge und die Küste des Mittelmeers während des Anfluges auf Beirut

Je nach Jahreszeit auch schneebedeckt:

Anflug auf den Flughafen Beirut Rafiq-Hariri, Blick auf die Viertel Ain Al-Mreisse, Hamra und Raouché:

Aus einer etwas anderen Perspektive – im Vordergrund das 'Mövenpick Hotel':

Blick auf die enge Bebauung im Viertel Raouché:

Beirut - Rafiq-Hariri Flughafen – Terminalgebäude, Tower und Qatar Maschine:

Der Middle East Airlines Airbus A321-200 OD-RMI im Retrolack nach der Ankunft aus Riyadh King Khaled als Flug ME425:

Die Einreise war immer recht schmerzlos – als Deutscher gibt es Visa on Arrival. Meist musste ich noch kurz auf den Koffer warten und dann ging es per Taxi in die Innenstadt. Ich hatte meist ein Hotel im Viertel 'Minet Al-Hosn' nahe der Innenstadt. Einfach weil es zentral gelegen ist und sowohl die christlichen Viertel (angefangen mit Gemmayzeh) und muslimischen Viertel wie z.B. Hamra gut erreichbar waren.
Auf dem Weg zur Stadtmitte auf der Stadtautobahn Salim Salam mit der Hamza Moschee:

Durch die Straßenschluchten Beiruts:

Apartmentgebäude an der Stadtautobahn Salim Salam:

Im Folgenden nun ein paar Eindrücke nach Stadtvierteln gruppiert und über die Jahre hinweg.
Beirut ist auch heute noch spürbar geteilt, was die Bewohnerschaft angeht. Es gibt die christlichen (meist auch wohlhabenderen) Viertel und die muslimisch geprägten. Nicht schwarz-weiß, aber doch deutlich sichtbar. Darüber hinaus das Stadtzentrum ('Beirut Central Business District') mit dem Parlament – dieses Gebiet wurde im Bürgerkrieg, der 1990 endete, weitgehend zerstört und ist mittlerweile wieder aufgebaut, dabei hat man sich Mühe gegeben, die historische Bausubstanz zu bewahren bzw. wieder herzustellen.
'Beirut Central Business District':
Der Wiederaufbau des Stadtzentrums erfolgte durch den privaten Konzern 'Solidere', der vom Staat das Recht bekam, die Grundstücke und Rest-Immobilien aufzukaufen und anschließend großflächig zu sanieren. Der Firma kam doch sehr gelegen, dass die meisten Eigentümer mangels Kapital ihre zerstörten Gebäude und Grundstücke zu einem relativ niedrigen Preis verkauften. 'Solidere' hat in Beirut nicht den besten Ruf und es gibt reichlich Kritiker.
Das Ergebnis ist auch eher mit einer Mall vergleichbar und vergleichsweise steril.
Der Osten des Stadtzentrum am Märtyrer-Platz wird von der 'Mohammad Al-Amin Moschee' dominiert (2008 eröffnet):

Gleich um die Ecke ist die St. Elias Kirche:

Blick durch die wiederaufgebaute Altstadt über den 'Place d'Etoile' auf die Mohammad Al-Amin Moschee:

Das Ganze bei Tageslicht:

Der 'Place d'Etoile' mit dem Uhrenturm

Das Parlamentsgebäude am 'Place d'Etoile':

Die Straßen um den Platz waren anfangs voller Restaurants und Cafés, in denen sich die die arabischen Besucher aus den Golfstaaten tummelten:

Nachdem die Spannungen zwischen den Libanon und speziell Saudi-Arabien zunahmen – Syrien und damit der Iran hat(te) starken Einfluss auf den Libanon und dies führte zu Spannungen mit den Golfstaaten – und diese am Ende ihren Bürgen nahe legten, nicht in den Libanon zu reisen, brach der arabische Tourismus ungefähr 2012/ 2013 ein. Und diese Cafés verwaisten und sind eher leer bzw. geschlossen.

Östlich des 'Place d'Etoile' finden sich ein paar Blöcke mit Fußgängerzonen und schönen Stadthäusern – hier mit der Installation 'Shark' von 'Xavier Veilhan', 2008:

Fassadendetail:

Wiederaufgebaute Gebäude in der Gasse 'Fakhry Beik':

Blick in eine der kleinen Gassen:

Fassaden:

Fortsetzung folgt